Die Ausgeglichenheit des Kaders sprach für die Nordlichter, die lediglich zwei Rückraumspieler als Ergänzung verpflichtet hatten: den 25-jährigen dänischen Linkshänder Morten Bjerre und den 23-jährigen Norweger Frode Hagen. „Wir sind nun in der Lage, jede Position doppelt zu besetzen, was bei unserem Tanz auf drei Hochzeiten auch notwendig ist“, erklärte Anders Dahl-Nielsen zufrieden. Doch seine Zuversicht schwand in den nächsten Wochen. Gegen Kiel und Lemgo haderte er mit der Leistung seiner Mannschaft, die dem jeweiligen Gegner spielerisch unterlegen gewesen war. Jan Fegter musste mit einem Bandscheibenvorfall mehrere Monate pausieren. Die SG musste kleinere Brötchen backen, fiel in der Bundesliga zeitweise in die zweite Tabellenhälfte zurück. Nicht eingeplant war zudem die Pokal-Pleite beim Zweitligisten Leutershausen.
Nur der EHF-Cup zählt
Der Tanz auf drei Hochzeiten hatte sich auf die Verteidigung des EHF-Cups reduziert. Ein ungleich schwierigeres Vorhaben als in der Vorsaison, da der eigene Triumph einer zweiten deutschen Mannschaft erst die Teilnahme ermöglichte: dem THW Kiel. Die SG suchte im Herbst 1997 nach dem Selbstvertrauen. „Es muss mal wieder richtig Klick machen, das wird uns helfen“, hoffte Matthias Hahn. Doch gegen Montpellier HB, immerhin Tabellenführer der französischen Liga, drohte beim 14:17 schon zum Auftakt die erste Heimniederlage auf europäischer Ebene. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Lars Christiansen nicht zur Galaform aufgedreht hätte. Seine stolze Bilanz: 13 Versuche, zwölf Tore. Der 28:25-Endstand eignete sich nicht als Ruhekissen für die zweite Begegnung, diesmal am Mittelmeer. Mit einem 21:21-Remis zitterte man sich ins Achtelfinale.
Heiße Kulissen in Südeuropa
Der November 1997 brachte eine „heiße“ Reise. Im Süden von Nordmazedonien spielte Pelister Bitola in der Mladost-Halle, der „Halle des Friedens“. Die Spielstätte entlarvte sich allerdings als die „Hölle von Bitola“. Nachdem der SG-Tross unter Polizeischutz in die Halle geleitet worden war, sprang ihm eine äußerst feindselige Stimmung der 6000 heimischen Fans entgegen: Feuerwerkskörper flogen, einige Spieler wurden bespuckt. Das Spiel geriet in dieser brodelnden Atmosphäre zur Nebensache. Mit einer 24:27-Niederlage war unter diesen Umständen jeder zufrieden. Es konnte nur eine Antwort geben: die „Hölle Nord“. Doch der Funken sprang zunächst nicht vom Spielfeld auf die Ränge über. Nach 25 Minuten lag die SG mit 8:12 in Rückstand. Dann deckte Peter Leidreiter den mazedonischen Star Pepi Manaskov kurz. Das Spiel kippte, und die Fördehalle feierte einen 31:21-Erfolg. Auch das Viertelfinale überstand die SG: Einem knappen 28:30 in Valladolid folgte ein 32:26-Heimsieg.