„Ich war nie richtig weg“

- Das Interview der Woche: Ljubomir Vranjes

Ljubomir Vranjes war zwischen 2006 und 2017 Spieler, Kapitän, Co-Trainer, Team-Manager und Coach der SG Flensburg-Handewitt. Der Höhepunkt: der Triumph in der EHF Champions League 2014. Nun bekleidet der Schwede das neue geschaffene Amt des Sportlichen Leiters. Die Redaktion sprach mit dem 49-Jährigen.

Ljubo, wie ist es, nach gut sechs Jahren wieder für die SG tätig zu sein?
Ljubomir Vranjes: Es fühlt sich gut an. Ich treffe auf viele bekannte Gesichter, und alle sind freundlich. Es hat nicht lange gedauert, bis das Gefühl aufkam, dass ich nie richtig weg war. Aus den elf Jahren, die ich vorher bei der SG war, kenne ich natürlich vieles. Es gibt gar nicht so viele Neuerungen. Viele Dinge sind praktisch genauso wie vor sechs Jahren.

Welche Aufgaben hast du nun bei der SG?
Ljubomir Vranjes: Ganz kurz erklärt. Alles, was die Mannschaft betrifft, liegt in meiner Verantwortung. Das berührt nicht nur den sportlichen Bereich, sondern auch viele Termine im Umfeld. Es geht um Reisen, Versicherungen oder den Kontakt zu den Nationalteams und den Beratern. Auch das Scouting und die Akademie gehören zu meinem Aufgabenprofil.

Was machst du während des Trainings und während der Spiele?
Ljubomir Vranjes: Die Übungseinheiten schaue ich mir an, um sehen, wie die Spieler trainieren und mit welcher Einstellung sie dabei sind. Davor und danach gibt es viele Dinge mit den Spielern und dem Trainerstab zu besprechen und zu regeln. An den Spieltagen bin ich mit in der Kabine. Die Spiele sehe ich mir von der Seite an. Manchmal fällt mit einem anderen Blickwinkel etwas anderes auf. Ich habe natürlich auch eine große Erfahrung, die ich mit einbringe.

Die letzten sechs Jahre warst du in Ungarn, Schweden, Slowenien und Frankreich. Wo war es am schönsten?
Ljubomir Vranjes: Alle Plätze taten gut, ich habe überall viel gelernt. Südfrankreich sollte man nicht unterschätzen, das ist wirklich eine sehr schöne Region. Auch die französische Liga und die sportliche Qualität haben mich beeindruckt.

Wie war es eigentlich für dich als Trainer Sloweniens in deiner Heimatstadt Göteborg gegen Schweden zu spielen?
Ljubomir Vranjes: Es ist emotional schon schwer, gegen das eigene Land zu spielen und zu gewinnen. Die Europameisterschaft 2020 habe ich insgesamt in sehr guter Erinnerung. Nach langer Zeit stand Slowenien mal wieder im Halbfinale eines großen Turniers.

Zurück zur SG: Wie schätzt du die aktuelle Mannschaft ein?
Ljubomir Vranjes: Wir haben eine Hammer-Mannschaft mit sehr guten Spielern und Trainern. Mit dem Umfeld sind die Voraussetzungen bestens. Die Trainer sind nun damit beschäftigt, dass bis zum 24. August alle bereit sind. Wir sind heiß auf alle Titel. Die Möglichkeiten sind da. Wir haben Respekt vor jedem Gegner, aber keine Angst zu behaupten, dass wir gut sind.

Wie siehst du den Saisonauftakt mit so starken Gegnern wie Hamburg, Magdeburg und Kiel? Ist es so etwas wie ein Ausgleich, dass die SG bis in den Oktober hinein nur ein Spiel pro Woche zu bestreiten hat?
Ljubomir Vranjes: Wir freuen uns auf jedes Spiel. Was heißt eigentlich schwerer Auftakt? Wäre ein Auswärtsspiel in Balingen etwa einfach? Wir müssen gegen jeden Gegner spielen und gegen jeden Gegner bereit sein. Es passt, dass wir bis Mitte Oktober etwas mehr Zeit haben, die Gegner genauer zu analysieren und in der eigenen Mannschaft die Details zu verbessern.