Tobias Karlsson analysiert

- Der „Capitano“ macht den Liga-Check

Tobias Karlsson gehört zu den Legenden der SG Flensburg-Handewitt. Neun Jahre – so lange wie kein anderer – war er der Mannschaftskapitän, bis er 2019 seine Karriere beendete. Der „Capitano“ bleibt aber seinem Sport verbunden, fungiert inzwischen als Teammanager der schwedischen Nationalmannschaft, deren Akteure hauptsächlich bei Bundesligisten unter Vertrag stehen. Dementsprechend hat Tobias Karlsson die LIQUI MOLY HBL auch abseits der SG stets im Blick und eignet sich besten für den Liga-Check.

Der Meister-Kandidat: Wenn ich alles bedenke, muss ich den THW Kiel zum großen Favoriten erklären. Die Mannschaft ist schon eingespielt – und bekommt jetzt auch noch Sander Sagosen, den wohl derzeit besten Handballer der Welt, dazu. Hätten die Kieler gewusst, dass sich Nikola Bilyk so schwer verletzten würde, hätten sie gewiss Lukas Nilsson gehalten. Aber auch so ist der Kader breit genug.

Die Verfolger: Zuerst möchte ich da natürlich meine SG nennen, eine gute Truppe. Die Verletzungen im Mittelblock machen mir allerdings Sorgen, sodass ich die SG nicht als den Topfavoriten nennen kann. Die drei Neuzugänge sind überzeugend. Lasse Møller war ein dominanter Spieler in der dänischen Liga, Mads Mensah hat sich seine Bundesliga-Sporen bereits verdient, und Franz Semper ist ein komplett anderer Typ, der sich im rechten Rückraum gut mit Magnus Rød ergänzen wird. Als sehr stark sind einmal mehr die Rhein-Neckar Löwen einzuschätzen. Gerade der Rückraum wurde um Andy Schmid interessant erneuert. Albin Lagergren ist ein sehr guter Teamplayer, der seine Nebenleute aufwertet, Lukas Nilsson hat sein Hammer-Potenzial schon mehrfach angedeutet, und Mait Patrail zählt zu den besonders schlauen Spielern. Dem SC Magdeburg könnte Albin Lagergren fehlen. Ansonsten konnten die wichtigen Spieler gehalten werden, sodass mit dem SCM wieder zu rechnen ist. Bei den Füchsen Berlin bin ich mir indes nicht so sicher, ob es für ganz oben reicht. Sie waren zuletzt nicht sehr konstant.

Die Europa-Anwärter: Wie in jedem Jahr stecken im Kader der MT Melsungen große Möglichkeiten. Die Hessen verfügen über einen starken Trainer, tätigten wieder gute Verpflichtungen, und Julius Kühn sollte diesmal von Anfang an fit sein. Viel traue ich dem HC Erlangen zu. Ich bin sehr gespannt, wie sich Michael Haas als Trainer macht. Simon Jeppsson kann eine richtig gute Verstärkung werden, wenn er sein Potenzial abruft. Die TSV Hannover-Burgdorf dürfte auch diesem Kreis an Teams angehören, auch wenn mit Timo Kastening, Mait Patrail und vor allem Morten Olsen wichtige Spieler abgingen. Nennen möchte ich den Bergischen HC, dessen Umfeld es versteht, recht unbekannte Akteure zu holen, die dann aber so gut werden, dass sie überall gefragt sind.

Die Absteiger: Ganz unten sehe ich die beiden Kellerkinder der letzten Serie und die beiden Aufsteiger. Bei der HSG Nordhorn-Lingen liefern Mannschaft und Verein stets einen großen Kampf, reichen wird es aber kaum zum Klassenerhalt. Die Eulen Ludwigshafen sind ein sehr unangenehmer Gegner, aber mit Kai Dippe hörte auch ein Spieler auf, der für die unvergleichliche Mentalität dieses Teams steht. Beim HSC Coburg kenne ich natürlich Drasko Nenadic sehr gut. Eine gute Verpflichtung für den Aufsteiger, genug ist das aber wohl nicht. Beim TUSEM Essen fallen mir gar keine bekannten Namen ins Auge. Selbst die Neuzugänge bringen nur Zweitliga-Erfahrung mit.