„Wir brauchen Zeit“

- Interview der Woche mit Maik Machulla

Am Mittwoch verkündete die LIQUI MOLY HBL, zum Oktober mit der Saison 2020/21 zu starten. Auch für die SG Flensburg-Handewitt herrscht nun eine größere Planungssicherheit. In einem Interview erzählt SG Coach Maik Machulla über den Stand der Dinge.

Maik, die LIQUI MOLY HBL hat einen Fahrplan zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs veröffentlicht. Das macht die Planungen sicherlich einfacher…
Maik Machulla: Es ist schön, dass es nun einen Zeitplan gibt. Wir hatten für einen Start zwischen Anfang September und Anfang Oktober mehrere Alternativen für möglich gehalten. Unsere Spieler hatten wir über eine Tendenz informiert, sie aber zugleich alle darauf hingewiesen, ihren Urlaub so zu planen, dass wir auf sie in jedem der möglichen Fälle hätten zugreifen können.

Wann geht es für die SG Akteure nun wieder los?
Maik Machulla: Voraussichtlich Ende Juli. Normalerweise würde ich mich mit fünf Wochen Vorbereitung begnügen, nun halte ich aber neun Wochen für nötig. Wir werden diese lange Zeit in zwei Blöcken aufteilen. Nach viereinhalb Monaten ohne sportspezifische Betätigung muss man ganz langsam anfangen. Über das Lauf- und Kraftvermögen mache ich mir keine Sorgen, aber für Handball brauchen wir mehr Zeit. Das Ganze wird einen Touch von Kinderhandball haben. Die Schulter wird sich erst wieder an Wurf-Situationen gewöhnen müssen. Wir werden zunächst auf Zweikämpfe verzichten. Die Trainingseinheiten werden kurz sein, in denen vorerst Passübungen oder Richtungsänderungen dominieren werden.

Wie lassen sich 38 Spieltage in der LIQUI MOLY HBL und dazu die VELUX EHF Champions League am besten bewältigen?
Maik Machulla: Da kommt richtig etwas auf uns zu, wenn wir das alles zwischen Oktober und Ende Juni schaffen sollen. Im Terminplan steht für Januar ja auch noch eine Weltmeisterschaft. Das Gros der Liga wird mit diesem Pensum keine Probleme haben. Angesichts der Termindichte sehe ich nur zwei Teams, die in den roten Bereich kommen werden: Kiel und wir. Wir wissen um diese Herausforderung, die wir auch ein Stück weit gewohnt sind: Schließlich werden wir zum neunten Mal in Folge an der VELUX EHF Champions League teilnehmen.

In den letzten Wochen warst du an einer Trainer-Taskforce entscheidend beteiligt. Wie ist es dazu gekommen?
Maik Machulla: Michael Roth hatte die Initiative ergriffen, alle Trainer anzuschreiben, um den Kontakt untereinander und den Erfahrungsaustausch in der ungewohnten Situation zu intensivieren. Kurz darauf nahmen 21 Trainer an einer Video-Konferenz teil. Jeder berichtete über seine Bedenken, die Bedingungen in seinem Verein und über die Arbeit mit seiner Mannschaft. Kollege Frank Carstens, der schon lange dabei ist, erzählte, dass er einen solch regen Austausch noch nie erlebt hätte. Wir waren uns einig, dass wir an den Tisch müssen, an dem die Dinge entschieden werden, die uns betreffen. Aus unserem Kreis wählten wir vier Vertreter und mich als Sprecher, um mit den entsprechenden Gremien der HBL über den Modus oder die unterschiedlichen Trainingsbedingungen in den Bundesländern zu sprechen. Punkte wie Chancengleichheit und Planbarkeit sind uns sehr wichtig.

Wie geht es den SG Spielern? Können nach jetzigem Stand alle in die Vorbereitung starten?
Maik Machulla: Zuletzt hatten wir zwei Sorgenkinder. Magnus Rød hatte einen kleinen Rückschlag in der Reha. Sein Fuß musste nochmals ruhiggestellt werden. Das sollte aber kein Problem darstellen. Simon Hald hingegen ist nun seit neun Monaten ohne Handball-Belastung. Sein Aufbau-Training läuft. Unser Athletiktrainer Michael Döring und unsere Physiotherapeutin Jana Kräber arbeiten intensiv mit ihm, um seine Defizite zu beheben.

Wie wird das Vorbereitungsprogramm aussehen?
Maik Machulla: Dazu kann ich noch nicht viel sagen. Wegen des späteren Starts als sonst sind alle früh vereinbarten Testspiele hinfällig. Wir bemühen uns um gute Gegner aus dem skandinavischen Raum. Definitiv geht es diesmal nicht nach Schweden. Ein Trainingslager in Dänemark oder Deutschland wäre allerdings gerade aufgrund der sehr langen Vorbereitungszeit sinnvoll.