Neuanfang in der Heimat

- Franz Semper spielte drei Jahre für die SG

Ende April traf diese Nachricht ein: Die SG Flensburg-Handewitt und der SC DHfK Leipzig einigten sich auf einen Transfer von Franz Semper in diesem Sommer. Sein Kontrakt war ursprünglich bis Juli 2024 datiert. Nun kehrt der 25-Jährige vorzeitig zurück in die Sachsenmetropole, in der er schon sieben Jahre lang gelebt hatte.

Der Wechsel aus Leipzig in den hohen Norden war bereits im Frühjahr 2019 eingetütet worden. Franz Semper galt als großes Talent, ihm wurden beste Perspektiven für die DHB-Auswahl vorhergesagt. Er bestach durch seine Stärke in Eins-gegen-eins-Situationen und durch seinen enormen Drang gen Tor. Dem jungen Handballer selbst gefiel damals das „sehr gute Gesamtkonzept mit Trainer, Mannschaft und Umfeld“. Die Erwartungen erfüllten sich nicht, großes Verletzungspech warf den Hoffnungsträger immer wieder zurück. „Ich konnte bei der SG leider nicht viel erleben“, sagt Franz Semper. „Und als ich wieder komplett fit war, spielte ich nicht so viel.“ Schon die ersten Wochen in neuer Umgebung waren ungünstig. Bei seiner Ankunft erinnerte sich der Neuankömmling an die Sommerferien seiner Jugend, als er mit seinen Eltern an der Ostsee campte. Nun erblickte er den Flensburger Hafen, genoss den Sonnenuntergang und die maritime Luft, aber alles war irgendwie nur Kulisse. Es herrschte im Sommer 2020 ein Corona-Lockdown, das öffentliche Leben lief nur auf Sparflamme. Und in der „Hölle Nord“ wurden Geisterspiele angepfiffen. Alles war irgendwie komisch.

Das Verletzungspech
Nach nur wenigen Monaten, im Dezember 2020, ein herber Rückschlag: Franz Semper erlitt einen Kreuzbandriss. Seitdem machte das linke Knie immer wieder Sorgen, was zu längeren Pausen führte. Der 25-Jährige war stets fleißig und geduldig. Die SG glaubt an die Qualitäten des Linkshänders. Obwohl er verletzt war, verlängerte sich der Kontakt bis 2024. Es gab immer mal wieder gute Spiele – zum Beispiel im letzten September in Hannover – der Durchbruch blieb aber aus. „Meine Zeit in Flensburg war leider sehr von Verletzungen geprägt, die mich im Konkurrenzkampf auf meiner Position zurückwarfen“, bilanziert Franz Semper. „Zuletzt bekam ich nur noch wenig Spielzeit, während die SG sich mit weiteren Verpflichtungen für die Zukunft rüstete.“

Die Zukunft
Jetzt zieht Franz Semper um. Mit Freundin Kira, übrigens eine Flensburgerin, hat er sich bereits eine Wohnung in Leipzig ausgesucht. Schon mit 15 Jahren wohnte er in der Messestadt, ganz in der Nähe der Arena und der Trainingsstätten. Nun zieht der Profi wieder in dieselbe Gegend. Es ist die vertraute Heimat: Die Familie und viele Freunde sind in der Nähe. Franz Semper stammt aus Borna, einem 20.000-Einwohner-Städtchen im Landkreis Leipzig. Bei seinem Jugendverein Bornaer HV 09 erlernte er das Handball-ABC und schloss sich 2013 dem SC DHfK Leipzig an.

Die Rückkehr zum Ex-Klub
Bei seinem Ex-Klub probt er nun den Neuanfang. Aus dem letzten SC-Kader, dem er im Frühling 2020 angehörte, sind noch einige bekannte Gesichter dabei. Lukas Binder, Lucas Krzikalla, Luca Witzke, Marko Mamic, Maciej Gebala und Co-Trainer Milos Purera. Der Trainer ist zwar noch relativ frisch beim Team, aber kein Unbekannter: Runar Sigtryggsson trainierte einst den Zweitligisten EHV Aue und lebte in Leipzig. Dessen Sohn spielte in der sächsischen Auswahl – zusammen mit Franz Semper. Der tauschte sich mit dem Coach bereits über seine zukünftige Rolle und ein paar taktische Besonderheiten aus. „Wir wollen in den nächsten Jahren Kurs auf den Europapokal nehmen“, nennt Franz Semper die Marschroute.

Besuche im Norden
Definitiv einmal pro Saison wird er zukünftig in die „Hölle Nord“ kommen – zum Punktspiel mit dem SC DHfK Leipzig. Weitere Stippvisiten sind aber programmiert, wegen der Familie seiner Flensburger Freundin. Gut möglich, dass der Handball dann einen Besuch in der Campushalle einstreut. „Sie gehört zu den besten Hallen in Europa“, weiß Franz Semper. „Es war eine Ehre für mich, dort aufzulaufen.“ Aber auch in Leipzig herrscht bei den Handball-Partien eine gute Stimmung. Der Blick geht nach vorne. Es geht zurück in die Heimat.