Neuer Verein, neues Trikot

- 1973: Die Anfänge des TSB Flensburg

Vor einem halben Jahrhundert, nämlich 1973, schlüpfte der TSB Flensburg nach der Fusion von Flensburger TB und TSV Vorwärts aus dem Ei. Die Handballer waren die ersten, die im neuen Trikot des entstandenen Großvereins spielten. 17 Jahre später fusionierte ihre Sparte mit der des Handewitter SV zur SG Flensburg-Handewitt.

Es war der 24. März 1973 um exakt 17.30 Uhr, als in der Schafflunder Sporthalle ein Handball-Freundschaftsspiel angepfiffen wurde. Der Flensburger TB spielte gegen den Bundesligisten TV Grambke Bremen. Das Ergebnis war absolut zweitrangig, denkwürdig war das Erscheinungsbild. Die FTB-Ballwerfer trugen nicht ihre traditionelle Kluft, sondern hellblaue Hemden mit langen Ärmeln und roten Nummern sowie weiße Hosen. Ein Outfit, das eigentlich erst acht Tage später offiziell wurde. Denn erst zum 1. April 1973 trat die Fusion von FTB und TSV Vorwärts zum TSB Flensburg in Kraft. Hinter den Kulissen hatten die Funktionäre schon länger an einem Großsportverein gebastelt. Sie beabsichtigten, ihren Mitgliedern ein umfangreiches Sportangebot anzubieten, träumten von der Fußball-Regionalliga und der Etablierung in der Handball-Bundesliga. Seit Herbst 1970 befand sich der Flensburger TB auf der Suche nach einem Partner, führte Vorgespräche mit Flensburg 08, DJK Flensburg, VfB Nordmark und PSV Flensburg. Konkrete Verhandlungen entwickelten sich nur mit dem TSV Vorwärts. Es bildete sich ein Fusionsausschuss. Am 4. Mai 1972 waren sich die Vorstände beider Vereine einig.

Allein in der Regionalliga
Es sah alles danach aus, als ob die besten Handballer der Stadt in der Saison 1972/73 letztmals das FTB-Logo tragen würden. Nach dem Abstieg von Flensburg 08 beackerten sie das Feld der Regionalliga inzwischen allein, hofften auf eine sofortige Rückkehr ins Oberhaus. Obwohl die Flensburger gut starteten, musste Trainer Hubert von Massow seinen Hut nehmen. Die Chemie stimmte nicht. Stattdessen leitete Dozent Ernst Krüger die beiden wöchentlichen Übungseinheiten. Während der Spiele trug Kurt Voß die Verantwortung auf der Auswechselbank. Der Aufstieg in die Bundesliga war zum Greifen nah. Zum letzten Auswärtsspiel in Wolfsburg starteten drei Sonderbusse am Flensburger ZOB. 160 Fans gaben den Ton an in der VW-Stadt. Nach 15 Minuten rutschte Spielgestalter Trutz Kob aus, schrie auf und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Eine schwere Achillessehnen-Verletzung. Seine Teamkameraden waren geschockt, agierten immer nervöser und verloren mit 14:15. Der direkte Kontrahent PSV Hannover nahm das Bundesliga-Geschenk an.

Der Weg zur Fusion
Zu diesem Zeitpunkt war der Fusionsmotor wieder angesprungen. Am 1. Dezember 1972 war dieser doch gehörig ins Stottern geraten, als im Blauen Saal des Deutschen Hauses unter den FTB-Mitgliedern keine Zwei-Drittel-Mehrheit für den Zusammenschluss zustande gekommen war. Widerspruch formierte sich vor allem unter den traditionellen Turnern. Der Vorstand trat noch am selben Abend geschlossen zurück. Der ehemalige Handballer Ulff-Günter Mau übernahm die kommissarische Führung. Es stellte sich heraus, dass zur Versammlung nicht satzungsgemäß eingeladen worden war. Die Tagesordnung hatte nicht in den Info-Kästen ausgehangen. Am 8. Januar 1973 wurde die FTB-Abstimmung wiederholt, diesmal mit 166 zu 13 Stimmen für die Fusion. Am 8. März 1973 hob die Gründungsversammlung im Jugendtreff „Zur Exe“ den neuen Großsportverein mit fast 3000 Mitgliedern aus der Taufe. Er firmierte als „Turn- und Sportbund Flensburg“, kurz TSB. Die neuen Vereinsfarben: blau, weiß und rot. Helmut Schumann, bislang Vorsitzender vom TSV Vorwärts, führte den neuen Klub. Er hielt eine Ansprache, die zeitlos wirkte. Er sagte unter anderem: „Ein moderner Verein muss in erster Linie ein Dienstleistungsunternehmen, aber auch ein kostendeckend arbeitender Wirtschaftsbetrieb sein, der nach modernen Gesichtspunkten geführt wird.“ Der alte FTB stellte die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Hans-Walter Martens und Erich Haupt. Die Leitung der neuen Handballabteilung übernahm Werner Petersen.

So ging es im Handball weiter
Einen regen Zustrom weiterer starker Ballwerfer verzeichnete der Regionalligist indes nicht. „Die besten Handballer des TSV Vorwärts spielen schon seit Jahren beim FTB“, erklärte Ulff-Günter Mau. Das waren Hans-Joachim Krüger, Klaus-Jürgen Krüger und Hans Jürgen Zastera. Zum Stamm der ersten TSB-Mannschaft zählten auch Helmut Wolff, Uli Althoff, Sönke Jessen, Heinz-Werner Kuhn, Sönke Voß, Knut Börnsen, Gerhard Brast, Wolfgang Ziriakus und der wiedergenesene Trutz Kob. Die TSB-Premiere endete am 23. September 1973 mit einer überraschenden 15:18-Niederlage beim PSV Hamburg. Drei Tage später folgte der erste Sieg, ein 14:12 gegen die Reserve des Hamburger SV. Die 700 Zuschauer in der Idraetshalle freuten sich besonders über die ersten Tore der Neuzugänge Lewe Volquardsen und Hannes Sobotta.