„Der größtmögliche Erfolg ist das Ziel“

- Interview der Woche: Lars Christiansen

Lars Christiansen ist ein Teil der ruhmreichen Vergangenheit der SG Flensburg-Handewitt, warf in 626 Pflichtspielen kaum übertreffbare 3996 Tore. Seit Herbst ist er auch wieder ein wichtiger Part der Gegenwart seines Herzensklubs – als „Head of Sport Development“. Die Redaktion sprach mit dem 48-Jährigen.

Lars, was sagt dir der 15. August 2010?
Lars Christiansen: An dem Tag war mein Abschiedsspiel. Es war ein ganz spezieller, schöner Tag – nicht weil ich da meine Zeit als Spieler bei der SG beendete, sondern die Art und Weise. Ich spielte ja noch etwas weiter, wollte in Dänemark aber keinen offiziellen Abschied mehr, da man ihn nicht schöner und größer als in Flensburg hätte machen können.

Waren die 14 Jahre als Spieler der SG die schönste Zeit in deiner Karriere?
Lars Christiansen: Sie waren ein großer Teil meines Handball-Lebens, ein Kindheitstraum ging in Erfüllung. Ich hatte mit Absicht immer direkt in Flensburg gewohnt, um ein integrierter Teil der Stadt zu sein. Das Leben war sehr schön, ja traumhaft. Die SG hatte immer große Ziele, und die Stimmung in der Halle war klasse. Es kamen natürlich auch Angebote anderer Vereine, das Gesamtpaket sprach aber immer für die SG.

Wie hat sich seitdem der Handball verändert?
Lars Christiansen: Das Spiel heißt noch immer Handball und dauert 60 Minuten. Die Entwicklung sehe ich hauptsächlich beim Drumherum. Es wurde auch schon damals professionell gearbeitet, doch gerade bei der physischen Trainingsarbeit sowie bei der Vor- und Nachbereitung von Spielen sind die größten Veränderungen wahrzunehmen.

Hättest du 2010 gedacht, dass du noch einmal zur SG zurückkehren würdest?
Lars Christiansen: Ich war ja nie richtig weg. Als Zuschauer war ich ja oft vor Ort. Immer wenn ich wollte, konnte ich die „Hölle Nord“ besuchen. Als älterer Spieler hatte ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich meine Erfahrungen irgendwann in einer anderen Funktion einbringen könnte. Letztendlich spielte auch der Zufall eine Rolle. Nachdem ich ein SG Spiel gesehen hatte, plauderte ich mit Maik Machulla über einige Dinge. Daraus wurde dann mehr – auch weil ich ein neues Standbein suchte. Ich wollte weiterhin viele Vorträge halten, aber als TV-Experte hatte ich aufgehört. Eine Aufgabe in einem Verein reizte mich, aber ich legte auch Wert auf ein ernsthaftes Konzept, um mir nicht meinen Namen und das Renommier zu ruinieren. Mir lag auch ein Angebot aus Dänemark vor, doch Flensburg ist mein Zuhause. Ich sah zwischen Beirat, Geschäftsstelle und Mannschaft einen Platz für mich. 

Welche Aufgaben hast du als „Head of Sport Development“?
Lars Christiansen: Mit Maik Machulla und Mark Bult spreche ich sehr häufig darüber, wie wir die Mannschaft weiterbringen. Sowohl in der aktuellen Situation wie auch langfristig. Dann dreht es sich um die Frage: Welche Typen passen auf und außerhalb des Spielfeldes zum Team? Daraus ergibt sich dann auch die Aufgabe des Scoutings. Im Alltag geht es darum, alle möglichen Probleme von der Mannschaft und auch den beiden Trainern fernzuhalten, damit sie sich voll auf die sportlichen Aufgaben konzentrieren können. Der größtmögliche Erfolg ist das Ziel. Dafür muss auch beim Drumherum alles funktionieren. Oft sind wir in Gesprächen. Gerade Maik ist jemand, der gerne neue Ideen hat und dafür ein Feedback abruft. Ich bin dann sicherlich kein Ja-Sager, sondern sage das, was ich sehe und denke. Zudem unterstütze ich auch im Vertrieb und versuche, gerade zu Partnern und Sponsoren in Dänemark eine wichtige Brücke zu schagen. Damit unterstütze ich auch Geschäftsführer Dierk Schmäschke in seinen Tätigkeiten und arbeite ihm in bestimmten Bereichen zu. 

Ein aktuelles Beispiel: An den Planungen für das Trainingslager an deinem Wohnort Juelsminde warst du maßgeblich beteiligt…
Lars Christiansen: Von Maik hatte ich den Auftrag, ein Trainingslager in Dänemark klarzumachen. Ich hatte erst Aarhus im Visier. Meine Frau fragte mich dann: Warum macht ihr das nicht in Juelsminde? Ihr hättet hier doch alles. In der Tat: Das Hotel befindet sich in einem Wald. Auf der anderen Seite liegt die Schule mit zwei Sporthallen und Fitness-Bereichen. Es sind auch nur ein paar Schritte bis zum Meer – um mal auf ein paar andere Gedanken zu kommen.

Wie dicht bist du an der Mannschaft dran?
Lars Christiansen: Bis März war ich zwei bis drei Mal die Woche beim Training, bei allen Heimspielen und zur Hälfte bei den Auswärtsspielen. Der enge Kontakt zur Mannschaft ist sehr wichtig in meiner Funktion. In den letzten Monaten war natürlich alles anders. Auch im Kompetenzteam behalfen wir uns nur noch mit Video-Konferenzen. Mit Maik telefonierte ich bestimmt vier Mal die Woche. Es ging dann auch immer darüber, wann es weitergehen und wie dann das Training aussehen könnte. Es war eine merkwürdige Zeit. Man hatte Ideen, war aber allein. Ich freue mich darauf, wenn es nun wieder richtig anfängt.