Schneller und umfangreicher

- Die ersten Erfahrungen mit den neuen Regeln

Im Sommer wurden die Regeln für den Spitzenhandball in einigen Punkten geändert. In den letzten Wochen machten die Akteure der SG Flensburg-Handewitt ihre ersten Erfahrungen mit den angepassten Leitlinien. In einer ersten Bilanz dominiert die Zustimmung, es gibt aber auch ein paar überraschende Erkenntnisse.

Im September betätigte SG Coach Maik Machulla erstmals in der FLENS-ARENA den roten Buzzer. Diese Neuerung hat gewiss Signalwirkung, ein anderer Eingriff in die Regeln hat definitiv größere Auswirkungen auf das Spielsystem. Es klingt undramatisch, wenn es heißt, dass sich beim Anwurf der Fuß des ausführenden Spielers nicht mehr auf der Mittellinie befinden muss, sondern irgendwo im vier Meter breiten Anwurfkreis. Doch das Ergebnis ist eindeutig. „Das Spiel ist noch einmal einen Tick schneller geworden“, bestätigt Co-Trainer Mark Bult, der sich in der Vorbereitung und für die Analyse schon etliche Partien angeschaut hat. „Mir scheint es für die Schiedsrichter fast etwas zu schnell geworden zu sein. Sie müssen laufen und dabei handeln.“ Die Zahl der Spiele, in denen zumindest eine Mannschaft über 35, wenn nicht sogar über 40 Tore wirft, hat zugenommen. „Der Handball ist so attraktiver“, findet Gøran Søgard. Offenbar scheint die neue Regel eine Gegentaktik zu den oft praktizierten sieben Feldspielern zu sein. In den Übungseinheiten wird wiederum ein Rezept gegen die beschleunigte „schnelle Mitte“ gesucht. „Man analysiert auch, warum man von den Gegenspielern so schnell überrannt wird und versucht, noch schneller in die Abwehr zurückzukommen“, verrät Johannes Golla.

Passivspiel und Schutz der Torhüter
Ebenfalls neu: Beim Passivspiel darf die angreifende Mannschaft ab dem gehobenen Arm der Schiedsrichter nur noch vier statt sechs Pässe spielen, bis ein Abschluss erfolgen muss. Die Spieler begrüßen diese Änderung. „Man stand ja manchmal schon sehr lange in der Abwehr und wurde für seine Arbeit nicht belohnt“, meint Johannes Golla. Und Gøran Søgard verrät: „Bei sechs Pässen mogelten sich manche Mannschaften – so auch wir – von Freiwurf zu Freiwurf und streckten einen Angriff oft noch um 40 Sekunden.“ Noch gar nicht ins Gewicht gefallen ist die Option der Referees, einen Schützen für zwei Minuten auf die Bank zu verbannen, wenn er einen Torhüter aus einer freien Wurfsituation heraus am Kopf trifft. „Ich finde es schön, dass an uns Keeper gedacht wird“, sagt Kevin Møller, der in seiner Karriere schon einige Bälle ins Gesicht bekam. „Andererseits müssen die Schiedsrichter schon so viele Dinge beachten – und jetzt kommt nochmals eine Aufgabe dazu.“ Bei der Analyse der Wurfbilder hat Kevin Møller keine Veränderungen wahrgenommen. „Auf diesem Niveau wissen die Spieler genau, wie sie werfen wollen“, sagt der Schlussmann.