Die Erfüllung eines Traumes

- Magnus Rød im Interview des Tages

Morgen beginnt die Europameisterschaft 2020 in Schweden, Norwegen und Österreich. Im Vorfeld sprach die Redaktion mit Magnus Rød, der zu den Stützen des norwegischen Rückraums zählt.

Magnus Rød, der Januar steht im Zeichen der Europameisterschaft und der Nationalmannschaft. Was ist das Besondere daran, das Trikot des eigenen Landes tragen zu dürfen?
Magnus Rød: Das erste Handball-Ereignis, das ich als Kind verfolgte, war die Europameisterschaft 2008 in Norwegen. Als kleiner Junge träumte ich davon, einmal an einem solchen Turnier teilzunehmen, das Nationaltrikot zu tragen und die Nationalhymne zu hören. Nun schließt sich der Kreis und ich darf die erste Gruppenphase zu Hause spielen.

Norwegen spielt die Vorrunde in Trondheim. Welche Verbindungen hast du zu dieser Stadt? Kennst du die Halle?
Magnus Rød: Meine Mutter stammt aus Trondheim. Daher hoffe ich, dass viele Familienmitglieder auf der Tribüne sitzen werden. Ich war schon oft in der schönen Stadt zu Besuch oder fuhr mit meinen beiden Onkeln aufs Meer, um dort zu angeln. Die Halle, das Trondheim-Spektrum, kenne ich noch nicht; sie wurde erst im Herbst eingeweiht. Die Infrastruktur soll sehr gut sein, der Erstligist Kolstad hat dort schon zwei Testläufe durchgeführt. Es wurde einiges für diese EM finanziert. Man kann sagen, dass Trondheim – zumindest für den Verband – die Handball-Hauptstadt Norwegens ist.

Wie sind die Erwartungen an diese Europameisterschaft in Norwegen?
Magnus Rød: Die Nachfrage nach Karten soll sehr gut sein. Mit rund 10.000 Plätzen ist die Kapazität des Trondheim-Spektrums wohl richtig gewählt. Nach zwei Vize-Weltmeisterschaften soll nun auch bei einer Europameisterschaft der Durchbruch gelingen.

In der Vorrunde geht es gegen Frankreich, Bosnien-Herzegowina und Portugal. Wie sind diese Gegner einzuschätzen?
Magnus Rød: Frankreich kennen wir aus vielen Spielen sehr gut, sodass wir über die Stärke dieses Gegners nicht weiter nachdenken müssen. Auf die anderen beiden Teams sind wir noch nie getroffen. Portugal hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt, hat richtig gute Handballer hervorgebracht und erinnert mich beim Spielsystem an Spanien. Auch Bosnien-Herzegowina verfügt über einige Akteure, die in Topvereinen untergekommen sind. Zum Beispiel unser Torwart „Benko“ Buric. Wenn zuletzt etwas im Training gegen ihn funktionierte, sagte ich zu ihm: „Das notiere ich mir schon mal!“ Ihm wird es sicherlich überhaupt nicht passen, dass in Trondheim im Januar Temperaturen von zehn Grad minus herrschen.

Wie lautet die Zielsetzung für die Vorrunde?
Magnus Rød: Wir wollen mit Punkten in die Hauptrunde, das heißt wir wollen alle drei Teams bezwingen – also auch Frankreich. Ich denke ohne ein Mitbringsel aus der Vorrunde wird es gegen diese starke Konkurrenz schwer.
Ab der Hauptrunde würde es in Schweden weitergehen.

Spricht man in Norwegen überhaupt von einer Heim-Europameisterschaft?
Magnus Rød: Es ist im Prinzip nur eine Heim-Vorrunde. Ein ganzes Turnier in Norwegen wäre natürlich viel schöner. So können wohl nur die Schweden von einer Heim-EM sprechen.

Wie stehen die Chancen, ins Halbfinale vorzudringen und um die Medaillen zu spielen?
Magnus Rød: Die Chancen sind vorhanden. Mit Frankreich, Schweden, Dänemark und zwei weiteren Teams erwartet uns in der Hauptrunde allerdings ein schweres Programm.

Nationaltrainer Christian Berge hat sich deutlich vor Weihnachten für 18 Spieler entschieden. Andere Teams lassen sich damit bis Januar Zeit. Wie stehst du zur frühzeitigen Reduzierung des Kaders?
Magnus Rød: Christian Berge hat den gesamten Herbst viele Spiele geschaut und hat nun einen genauen Plan, wen er braucht. Für uns Spieler ist es gut zu wissen, woran wir sind.

Du bist zum zweiten Mal bei einer Europameisterschaft dabei. Hat sich deine Rolle in den letzten beiden Jahren innerhalb des Nationalteams verändert?
Magnus Rød: Vor zwei Jahren war ich einer von vier Linkshändern, der wegen einer Handverletzung vorsichtig anfing und noch Erfahrungen sammeln musste. Bei der letzten Weltmeisterschaft trug ich bereits eine ganz andere Verantwortung.

Insgesamt stehen vier Spieler der SG Flensburg-Handewitt im norwegischen Kader. Spielt das während eines Turniers eine Rolle?
Magnus Rød: Das hilft, wir sind gute Freunde und trainieren jeden Tag zusammen. Mit Gøran Johannessen im Angriff besteht ein fast blindes Zusammenspiel. In der Abwehr weiß ich, was unser Torwart Torbjørn Bergerud von uns erwartet.

Wie intensiv ist während eines Turniers der Kontakt zum Verein?
Magnus Rød: Das wird hoffentlich sehr gering sein. Wenn man sich verletzt hat, dann meldet man sich und informiert Trainer oder Geschäftsführer.

Nationaltrainer Christian Berge und Vereinscoach Maik Machulla stehen beide für Erfolge. Haben beide eine ähnliche Philosophie? Inwiefern unterscheidet sich ihre Arbeit?
Magnus Rød: Beides sind Gewinner-Typen, die viel Wert auf Mentalität und eine optimale Vorbereitung legen. In ihrer Art sind sie aber völlig unterschiedlich. Für den Kopf ist die Abwechslung gut. Man bekommt andere Trainingseindrücke und weiteren Input. Der größte Unterschied liegt in der Zeitspanne, die man mit dem Trainer verbringt. Mit Maik Machulla arbeitet man jeden Tag, mit Christian Berge nur eine oder maximal drei Wochen.