Ich habe gelesen, dass du in Celje, der slowenischen Handball-Stadt schlechthin, geboren wurdest. Da war der Weg zum Handball sicherlich vorgezeichnet?
Blaz Blagotinsek: Also geboren bin ich in Slovenj Gradec, und dann lebten wir in Velenje. Erst als ich sieben Jahre alt war, zogen wir in die Nähe von Celje. Für meine Handball-Karriere entscheidend war die Europameisterschaft 2004. Die fand in Slowenien statt. Unser Nationalteam schaffte es bis ins Finale. Es herrschte eine Riesen-Euphorie im Lande. Alle wollten in die Halle, die Leute saßen auf der Treppe. Ich war noch klein, sah das Endspiel im Fernsehen – und wollte unbedingt Handballer werden. Ich spielte zunächst in der Schule. Der RK Celje hatte aber alles im Blick, und ich durchlief dann alle Altersklassen bis zu den Männern. Zwischendurch wurde ich für ein paar Monate nach Krsko ausgeliehen. 2014 hatte ich es aber geschafft – und ich hatte meinen Platz im Männer-Team.
Wie oft bist du noch in Celje?
Blaz Blagotinsek: Manchmal sind die Lehrgänge unseres Nationalteams in Celje, sonst nur ein paar Tage im Winter und vor allem im Sommer. Wir sind dann zu Besuch bei der Familie. Flensburg erinnert mich übrigens an Celje. Die Größe und die Einkaufszentren sind ähnlich. Celje liegt auch an einem Gewässer, am Fluss Savinja.
Warum hast du 2016 den RK Celje verlassen und bist nach Veszprém gewechselt?
Blaz Blagotinsek: Ich hatte ein gutes Angebot und Veszprém eine sehr gute Mannschaft. Plötzlich stand ich mit Profis wie Aaron Palmarsson. Christian Zeitz, Laszlo Nagy, Momir Ilic oder Andreas Nilsson in einem Team. Ich hatte eine gute Zeit, machte wichtige Schritte in meiner Entwicklung. Insgesamt vier Mal waren wir beim Final Four in Köln. Dort habe ich alle Platzierungen durch – mit Ausnahme des ersten Platzes.
Du warst sechs Jahre in Veszprém. Dort gibt es eine der lautesten Hallen und die frenetischsten Fans in Europa. Die Campushalle steht dem kaum nach. Ist dir eine solche Atmosphäre wichtig oder bekommst du während des Spiels so etwas nicht mit?
Blaz Blagotinsek: Es ist sehr gut, wenn die Halle dabei ist. Wie es ohne Zuschauer ist, merkten wir Spieler in der Corona-Zeit. Es war schrecklich. Spiele wirkten wie ein normales Training – es fehlte an jeglicher Atmosphäre und Emotionen von den Rängen. Was interessant ist: In Veszprém war jedes Spiel in der EHF Champions League ausverkauft, in Flensburg ist es so in der Bundesliga.
Worüber freust du dich mehr: Über einen guten Block in der Abwehr oder ein eigenes Tor?
Blaz Blagotinsek: (schmunzelt) Über beides. Es macht natürlich viel Spaß, wenn wir in der Abwehr zusammenstehen und Gegentore verhindern. Ich freue mich aber auch über gute Aktionen von Johannes Golla. Und natürlich will man als Handballer auch Tore werfen.
Durch deinen Wechsel vor gut einem Jahr nach Göppingen konntest du die Bundesliga schon etwas kennenlernen. War es eine große Umstellung, als du aus der ungarischen Liga in die Bundesliga gekommen bist?
Blaz Blagotinsek: Ich hatte da bereits den Vertrag bei der SG unterschrieben. Mein Plan war es, schon etwas Deutsch zu lernen und vor allem die Bundesliga besser kennenzulernen. Sie gilt ja als beste Spielklasse der Welt – und daran wollte ich mich gewöhnen. In Ungarn gab es nur das Spitzenspiel gegen Szeged und vielleicht noch ein oder zwei andere halbwegs gefährliche Mannschaften. Dagegen kann in der Bundesliga alles passieren. Das erlebten wir beispielsweise erst vor Kurzem in Stuttgart. Mit Göppingen lief es in der Bundesliga nicht so gut, dafür kamen wir aber in der EHF European League ziemlich weit.
Der Trend im Handball der letzten Jahre, geht immer mehr zu kleinen, schnellen Spielern. Ist das für dich ein Problem? Spielst du aufgrund deiner Größe lieber gegen große, schwere Spieler?
Blaz Blagotinsek: Es ist irgendwie eine Entwicklung der letzten Jahre, dass immer mehr der Fokus auf Tempo gelegt wird. Dann wird praktisch von allen Positionen geworfen, und die Größe ist gar nicht mehr so relevant. Dazu kommt, dass man bei kleinen Spielern schnell überrascht wird. Da rechnet man mit einem Wackler – und plötzlich wird geworfen. Und wenn ich meine Arme ausstrecke, kann es passieren, dass jemand gegenläuft. Das sieht dann gefährlich aus, und ich bekomme sogar eine Zeitstrafe. Ganz ehrlich: Ich spiele lieber gegen große Handballer.