Von Berkel-Enschot nach Flensburg

- Niels Versteijnen – Die Nummer 20 im Portrait

Die SG Flensburg-Handewitt ist ins neue Jahrtausend vorgestoßen: Der 3. Februar 2000 ist das Geburtsdatum des jüngsten Spielers im Profi-Kader. Der Niederländer Niels Versteijnen ist so etwas wie der Millenniumsbotschafter.

Passender Weise trägt er die Trikotnummer 20. Aber das war eher Zufall. „Eigentlich wollte ich die Zehn, doch die ist für immer für Thomas Mogensen als SG Legende reserviert“, erzählt er. „Deshalb habe ich mich für zwei Mal zehn entschieden!“ Der Zwei-Meter-Schlaks stammt aus der Provinz Noord-Brabant im Süden der Niederlande. In Tilburg wurde er geboren. In der Gemeinde liegt auch das Dorf Berkel-Enschot. Dort wuchs Niels Versteijnen auf einem Bauernhof auf. Der Vater ist im Nebenerwerb als Landwirt tätig. Eine Halle ist nicht weit. Für die Benelux-Region eher zufällig zählt Berkel-Enschot zu den Orten mit einem Handballverein. Und zufällig hatten die Versteijnens einst häufiger ein Kindermädchen im Haus, das Handball spielte. So kam zunächst die Tochter, dann auch der Sohn zu diesem Sport. „Damals spielte der Klub sogar in der ersten Liga, wenn auch nur vor etwa 300 Zuschauern“, berichtet Niels Versteijnen von einer familiären Atmosphäre. „Während die Spieler und Zuschauer sich nach einer Partie in der Gastronomie trafen, eroberten wir Kinder das Spielfeld.“

Niederländer kennen sich
Die Handball-Begeisterung war bei ihm schnell entfacht. Über Streaming-Dienste verfolgte er bereits früh die VELUX EHF Champions League, erlebte mit, wie die SG 2014 in Köln gewann. Der Kontakt in den hohen Norden entstand über Dani Baijens, der in der letzten und vorletzten Saison für das Junior-Team der SG auflief. „Wir niederländischen Handballer kennen uns alle, es ist klein bei uns“, schmunzelt Niels Versteijnen. Bald rief Co-Trainer und Landsmann Mark Bult an. Ein Probe-Training war arrangiert. Die Familie hoffte, dass der Filius in den Niederlanden einen Erstligisten finden oder zumindest beim mitbuhlenden TBV Lemgo, der nur drei Stunden entfernt liegt, starten würde. Nun sind es sechs Stunden. „Aufgrund der Akademie wirkte die Nachwuchsarbeit in Flensburg sehr professionell“, erklärt das Talent. „Nun kommt meine Familie etwa einmal im Monat zu Besuch, gerne zu einem Doppel-Spieltag und zu Ausflügen an den Flensburger Hafen.“

Schreiben mit rechts, werfen mit links
Niels Versteijnen schreibt mit rechts, doch im Sport ist er Linkshänder. „Zum Glück“, sagt er. So führte ihn der Weg zeitig ein paar Kilometer weiter zu RED-RAG Tachos in Waalwijk, wo die höchste niederländische Jugendklasse zum guten Ton gehörte und er schon mit 16 Jahren ins Männer-Team einstieg. Da war der Rückraumspieler sehr häufig samstags und sonntags im Einsatz – so wie zuletzt im SG Unterbau, als Niels Versteijnen für A-Jugend und Junior-Team spielte.
Der Handball führte im Land der Tulpen lange ein Stiefmütterchen-Dasein. Derzeit wächst die Zahl der Aktiven und Vereine. Die Frauen zählen sogar schon zur erweiterten Weltspitze, die Männer haben sich gerade erstmals für eine Europameisterschaft qualifiziert. In der Qualifikation war Niels Versteijnen trotz seiner Jugend zwei Mal dabei. Er reiste mit nach Lettland, und warf im Heimspiel gegen Estland sogar sein erstes Länderspiel-Tor. Der junge Linkshänder taucht im vorläufigen 28er Kader für die Europameisterschaft auf. Es ist für ihn ein großer Traum, in Trondheim gegen große Teams wie Spanien und Deutschland spielen zu dürfen.

Tür an Tür mit einem Amsterdamer
Hilfreich für das große Ziel ist gewiss ein Platz im Bundesliga-Kader der SG. Wenn es der Spiel- und Trainingsplan zulässt, wird Niels Versteijnen weiterhin beim Junior-Team aufkreuzen, das die Rückkehr in die 3. Liga anvisiert. Bei Maik Machulla ist der junge Mann als Spieler Nummer 16 fest eingeplant – als Nummer drei im rechten Rückraum. Er wohnt in der Akademie, wo er in seiner Freizeit sein Fernstudium der Sportwissenschaft vorantreibt, sich mit der Play-Station beschäftigt oder mit den anderen Bewohnern kocht. Er lebt Tür an Tür mit Lars Kooj, der aus der Nähe von Amsterdam stammt.