So routinierte Kräfte wie Jan Holpert und Joachim Boldsen waren ausgeschieden. Bei Sören Stryger machte das linke Knie nicht mehr mit. Die SG brauchte daher einen neuen Kapitän. „Ljubomir Vranjes hat das Talent, ein Chef zu sein“, dachte sich Trainer Kent-Harry Andersson und schlug den Spielmacher vor. Das Team nickte ab. Der kleine Schwede sorgte mit einer eigenwilligen Vorstellung der vier Neuzugänge gleich für Lacher: „Einar Holmgeirsson schaut sehr viele Filme, Thomas Mogensen ist als großer Tänzer unser John Travolta, Alexander Petersson der schönste Mann aus Island, und Dane Sijan sieht aus, als ob er Pavarotti verspeist hätte.“Der serbische Keeper Dane Sijan, der von Jan Holpert die Trikotnummer zwölf erbte, und der isländische Linkshänder Einar Holmgeirsson, der nach einem Bandscheiben-Vorfall nur behutsam ins Training einstieg, empfahlen sich nicht für ein längerfristiges Engagement. Weitere Sorgenkinder dämpften die Euphorie. Blazenko Lackovic absolvierte nach seiner Knie-OP eine Odyssee bei mehreren Spezialisten, ehe eine konservative Behandlung fruchtete. Frank von Behren brach sich ein Gelenk am rechten Daumen und wechselte im Dezember nach Minden.
Das erste Landesderby für Thomas Mogensen
Trotz aller Probleme kam die SG gut aus den Startlöchern, etablierte sich mit den beiden Rivalen Kiel und Hamburg an der Spitze. Einziger Schönheitsfehler war das Remis bei Aufsteiger Essen. „Wir wollten eigentlich mit 10:0 Punkten in das Derby gegen den THW gehen“, stöhnte Fynn Holpert. Im besagten Knüller hatte der Gast aus der Landeshauptstadt zunächst Vorteile. Nach rund zehn Minuten beorderte Kent-Harry Andersson ein neues Gesicht auf die Platte: Thomas Mogensen. Der 24-Jährige, der noch kein dänischer Nationalspieler war, wusste gar nicht, wie ihm geschah. Der „Joker“ begeisterte die Menge mit schnellen Kontern und finalen Durchbrüchen. Nach dem 37:32-Sieg kreiste der Shooting-Star seine Arme jubelnd vor der pulsierenden Nordtribüne. Einmal mehr hatte die SG das nötige Fingerspitzengefühl auf dem Transfermarkt bewiesen. Eine Woche später der nächste Paukenschlag. „Die SG ist seit heute Favorit auf die Meisterschaft“, meinte Martin Schwalb. Der HSV-Coach musste es akzeptieren, dass sein Team erstmals ein Bundesliga-Heimspiel gegen den Nordrivalen verlor.