„Ein weinendes und ein lachendes Auge“

- Das Interview der Woche: Aaron Mensing

Aaron Mensing verlässt die SG Flensburg-Handewitt. Das Rückraumass schließt sich zur neuen Spielzeit dem dänischen Verein GOG Gudme an. Der 25-Jährige spielte einst in der Jugend im Trikot der SG und kehrte im Sommer 2021 zurück an die Flensburger Förde. Im Interview sprach er über seine neue Aufgabe und blickte auf seine beiden Jahre bei der SG zurück.

Aaron, wie intensiv hast du in den letzten Wochen die dänische Liga verfolgt?
Aaron Mensing: Ich habe mir einige Spiele der dänischen Liga und auch der dänischen Klubs in der Champions League im TV angesehen. Ich spiele nicht nur gerne, ich schaue auch gerne Handball. Die dänische Liga wird von Jahr zu Jahr ein Stückchen stärker. Das zeigt sich auch daran, dass einige Top-Handballer früher, also vor ihrem Zenit, nach Dänemark zurückkehren. Etwa Niklas Landin oder Rasmus Lauge. In der dänischen Liga dominiert ein Tempo-Handball mit ausgeprägter Taktik. Er ist allerdings nicht so physisch wie der in der Bundesliga.

Warum hast du dich für GOG entschieden?
Aaron Mensing: In letzter Zeit ist GOG sehr erfolgreich gewesen und erreichte in der EHF Champions League sogar das Viertelfinale. Auch in der nächsten Saison ist GOG wieder im höchsten europäischen Wettbewerb vertreten, was auch ein Grund für meinen Wechsel ist. Es ist so, dass eigentlich alle Spieler, die zu GOG gehen, dort besser werden. Dort herrscht eine gute Trainingskultur. Außerdem darf ich auch in der Abwehr spielen. Ich erwarte, dass ich mich im nächsten Jahr weiter steigern kann.

In der Rückrunde lief es für dich aber auch bei der SG schon sehr gut…
Aaron Mensing: Ich habe diese Situation auch sehr genossen. Es war eine schwere Entscheidung. Letztendlich gehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. In der nächsten Serie hätte die SG mit mir fünf Profis im linken und mittleren Rückraum zur Verfügung gehabt. Und ich selbst habe erlebt, wie schwer es bei dieser Anzahl ist, nach einer Verletzung zurückzukommen.

Mit wem hast du bei GOG über deinen Wechsel gesprochen?
Aaron Mensing: Das war Nicolej Krickau. Er wollte mich unbedingt haben. Es war bei unseren Gesprächen noch nicht abzusehen, dass er zur SG wechseln würde. Als dann die endgültige Entscheidung fiel, wusste ich noch nicht, wer der neue Trainer werden wird. Aber ich kenne die Philosophie von GOG. Das garantieren auch Profis wie Morten Olsen oder Anders Zachariassen, der nach längerer Verletzungspause wieder spielen kann.

Weißt du schon wie es bei GOG losgeht? Hast du schon eine Wohnung?
Aaron Mensing: Ich habe mich schon umgeschaut, fix ist aber noch nichts. Da meine Freundin in Aarhus lebt, werde ich mir eine Wohnung in Odense suchen. Von dort ist man schnell in Jütland.
Warum hast du bei GOG nur für ein Jahr unterschrieben?
Aaron Mensing: Ich habe mich ganz bewusst nur für ein Jahr entschieden, um zu sehen, wie sich alles entwickelt. Danach gibt es die Option, bei GOG zu bleiben oder vielleicht ins Ausland zu wechseln. Ich habe das Gefühl, dass das Thema „Bundesliga“ für mich noch nicht abgeschlossen ist.

Aller guten Dinge sind ja drei: Du hast als Kind und die letzten zwei Jahre das SG Trikot getragen. Wäre ein drittes Mal möglich?
Aaron Mensing: Denkbar ist es. Aber man muss sehen, ob es dann auch passt – bei mir wie auch bei der SG.
Zurück ins Jahr 2021: Wie war es für dich, als junger Mann in den Verein zurückzukehren, für den du schon als Kind gespielt hattest?
Aaron Mensing: Am Anfang war es etwas gewöhnungsbedürftig. Ich hatte eine ganz andere Rolle als in meiner Kindheit. Es fühlte sich aber gut an. Die Stadt Flensburg mag ich sehr, ich kenne mich aus, ein Teil meiner Familie lebt hier, und meine Eltern wohnen ganz in der Nähe. Kurzum: Flensburg ist für mich Heimat.

Welche persönliche Bilanz ziehst du für die letzten zwei Jahre?
Aaron Mensing: Die fällt sehr gemischt aus. Es gab Höhen und Tiefen.
Im letzten Jahr warst du länger verletzt. Machen solche negativen Erfahrungen einen noch stärker, wenn man sie bewältigt hat?
Aaron Mensing: Ich musste viel für mein Comeback arbeiten. Ich brauchte volle sechs Monate, um wieder spielen zu können. Eine solche Situation, eine solche Verletzung, hatte ich noch nie. Zwischenzeitlich hatte ich die Sorge, meine Sprungkraft könnte beeinträchtigt sein. Diese Befürchtungen bestätigten sich zum Glück nicht. Nach so einer schwierigen Phase versteht man noch besser, wie viel Spaß einem der Handball bringt.

Was wirst du an Flensburg am meisten vermissen?
Aaron Mensing: Vor allem die Campushalle und wie der Verein gelebt wird. In Flensburg spürt man, welche Bedeutung die SG für die Stadt hat. Das ist in Dänemark nicht so ausgeprägt. Dort geht man zu den Spielen und klatscht auch, hier herrscht aber eine ganz andere Nähe. Und die macht sich bei der Stimmung in der Halle bemerkbar.

Wird man dich auch in der kommenden Saison ab und an in der Campushalle sehen?
Aaron Mensing: Wenn es der Terminplan zulässt, komme ich bestimmt mal vorbei. Ich freue mich schon jetzt, dass es in der Vorbereitung ein Wiedersehen geben wird.

Im kommenden Januar findet die Europameisterschaft in Deutschland statt. Ist es für dich ein Traum mit der dänischen Nationalmannschaft in großen und vollen Arenen zu spielen?
Aaron Mensing: Es ist schon eine Motivation, überhaupt für die dänische Nationalmannschaft zu spielen. Ich konzentriere mich zunächst auf GOG. Wenn ich dort eine gute Performance zeige, wird man sehen, was passiert.