Im SG Dauerfieber

- Folge 24: Niels Schnoor

Handball ist Tempo, Athletik und Raffinesse. Aber auch die Emotionen spielen eine wichtige Rolle. Auf und neben dem Spielfeld. Ohne die Zuschauer wäre die „Hölle Nord“ nicht vorstellbar. In einer Serie des KONTER werden einige Fans vorgestellt. Wie entstand die Begeisterung zur SG Flensburg-Handewitt? Was waren die persönlichen Höhepunkte?

Niels Schnoor hat es geschafft. Er hat tatsächlich an allen 34 Spieltagen der LIQUI MOLY HBL seiner SG „live“ in der Halle die Daumen gedrückt. Vor der Abschiedszeremonie gegen die Rhein-Neckar Löwen machte er zusammen mit zwei Kumpels eine Woche Urlaub in Bayern und besuchte auch die Partie beim HC Erlangen. Das ist ein echtes Dauerfieber. Der 43-Jährige ist ohnehin für Ausdauer bekannt. So meisterte er im Corona-Sommer 2020 einen Marathon an der Flensburger Förde im Alleingang. „Das Laufen hat jetzt aber nicht mehr die erste Priorität“, schmunzelt der Handball-Fan. Er wohnt in Rendsburg und ging einst mit Maik Makowka zur Schule. Der spielte zur Jahrtausendwende für die SG. Niels Schnoor war einige Male in der Fördehalle, mutierte dann aber hauptsächlich zum SG Sympathisanten am TV-Bildschirm.

Der Weg zum Stammgast
Im Dezember 2016 spielte die SG gegen GWD Minden. Eine Bekannte schleppte Niels Schnoor mit in die „Hölle Nord“. Sofort war er mit dem SG Virus infizierte und bestellte sich eine Rückrunden-Dauerkarte. Ab sofort gab es die SG im Abo. Der Handball-Enthusiast trat dem Fan-Club „Die Wikinger“ bei und später der „Hölle Nord“. Nicht nur der Sport, sondern auch das Drumherum gefällt ihm. „Man trifft so viele Leute, der Klönschnack gehört dazu“, erzählt Niels Schnoor. „Die Mannschaft ist nicht abgeschirmt. Man hat immer das Gefühl, dass da Menschen auf der Platte stehen, die sich für den Verein begeistern.“ Im letzten Sommer dacht er sich: „Zehn Auswärtsspiele – das wäre schon etwas Feines.“ Als er dann zu Weihnachten feststellte, dass er bei jedem Spiel war, sagte er sich: „Das ziehe ich durch!“ Im Bus oder Kleinbus fuhr Niels Schnoor mit der „Hölle Nord“ mit. Manchmal ging es auch im Zug oder mit dem Auto. Wetzlar und Erlangen kombinierte er mit einem Urlaub.

Schöne Nebenerscheinungen
Freundschaften entstanden. So entwickelten sich Auswärtstouren nach Lemgo oder zum Bergischen HC zu besonderen Wochenenden. Und wenn mal Spiele unter der Woche sind? Dann nimmt der 43-Jährige Urlaub oder verlegt seinen Dienst auf spielfreie Tage. Er ist als Erzieher in der ambulanten Familienhilfe des Kreises Rendsburg-Eckernförde tätig. Im Laufe der Saison erlebte Niels Schnoor viele Siege, aber auch bittere Momente. Was fehlte: eine Reise ins Ausland. Nach Ystad wurde eine Bus-Tour angeboten, aber es passte zeitlich nicht. Im Viertelfinale wollte er mit nach Aarhus, dann hieß der Gegner Granollers. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. „Mal sehen, was die nächste Saison bringt“, schmunzelt der Rendsburger vielsagend.