Der Wunsch nach Normalität

- Das Interview der Woche

An der Schiffbrücke 66 gibt es viel zu tun. Die Geschäftsstelle der SG Flensburg-Handewitt muss in diesen Tagen alle Hebel in Bewegung setzen – für Schritte, die hoffentlich die Rückkehr in die Normalität bedeuten. Mittendrin Geschäftsführer Dierk Schmäschke und sein designierter Nachfolger Holger Glandorf. Die Redaktion sprach mit den beiden über die aktuelle Situation, den Ausbau der FLENS-ARENA und weitere anstehende Aufgaben.

Es ist ja schon eine ganz andere Situation als vor einem Jahr, als bis auf eine kurze Phase im Oktober, die Geisterkulissen dominierten. Dennoch scheint die Lage anspruchsvoll...
Dierk Schmäschke: Es ist viel Arbeit. Aber zumindest sind die Abläufe bei den Heimspielen ähnlich, wenn ein Hygiene-Konzept erst einmal fertig ist und die Regeln stehen.
Holger Glandorf: Wir orientieren uns immer an der aktuellen Landesverordnung, die zuletzt zum 20. September angepasst und in der Regel alle vier Wochen geändert wird. Es ist nicht einfach für die Geschäftsstelle. Abgängig von der Entscheidung der Politik kann sich innerhalb von 24 Stunden viel verändern – wovon gleich mehrere Bereiche betroffen sind. Das gilt vor allem für das Ticketing und den Service. Wir wollen allen Wünschen der Zuschauer gerecht werden.

Wie kurz ist der Draht zu den Gesundheitsdiensten der Stadt Flensburg?
Holger Glandorf: Wir haben sehr häufig Kontakt. Zuletzt hatten wir sogar eine Sitzung bei uns in der Geschäftsstelle, meist läuft es aber telefonisch. Es ist keineswegs so, dass die Gesundheitsdienste alles verbieten wollen. Auch sie möchten öffnen – aber alles im gesunden Rahmen.
Dierk Schmäschke: Die Zusammenarbeit mit den Behörden läuft sehr gut. Neben dem Gesundheitsdienst der Stadt Flensburg wird auch das Innenministerium einbezogen. Gerade bei einem Modellprojekt läuft viel über Kiel.

Im Umfeld der Mannschaft scheint es etwas einfacher geworden zu sein. Regelmäßig getestet werden muss ja nicht mehr.
Holger Glandorf: Unser Team besteht zu 100 Prozent aus Geimpften und Genesenen. Deshalb sind regelmäßíge Testungen nicht mehr erforderlich. Partiell werden wir weiter testen. Gerade wenn Spieler von ihrer Nationalmannschaft oder von einer Reha zurückkehren. Auch vor Auswärtsspielen in der EHF Champions League ist es denkbar, dass ein PCR-Test verlangt wird. Für die anstehenden Spiele in Veszprém oder Kielce sieht es derzeit nicht danach aus. Aber das kann sich ja schnell wieder ändern.

Inwieweit ist die Reiseplanung noch durch die Corona-Pandemie eingeschränkt?
Holger Glandorf: In Deutschland waren die Touren nie ein Problem. Wir konnten alles mit dem Bus zurücklegen. Für die weiteren Fahrten versuchen wir, nun wieder einen Linienflug zu buchen, um die Reise-Strapazen für die Mannschaft zu reduzieren. Ich stelle fest, dass es etwas schwieriger geworden ist, da nicht mehr alle Flugzeiten verfügbar sind.
Dierk Schmäschke: Auf europäischer Ebene wird auch in dieser Saison nicht jedes Ziel mit der Linienmaschine erreichbar sein. Auch das Risiko einer Infektion ist dort nach wie vor gegeben. So sind wir zu unserem ersten Auswärtsspiel mit einer Chartermaschine von Sonderborg nach Porto gereist.

Themen-Wechsel: Die SG steht vor einem Wechsel in der Geschäftsführung. Inwieweit ist diese Änderung, die offiziell zum Januar in Kraft tritt, jetzt schon zu merken?
Dierk Schmäschke: Diese Änderung ist im Alltag der Geschäftsstelle schon sehr deutlich zu spüren. Holger und ich haben einen Weg eingeschlagen, dass wir fast alles parallel bearbeiten oder uns gegenseitig informieren. Häufig telefonieren wir schon vor dem eigentlichen Arbeitsbeginn um neun Uhr und tauschen uns auch abends noch aus. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es eine Weile dauert, bis man an den Punkt gelangt, sich sagen zu können: Jetzt weiß ich, wie es läuft. Deshalb müssen wir schon jetzt an den Übergang denken. Auch Nils Geisler als Geschäftsstellenleiter ist fest eingebunden. Er hat Einblicke in sämtliche Verträge, organisiert die Finanzen der SG und kennt die Abläufe der Geschäftsstelle seit mehr als neun Jahren.
Holger Glandorf: Es sind eine Menge neuer Erkenntnisse, die ich dank Dierk und Nils derzeit gewinne. Viele Themen stehen an. In die Spieler- und Sponsoren-Verträge hatte ich vor dieser Saison noch keine Einblicke.

Wer übernimmt denn die Sponsoren-Termine?
Dierk Schmäschke: Das ist unterschiedlich. Bei „Jysk“ und „Rockwool“ waren wir gemeinsam. Dann bin ich mal allein zu einem Termin, ein anderes Mal Holger. Es kommt natürlich auch vor, dass einer unserer Partner den Wunsch äußert, Holger als zukünftigen Geschäftsführer besser kennenzulernen.

Wie steht es um den lange geplanten Um- und Ausbau der FLENS-ARENA?
Dierk Schmäschke: Das ist mein Trauma. Wir planen bereits seit dreieinhalb Jahren. Es wurden sechs Millionen Euro aus Kiel zugesagt. Doch der Bewilligungsbescheid ist bei der Besitzergesellschaft, die Stadt und Kreis bilden, immer noch nicht eingegangen. Und je länger man wartet, desto weniger kann man angesichts von Inflation und Steigerung der Baukosten mit dieser Summe anfangen. Es wäre so praktisch gewesen, die Corona-Zeit für den Umbau zu nutzen.

Was soll denn angepackt werden?
Dierk Schmäschke: Geplant ist die Zuschauer-Kapazität zu erhöhen. Auch den Hospitality-Bereich wollen wir verbessern. Der Kabinenbereich, gerade der Übergang zur Universität, bedarf einer Optimierung. Wir werden sehen, was sich umsetzen lässt.

Welche Aufgaben stehen derzeit aktuell außerdem weit oben in der Agenda?
Dierk Schmäschke: Im Mittelpunkt steht stets unser Team, das wir weiterentwickeln wollen. Dabei stehen wir in Konkurrenz mit anderen Top-Klubs in Europa.
Holger Glandorf: Sponsoren-Suche und die Wettbewerbsfähigkeit der SG liegen immer oben auf. Der aktuelle Hallen-Vertrag läuft 2022 aus. Wir bemühen uns um eine gute Grundlage für die Zukunft. Stadt und Kreis sollten sich bewusst sein, welch wichtiger Werbeträger die SG für die Region darstellt. Außer Meer und Bier fällt mir da nicht viel anderes ein.