Die Stimmung war kurz vor dem Weihnachtsfest 2005 vermasselt: Mehrere Spieler der SG waren verletzt oder angeschlagen, vor allem am Kreis klaffte eine Lücke. Da war es kein Wunder, dass der VfL Gummersbach mit dem 34:32 beide Zähler entführte und die 6300 Zuschauer in der „Hölle Nord“ nach 39 Bundesliga-Heimsiegen in 27 Monaten wieder eine Niederlage ihrer Lieblinge erleben mussten. Die Botschaft, dass der THW Kiel zeitgleich mit einem 54:34-Rekordfestival den SC Magdeburg zerlegte, bestärkte die triste Gemütslage, dass eine mehrjährige Rekordstrecke für die SG nie mehr möglich sein würde. Die Skeptiker sind längst eines Besseren belehrt. Die SG zählt seit Dekaden zu den Top-Klubs und startete immer mal wieder lange und noch längere Serien. Der Beginn ist stets unscheinbar. Am 26. Dezember 2017 retteten die Hausherren gegen die TSV Hannover-Burgdorf ein 27:27-Remis. Dann folgte in der HBL sehr lange keine Heimschlappe mehr. Die Erfolgssträhne von 44 Heimsiegen reichte über zwei deutsche Meisterschaften und einen Corona-Lockdown. „Wenn man so oft in Folge zu Hause gewinnt, bedeutet das auch, dass wir uns auf jeden Gegner sehr seriös vorbereiten und jeden Gegner sehr ernst nehmen“, erklärte SG Trainer Maik Machulla. Am 21. Februar 2021 dann das „Break“: kurioser Weise wieder ein 27:27 – diesmal gegen den TBV Lemgo.
Zuhause 55 Spiele ohne Niederlage
Der Heimnimbus war damit aber nicht komplett getilgt. Schließlich war die SG ungeschlagen geblieben. Am 10. Dezember 2017 hatte es eine 27:35-Pleite gegen den THW Kiel gehagelt. Danach standen 52 Siege in der Bilanz – und drei Unentschieden. Wie erwähnt erreichten nur Hannover und Lemgo sowie im Mai auch die Rhein-Neckar Löwen einen Punkt in der FLENS-ARENA. Schließlich zementierte die 29:33-Niederlage gegen die Füchse Berlin am 17. Juni 2021 den Vereinsrekord bei 55 Partien. Ja, Vereinsrekord. Denn in der Historie der HBL gibt es zwei Klubs, die noch länger in der eigenen Halle ungeschlagen blieben. Allen voran die SG Wallau-Massenheim, die zwischen Dezember 1991 und Februar 1996 stolze 64 Mal nicht als Verlierer vom Spielfeld schritt. Bemerkenswerter Weise streuten die Hessen zehn Unentschieden ein. Zwischen November 2007 und März 2011 schaffte der THW 58 Heimpartien ohne Schlappe – bei nur vier Punkteteilungen.