Wahnsinnige Serien

- Die Rekordserien der SG und der HBL

Der Heimnimbus wurde in der letzten Zeit oft beschworen. Zwischen Dezember 2017 und Juni 2021 hatte die SG Flensburg-Handewitt zu Hause kein Ligaspiel verloren. Das waren 42 Monate und 55 Partien. Ein Blick in die Historie bringt so manche erstaunliche Rekordserien zum Vorschein – nicht nur bei der SG.

Die Stimmung war kurz vor dem Weihnachtsfest 2005 vermasselt: Mehrere Spieler der SG waren verletzt oder angeschlagen, vor allem am Kreis klaffte eine Lücke. Da war es kein Wunder, dass der VfL Gummersbach mit dem 34:32 beide Zähler entführte und die 6300 Zuschauer in der „Hölle Nord“ nach 39 Bundesliga-Heimsiegen in 27 Monaten wieder eine Niederlage ihrer Lieblinge erleben mussten. Die Botschaft, dass der THW Kiel zeitgleich mit einem 54:34-Rekordfestival den SC Magdeburg zerlegte, bestärkte die triste Gemütslage, dass eine mehrjährige Rekordstrecke für die SG nie mehr möglich sein würde. Die Skeptiker sind längst eines Besseren belehrt. Die SG zählt seit Dekaden zu den Top-Klubs und startete immer mal wieder lange und noch längere Serien. Der Beginn ist stets unscheinbar. Am 26. Dezember 2017 retteten die Hausherren gegen die TSV Hannover-Burgdorf ein 27:27-Remis. Dann folgte in der HBL sehr lange keine Heimschlappe mehr. Die Erfolgssträhne von 44 Heimsiegen reichte über zwei deutsche Meisterschaften und einen Corona-Lockdown. „Wenn man so oft in Folge zu Hause gewinnt, bedeutet das auch, dass wir uns auf jeden Gegner sehr seriös vorbereiten und jeden Gegner sehr ernst nehmen“, erklärte SG Trainer Maik Machulla. Am 21. Februar 2021 dann das „Break“: kurioser Weise wieder ein 27:27 – diesmal gegen den TBV Lemgo.

Zuhause 55 Spiele ohne Niederlage
Der Heimnimbus war damit aber nicht komplett getilgt. Schließlich war die SG ungeschlagen geblieben. Am 10. Dezember 2017 hatte es eine 27:35-Pleite gegen den THW Kiel gehagelt. Danach standen 52 Siege in der Bilanz – und drei Unentschieden. Wie erwähnt erreichten nur Hannover und Lemgo sowie im Mai auch die Rhein-Neckar Löwen einen Punkt in der FLENS-ARENA. Schließlich zementierte die 29:33-Niederlage gegen die Füchse Berlin am 17. Juni 2021 den Vereinsrekord bei 55 Partien. Ja, Vereinsrekord. Denn in der Historie der HBL gibt es zwei Klubs, die noch länger in der eigenen Halle ungeschlagen blieben. Allen voran die SG Wallau-Massenheim, die zwischen Dezember 1991 und Februar 1996 stolze 64 Mal nicht als Verlierer vom Spielfeld schritt. Bemerkenswerter Weise streuten die Hessen zehn Unentschieden ein. Zwischen November 2007 und März 2011 schaffte der THW 58 Heimpartien ohne Schlappe – bei nur vier Punkteteilungen.

Historische Rekordserien
Weit zurück liegen ähnlich lange Serie ohne jeglichen Fleck auf der weißen Weste: Der TV Großwallstadt reihte von Januar 1976 bis Mai 1981 stolze 52 Erfolge aneinander. Der VfL Gummersbach brachte es zwischen Oktober 1979 und Juni 1983 immerhin auf 48 Siege in Serie. Noch atemberaubender klingt der Rekord aus der früheren DDR-Oberliga. Der SC Magdeburg konnte zwischen November 1974 und Mai 1986 in eigener Halle nicht bezwungen werden. Das waren sagenhafte 107 Spiele. Unabhängig von einem Heimstatus hält der THW Kiel sämtliche Rekordserien der Bundesliga. Von Mai 2011 bis September 2012 siegte er 40 Mal in Folge. Diese Serie verlängerte sich durch ein Unentschieden bis Ende November 2012 auf 51 ungeschlagene Partien. Die SG schaffte es immerhin zwischen März 2018 und 2019 satte 32 Siege hinzulegen – eingerahmt von zwei Niederlagen beim SC Magdeburg. In dieser Saison war sie immerhin 30 Begegnungen lang ungeschlagen.

So lief es auswärts
Auswärtssiege sind naturgemäß etwas schwieriger, sodass die Serien bescheidener aussehen. Die Bestmarke geht abermals an den THW Kiel, der zwischen Mai 2011 und September 2012 immerhin 21 Erfolge auf fremdem Spielfeld aneinanderreihte. 15 Auswärtssiege glückten drei Mal in Serie: zwei Mal den „Zebras“ und einmal der SG, und zwar zwischen März 2018 und März 2019.

Die besten Starts in eine Saison
In die Spielzeit 2018/19 startete die SG mit 24 Siegen in Folge. Eine Leistung, die nur einmal in 55 Jahren Handball-Bundesliga überboten wurde. In der Saison 2011/12 lieferte der THW Kiel eine komplett blütenweiße Bilanz mit 34 Siegen ab. In der Spielzeit 2008/9 blieben die „Zebras“ die ersten 28 Begegnungen ungeschlagen. Einem Auftakt-Remis gegen Bayer Dormagen folgten 27 Erfolge.