Hast du seitdem mal wieder auf den Färöer-Inseln Handball gespielt?
Johan Hansen: Einmal hatte ich mit Silkeborg ein fünftägiges Trainingslager. Zum Abschied gab es ein Testspiel gegen das Nationalteam. In der Qualifikation zur Europameisterschaft traf ich einmal auf die Färöer, aber da die neue Halle in Torshavn noch nicht fertig war, fanden beide Spiele in Dänemark statt. Es war dennoch ein spezielles Gefühl. Ein Traum wäre einmal ein Länderspiel mit Dänemark in meiner Heimat.
Derzeit kommen häufiger Spieler aus deiner Heimat in die LIQUI MOLY HBL. Woran liegt es?
Johan Hansen: Es gibt einen jungen Jahrgang, der richtig stark ist. Und es folgen weitere aussichtsreiche Spieler, die noch jünger sind. Die Förderung ist besser geworden. Ich war damals der erste der bei einem Top-Team gelandet ist. Ich hatte auch gute Trainer, wurde aber wohl nur so gut, weil ich mit einigen Freunden häufiger eine Halle stundenlang nutzen konnte und wir viel Sport in eigener Regie trieben.
Da hat sich wohl gerade in der letzten Zeit viel getan. Du spielst ja inzwischen für Dänemark…
Johan Hansen: Damals teilte der Verband mit, dass er kein Geld hätte, um irgendwelche Qualifikationsspiele für Europa- und Weltmeisterschaften zu spielen. Und für Dänemark konnte ich zunächst nicht auflaufen, da ich wegen einem Einsatz für die Färöer drei Jahre warten musste. Ich habe den Wechsel zur dänischen Nationalmannschaft nie bereut, ich habe schon viel erlebt. Ich gewann Silber bei den Olympischen Spielen in Tokio. Und wenn ich nur einen Höhepunkt nennen müsste, dann war das 2019 die Gold-Medaille bei der WM in Dänemark.
In Deutschland hast du ja zunächst in Hannover gespielt. Dort soll man das beste Hochdeutsch sprechen. Kannst du das bestätigen?
Johan Hansen: Die sind da zumindest sehr stolz darauf, aber unser Trainer war Spanier, der mit uns hauptsächlich Englisch sprach. Wir nannten es „Spenglisch“. Außerdem waren viele andere Ausländer im Team. Im zweiten Jahr kam Christian Prokop. Er war zwar kein Hannoveraner, aber wir sprachen viel Deutsch – und ich machte Fortschritte.
Im Sommer bist du zur SG gekommen. Haben sich die Erwartungen an den Wechsel erfüllt?
Johan Hansen: In jedem Fall. Ich habe mich noch nie so wohl in einem Verein gefühlt. Ich kann mir gut vorstellen, einige Jahre zu bleiben. Die Erwartungshaltung in Flensburg ist aber größer. Zwei Punkte zu verlieren, ist hier wesentlich schlimmer. Der Druck vom Verein, den Fans und uns Spielern ist größer als anderswo. Die Stimmung in der Halle hatte ich zuvor nur einmal mit Silkeborg erlebt. Ich war damals verletzt und saß auf der Tribüne. Mit Hannover war ich nur die Corona-Zeit in Flensburg. Gegen die Füchse hatte ich Gänsehaut, gegen Magdeburg war es noch besser und gegen Kiel nur fantastisch. Auch meine Familie fühlt sich wohl. In Handewitt haben wir alles. Wenn wir mal ein Café besuchen möchten, sind wir schnell in Flensburg. Und wenn ich auf Reisen mit der SG bin: Die Familie meiner Frau wohnt nur noch anderthalb Stunden entfernt.