Vor zwölf Monaten löste ein 13. Platz bei der TSV Hannover-Burgdorf keine Freude aus. Schlechter als in der letzten Saison war man zuletzt 2011 platziert. Dementsprechend betrieb Niedersachsens einziger Handball-Bundesligist einen Umbau und startete als erster Klub überhaupt in die Vorbereitung. „Wir haben eine coole Mannschaft beisammen, die nicht nur auf dem Spielfeld für Furore sorgen wird“, zeigte sich Sven-Sören Christophersen, der sportliche Leiter der „Recken“, zuversichtlich. Zurecht, denn sein Team näherte sich in dieser Serie dem Europapokal. Im Abschlussklassement wird es ein einstelliger Rang. Die Fluktuation im Kader war nicht gering. Gleich sechs Spieler verließen im letzten Sommer die Hannoveraner. Die meisten hatten allerdings nicht die Erwartungen erfüllt oder den Zenit überschritten. Lediglich Linkshänder Ivan Martinovic (MT Melsungen) und Rechtsaußen Johan Hansen (SG Flensburg-Handewitt) erhielten Angebote von potenteren Vereinen. Im zweiten Fall ergab sich zugleich ein interessanter Ringtausch: Nach fünf Jahren brach Marius Steinhauser seine Zelte bei der SG ab und wurde auf Anhieb zum neuen Mannschaftskapitän gekürt. Interessant: Der 30-jährige Rechtsaußen ist der zweitbeste Schütze seines Teams. Ausgerechnet der Positionskollege, der Eidgenosse Maximilian Gerbl, traf noch besser.
Internationale Erfahrung und Zuschauer-Boom
Trainer Christian Prokop begrüßte die Personalpolitik: „Ich durfte meine Wunsch-Mannschaft zusammenstellen.“ Internationales Flair besitzt die neue Rückraum-Achse der „Recken“. Der baumlange Weißrusse Uladzislau Kulesh und der montenegrinische Linkshänder Branko Vujovic spielten zuletzt beim polnischen Top-Klub Vive Kielce zusammen. Für die Spielmacher-Position kam der deutsche Nationalspieler Marian Michalczik und wechselt sich mit dem Schweden Jonathan Edvardsson ab. Der ehemalige Kieler Dario Quenstedt ist derzeit die Ergänzung zu Stammkeeper Domenico Ebner. Der Italiener wird allerdings nach Leipzig wechseln. Für ihn kommt der Aalborger Simon Gade. Die „Recken“ knackten in dieser Saison die Schallmauer von 100.000 Zuschauern. Allein zum Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen kamen 8000 Fans. „Wir verstehen unsere Festung als Wohnzimmer und zugleich Schaufenster Hannovers, in dem sich jeder als Teil unserer Handball-Familie fühlen soll“, erklärt Geschäftsführer Eike Korsen.