Maik, zuletzt waren die Hallen wieder voll, und in der Rückrunde gab es keine kurzfristigen Spielausfälle. Kann man wieder von normalen Bedingungen sprechen?
Maik Machulla: Wir haben wieder Atmosphäre in den Hallen, aber jeder Verein kämpft noch ein Stück weit um seine Zuschauer. Es haben sich doch einige an Handball im Fernsehen und auf dem Sofa gewöhnt. Ich spüre aber, dass die Leute wieder vermehrt beim Bierchen mit anderen fachsimpeln wollen. Ab der kommenden Saison rechne ich da wieder mit Normalität – auch was unseren Spiel- und Trainingsbetrieb betrifft. Zuletzt waren wir doch noch hellhörig und reagierten mit Selbstisolation, wenn einer unserer Spieler Fieber oder andere Symptome gemeldet hatte.
Seit 2016 beendete die SG eine Bundesliga-Saison immer als Meister oder Vize. Dieses Mal hat es nicht ganz gereicht. Was sind die Gründe dafür?
Maik Machulla: Da sind so viele, dass alles gar nicht so einfach zu erklären ist. Die Erwartungshaltung an uns und auch unsere eigenen Ansprüche sind hoch. Da kommt schnell das Gefühl einer enttäuschenden Saison auf. Es gab aber sehr viele gute Leistungen – gerade angesichts der schwierigen Bedingungen, die sich uns von Anfang an stellten. Das Verletzungspech setzte sich fort, sodass unser Kader zu klein war für die große Zahl an Spielen. Die Verantwortung wurde auf zu wenige Schultern verteilt. Zudem war wegen der Olympischen Spiele praktisch kein Urlaub möglich. Zehn unserer Spieler gingen nach zehn Tagen Unterbrechung ohne große Vorbereitung in die neue Saison. Dieser Substanzverlust machte sich körperlich wie mental bemerkbar und zeigte sich gleich zu Beginn in nicht so guten Ergebnissen. Nur aufgrund unserer starken Abwehr und unserem Torwart-Duo konnten wir so lange in der Spitzengruppe mithalten. Es fehlte insgesamt die Konkurrenz-Situation, die man für eine Weiterentwicklung der Mannschaft braucht. Ganz zu schweigen von einem richtigen Training. Die Taktik konnten wir oft nur in der Theorie und nicht in der Praxis besprechen. Uns fehlten auch die Souveränität und der Killer-Instinkt früherer Jahre. Allein in der Bundesliga mussten wir uns sechs Mal mit einem Punkt begnügen, wo wir früher gewonnen hätten. Offenbar schwanden die Kraft und damit auch die Konzentration.