Im SG Dauerfieber

- Folge 28: Holger Hoffmann

Handball ist Tempo, Athletik und Raffinesse. Aber auch die Emotionen spielen eine wichtige Rolle. Auf und neben dem Spielfeld. Ohne die Zuschauer wäre die „Hölle Nord“ nicht vorstellbar. In einer Serie des KONTER werden einige Fans vorgestellt. Wie entstand die Begeisterung zur SG Flensburg-Handewitt? Was waren die persönlichen Höhepunkte?

Holger Hoffmann trägt stets ein Trikot der SG Flensburg-Handewitt mit der Nummer 72. Einen Spieler, der diese beiden Ziffern auf dem Rücken hatte, gab es in der langen Vereinshistorie noch nicht. Aber es ist der Geburtsjahrgang des Flensburgers, der in der Fan-Szene zu den „alten Hasen“ zählt. Denn es war in der Saison 1989/90, als Holger Hoffmann bei Freunden in Weiche war und deren Vater, der stets von den Heimspielen der SG Weiche-Handewitt schwärmte, drei Karten über hatte. Plötzlich saßen die Jugendlichen hinter dem Tor auf der Osttribüne der Handewitter Wikinghalle und hatten die lange Reihe der Stehplätze im Blick. Sie war der Stimmungs-Hotspot, da flog das Konfetti. „Da wollten wir auch hin“, erinnert sich der heute 51-Jährige. Irgendjemand vermittelte den Kontakt zu Günter Ahlers, dem damaligen Vorsitzenden des Handewitter SV, der hin und wieder ein paar Karten vom Streifen abriss. Sehr bald wurde aus den Gelegenheitsbesuchen in der Wikinghalle eine regelmäßige Fan-Beziehung. Holger Hoffmann hatte eine Dauerkarte für die Wikinghalle und später auch für die Fördehalle. Er lernte Leute kennen, die – wie er – noch immer die SG begleiten und trat früh in den Fan-Club „Die Wikinger“ ein. Und in der einstigen Sportlerkneipe „Wikinger“ ließen sich auch die Bundesliga-Handballer blicken. „Ihr seid die besten Fans der Welt“, sagten sie, „Und darauf trinken wir jetzt einen Schnaps.“ Man war mittendrin und ganz dicht dran.

Familiäre Wochenend-Spiele
Heute ist es bei der SG immer noch familiär. Das nimmt Holger Hoffmann gerade bei den Wochenende-Partien ganz wörtlich. Denn er kommt nicht allein in die Campushalle. Sein Sohn ist Mitglied bei „SiGi´s Möwenbande“, seine Frau hat einen Sitzplatz, und er selbst hält der Nordtribüne die Treue. „Sitzen kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagt er. Auswärts geht es drei bis vier Mal in einer Saison mit. Er schätzt es, wenn man nach den Partien mit Rückraumassen wie Jim Gottfridsson oder Lasse Møller den Small-Talk übt.

Drei Meisterschaften hautnah
Ein Blick zurück lässt ihn schwärmen. Da feierte man nach den Spielen mit Jan Fegter, „Faxe“ Jörgensen oder Rainer Cordes. Ein Erlebnis war der EHF-Cup 1997. Zum Halbfinale war der SG Fan mit nach Granollers – inklusive zwei Tage im Bus und einer Übernachtung in Lloret del Mar. Und dann die Endspiele gegen Virum Sorgenfri aus Kopenhagen: Den Schlusspunkt bildete eine Polonäse durch das Deutsche Haus. 2004, 2018 und 2019 – Holger Hoffmann war bei allen drei Meisterschaften „live“ in der Halle und saß beim dritten Mal natürlich auch im Sonderzug nach Düsseldorf. „Das Herz brennt noch immer“, sagt er. Für die SG versteht sich.