Im SG Dauerfieber

- Folge 26: Thomas Böge

Handball ist Tempo, Athletik und Raffinesse. Aber auch die Emotionen spielen eine wichtige Rolle. Auf und neben dem Spielfeld. Ohne die Zuschauer wäre die „Hölle Nord“ nicht vorstellbar. In einer Serie des KONTER werden einige Fans vorgestellt. Wie entstand die Begeisterung zur SG Flensburg-Handewitt? Was waren die persönlichen Höhepunkte?

Die Lösung: eine Dauerkarte. Thomas Böge hatte vor gut fünf Jahren ein Schlüsselerlebnis. Seine SG stand nach 14 Jahren wieder vor der deutschen Meisterschaft, es musste am 3. Juni 2018 „nur“ noch der Matchball gegen Göppingen verwandelt werden. Es herrschte eine große Euphorie. Viele Fans erhielten kein Ticket mehr – auch Thomas Böge nicht. Notgedrungen sah er sich das Spiel zu Hause am Fernseher an – und nahm sich vor, dass ihm so etwas nicht wieder passiert. „Ich hole mir eine Dauerkarte“, dachte er sich, „dann bin ich sicher in der Halle.“ Was der Schleswiger da noch nicht ahnte: Die nächste Saison wurde gnadenlos erfolgreich. Dieses Mal machte die SG in Düsseldorf ihr Meisterstück. Auswärts – und Thomas Böge war wieder nicht dabei. Dafür aber tags darauf beim Empfang auf dem Südermarkt.

Seit 17 Jahren Fiebern mit der SG
Sein „erstes Mal“ war 2007. „Ich hatte damals mit Handball nichts am Hut“, erinnert sich der heute 33-Jährige. „Mein Bruder sollte aber nicht allein in die Halle.“ Die SG zerrupfte im Viertelfinale der Champions League den FC Barcelona mit 31:21. Ein grandioser Sieg – und die Nordlichter hatten mindestens einen Fan mehr. „Da hat mich das Handball-Fieber gepackt“, schwärmt Thomas Böge, der nun häufiger in die „Hölle Nord“ kam. Zunächst hatte er einen Sitzplatz, dann probierte er die Nordtribüne aus – und blieb dort hängen. „Sitzen kann man auch zu Hause“, betont der Schleswiger. „Ich bin für den aktiven Support.“ Er steht direkt hinter dem Tor. Ist dicht dran und seit einiger Zeit im Fan-Club „Hölle Nord“. Kürzlich war Thomas Böge mit nach Hannover. Das Unentschieden war der Schönheitsfehler einer sonst runden Tour. „Man hätte den Sack früher zumachen müssen“, erkannte er. „Kurz vor Schluss hätte man den Ball bei dieser knappen Führung auf die Tribüne werfen müssen, damit sich die Abwehr ordnen kann.“ Kiel, Hamburg und – als bisheriger Entfernungsrekord – Hamm stehen in seiner Fan-Vita. „Mein Ziel ist eine Fahrt nach Mannheim zu den Rhein-Neckar Löwen“, erklärt der 33-Jährige. „Die ist aber erst in der Rückrunde an der Reihe.“

Johannes Golla und Thomas Mogensen als Lieblinge
Einen besonderen Höhepunkt bot bereits die Hinrunde: das 109. Landesderby. „Spannung bis zum Schluss“, spürte Thomas Böge. „Und das Siegtor fiel, als man schon mit einem Punkt zufrieden gewesen wäre. Emotionaler geht es nicht.“ Der Fan schwört auf die Mannschaft, hat aber auch seine Lieblinge. Zum Beispiel: Johannes Golla, „Der Typ ist Wahnsinn, wie er aus unmöglichen Situationen ein Tor machen kann“, schwärmt Thomas Böge. In der langen SG Geschichte gibt es aber einen Spieler, der ihn noch mehr beeindruckt hat: Thomas Mogensen. Der Grund: „Er hatte einen unbändigen Willen und ging durch Mauern, die keine Lücken hatten.“