„Schön wäre es“

- Unter SG Entzug, Teil 4

Über fünf Monate ist es nun her, dass die SG Flensburg-Handewitt letztmals in der FLENS-ARENA spielte. Nun steht David auf den Treppen zum Handball-Tempel, der immer noch verwaist ist. „Ein komisches Gefühl“, sagt der Fan. „Stand jetzt ist ja gar nicht abzuschätzen, in welche Richtung es gehen wird – aber schön wäre es natürlich, wenn wir uns alle wieder in der Halle sehen würden.“

Seit März war der 35-Jährige nicht mehr in der „Hölle Nord“. Und um keinen Wehmut aufkommen zu lassen, bediente er sich auch nur einmal in der Nostalgie-Kiste. Einen früheren 25:20-Erfolg seiner SG über den THW genoss David nochmals. Schon im Dezember 1998 hatte er in der Fördehalle mitgefiebert. Als Fan ist er ein „alter Hase“, saß in der Kindheit bereits im Geräteschuppen der Wikinghalle. Er gehört dem Fan-Club „Hölle Nord“ an, war früher auch Vorsänger auf der Nordtribüne. Nur einmal hatte er einen Sitzplatz direkt hinter der Bank. Wie es dazu kam, weiß er nicht mehr – aber es war eine denkwürdige Partie. Im Frühjahr 2005 hatte die SG einen 14-Tore-Rückstand gegen Montpellier wettgemacht, die Südfranzosen hatten nur noch einen direkten Freiwurf. „Mauer nach rechts“, hört David noch heute und sieht den Ball vor seinen Augen ins Netz rauschen. Montpellier jubelte, die „Hölle Nord“ verstummte.

Viele Titel-Erinnerungen
Der SG Enthusiast registriert es mit Wohlwollen, dass sein Team inzwischen häufiger die knappen Spiele für sich entscheidet. Die Titel hat er eigentlich alle hautnah miterlebt. Schon 1997 feuerte er die SG beim EHF-Cup an und feierte am Deutschen Haus mit. Alle drei deutschen Meisterschaften haben sich tief in die Erinnerungen eingegraben. 2004 hat längst Klassiker-Status, 2018 und 2019 sind noch frisch. „Gegen Göppingen kam man schon in Feierlaune und erlebte noch so einen Krimi“, erzählt David, der besonders vom letztjährigen Düsseldorf-Trip schwärmt: „2000 Fans beteiligten sich an der Choreo in der Arena und gefühlt saßen ebenso viele im Zug.“ Bis zu seinem SG-Comeback muss sich der 35-Jährige wohl noch etwas gedulden. Aber er weiß: „An dem Tag, wenn wieder alle in die Halle dürfen, wird die Stimmung explodieren.“