Im SG Dauerfieber

- Folge 22: Stefan Nissen

Handball ist Tempo, Athletik und Raffinesse. Aber auch die Emotionen spielen eine wichtige Rolle. Auf und neben dem Spielfeld. Ohne die Zuschauer wäre die „Hölle Nord“ nicht vorstellbar. In einer Serie des KONTER werden einige Fans vorgestellt. Wie entstand die Begeisterung zur SG Flensburg-Handewitt? Was waren die persönlichen Höhepunkte?

Schon eine gute Stunde vor dem Anpfiff des Nordduells gegen den HSV Hamburg schüttelte Stefan Nissen viele Hände und umarmte gute Freunde. An diesem Tag feierte er seinen 60. Geburtstag. Eine bessere Party-Location als die „Hölle Nord“ kann es für einen SG Enthusiasten wie ihn – in Fan-Kreisen kennt man ihn nur als „Sherlock“ – gar nicht geben. Er verpasst kein Heimspiel, reist auswärts mit und verfolgt die hiesige Handball-Szene bereits seit fast einem halben Jahrhundert. Es war 1974, als Stefan Nissen eine erste Regionalliga-Partie in der Idreatshalle mit dem TSB Flensburg erlebte. Er blieb am Ball. Im Februar 1977 besuchte der damalige Teenager erstmals das Handewitter Sportzentrum und zitterte beim Lokalderby mit. Auf dem kleinen Hallenheft notierte er sich den Endstand: 16:12 für die SG Weiche-Handewitt. Ende der 80er Jahre zog es ihn immer häufiger in die „Ur-Hölle-Nord“. Zunächst ergatterte der Fan manchmal eine Karte bei „Malo“, einem Getränkemarkt in Weiche. Seine erste Dauerkarte, die aus der Saison 1988/89, hat er aufgehoben.

Höhen und Tiefen
Mit einem Lächeln erzählt Stefan Nissen: „Ich habe alle Höhen und Tiefen miterlebt.“ Mit der Fusion beider örtlichen Spitzenvereine zur SG Flensburg-Handewitt fremdelte er keineswegs. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Wikinger“ und beteiligte sich an seinem 30. Geburtstag an den Aufnahmen für einen Fan-Song. 1995 trat er dem neuen Fan-Club „Hölle Nord“ bei. „Dort fühle ich mich pudelwohl und gut aufgehoben“, grinst Stefan Nissen. Seinen Spitznamen bekam er am Rande eines Fan-Club-Turniers in Niebüll verpasst. Da war „Sherlock“ bereits neugierig auf neue Reiseziele geworden.

Viele Reisen
Die SG mischte inzwischen in der deutschen Spitzengruppe und im Europapokal mit. Granollers, Göteborg oder Dünkirchen – Stefan Nissen hat schon viel gesehen. Legendär auch die Reise in den slowenischen Frühling von 2004. Die SG verlor zwar gegen Celje die Champions League, die Stippvisite mit zwei Übernachtungen machte aber alles wieder wett. Und nach Kiel fuhr Stefan Nissen 18 Mal mit und kehrte jedes Mal enttäuscht zurück. Dann, am 24. Februar 2003, die Erlösung: Die SG siegte erstmals beim Landesrivalen. Stefan Nissen kniete nach dem Schlusspfiff vor Erleichterung im Mittelkreis. Neben den sportlichen Ereignissen sind es vor allem die sozialen Kontakte, die dem SG Fan so gefallen. „Was man alles an Leuten kennenlernt“, erzählt er. „Ich habe 600 Freunde bei Facebook, fast alle kommen aus der Handball-Szene.“