Bislang ist es ein ganz gewöhnlicher Tag. Emil Jakobsen war um acht Uhr aufgestanden, frühstückte, machte sich auf den Weg zur Duburghalle und trainierte. Doch zur Mittagszeit ist er plötzlich ein gefragter Mann. Für einen Podcast soll der Handballer ein dänisches Weihnachtslied singen, ein dänischer Journalist hat sich für ein Portrait-Termin angemeldet, das Social-Media-Team der SG heftet sich an seine Fersen, und auch unser Gespräch geht über die Bühne. Kapitän Lasse Svan tritt kurz an den Tisch, stellt zwei Flaschen Rotwein ab und sagt mit einem Lächeln: „Du kannst mit ihm auf Deutsch sprechen.“ Bislang erfüllte Emil Jakobsen die Interview-Anfragen hauptsächlich auf Dänisch oder Englisch. Deutsch hatte er in der Schule etwas gelernt, sich in den letzten Monaten soweit mit den vielen neuen Wörtern vertraut gemacht, dass er das meiste im Trainings- und Spielbetrieb versteht. „Manchmal helfen mir Lasse Svan und Mads Mensah auf Dänisch“, verrät der Neuzugang. „Und es kommt auch vor, dass Jim Gottfridsson auf Schwedisch an mich herantritt.“ Immer dienstags marschiert Emil Jakobsen durch die Fußgängerzone und absolviert bei „Berlitz“ einen Einzelunterricht. 90 Minuten lang wird viel auf Deutsch gesprochen. Die Fortschritte der letzten fünf Monate sind deutlich zu hören.
Die Anfänge im Handball
Aufgewachsen ist der 23-Jährige in Kerteminde, einem 8000-Seelen-Ort im Nordosten der dänischen Insel Fünen. Während sich Kulturinteressierte am Großen Belt gerne eine Granitplastik oder ein Wikingerschiff anschauten und Gewerbetreibende den großen Fischereihafen ansteuerten, entdeckte Emil Jakobsen die richtigen Lokale für das beste Soft Ice für sich – und den Sport. Zunächst probierte er es mit Fußball. Aber schon als junger Teenager war klar, dass er Handballer werden wollte. Vielleicht hatte er nicht gedacht, dass er ein sehr guter Spieler werden würde, aber zumindest ein guter. Denn dieser Weg war vorgezeichnet angesichts eines handballaffinen Elternhauses. Die Mutter agierte als Linkshänderin im rechten Rückraum, der Vater als Spielmacher. Ihr Sohn indes war schon bald auf dem linken Flügel gesetzt. „Ich war relativ klein“, erzählt er. „Erst später machte ich einen Schuss in die Höhe.“ Wer weiß, vielleicht wäre aus ihm auch ein gutes Rückraumass geworden, wenn das Wachstum früher eingesetzt hätte.