Maik, du gehörtest bereits zu den Gesichtern der Bundesliga, als die Vereine mehrheitlich noch in Schulsporthallen spielten. Kannst du dich an eine ähnlich verrückte Saison erinnern wie die abgelaufene?
Maik Machulla: Eine solche Pandemie hatten wir ja alle noch nicht erlebt, insofern war es eine neue Situation. Aber in der Saison 2000/2001 hatten wir schon mal eine Bundesliga mit 20 Teams. Diesmal waren die vier zusätzlichen Spieltage vor allem für die Mannschaften mit vielen Nationalspielern eine Extra-Belastung. Diese verbunden mit den Reisestrapazen steigerte nicht unbedingt die spielerische Qualität der LIQUI MOLY HBL. In vielen Spielen war es einfach nicht möglich, seine besten Spieler auf das Feld zu schicken. Aber die Verbände wollten alle ihre Wettbewerbe unbedingt durchbringen. Koste es, was es wolle. Und eine Weltmeisterschaft fand auch noch statt. Unter der Terminhatz und unter der geringen Flexibilität bei der Spielplangestaltung litten vor allem die Spieler. Wir haben es irgendwie geschafft, haben aber auch gesehen, wie hoch der Preis dafür ist. Ich hoffe, dass wir so eine Saison nicht wieder erleben müssen.
Viele Spiele fanden vor einer Geisterkulisse statt. Eine grenzwertige Erfahrung?
Maik Machulla: Handball und Zuschauer gehören einfach zusammen. Der Ausschluss der Öffentlichkeit war leider die einzige Möglichkeit, den Sport am Leben zu halten. Meine Spieler hatten sich auf diese Situation sehr gut vorbereitet und gewöhnten sich sogar daran. Wir konnten besser kommunizieren, ich hörte jedes Wort in Angriff und Abwehr. Die Schiedsrichter nahmen nicht den Druck der Zuschauer wahr und pfiffen bei 50:50-Entscheidungen weniger für das Heim-Team. Man muss nur mal schauen, wie viele Punkte die sonst so heimstarken Magdeburger in dieser Saison zu Hause einbüßten. Trotzdem: Wir freuen uns, dass nun wieder viel mehr Leute nicht am Fernseher, sondern in der Halle zuschauen können.
Wird die Corona-Krise den Handball langfristig an manchen Stellen verändern?
Maik Machulla: Das glaube ich nicht. Es gibt nun seit einigen Wochen Lockerungen und Entspannung, und wir sehen, wie schnell die Menschen zu ihren Gewohnheiten zurückfinden.
Anfang September sagtest du unter dem Eindruck mehrerer verletzter wichtiger Deckungsspieler, dass die SG im Kampf um die EHF Champions League vorerst nicht konkurrenzfähig sei. Da hat dich deine Mannschaft aber eines Besseren belehrt. Sportlich war die Saison ja sehr erfolgreich. In der Bundesliga wurden ja überhaupt nur zwei Spiele verloren.
Maik Machulla: Zu dem Zeitpunkt hatten wir keine Möglichkeit uns einzuspielen, mussten viel improvisieren, und die nur drei Testspiele hatten keinen wirklichen Wert. Wir gewannen dann mit Gøran Søgard und Mads Mensah als Not-Kreisläufer gegen Kielce. Und eine Woche weiter siegten wir erstmals überhaupt in Paris. Dadurch gewannen wir so viel Selbstvertrauen und Sicherheit, dass wir alle Probleme erfolgreich meistern konnten. Simon Hald nach langer Verletzungspause und Magnus Rød funktionierten gut im Innenblock. Unsere Kreisläufer-Aushilfe Domen Sikosek Pelko machte es besser als gedacht – wenn man das Auswärtsspiel in Kiel mal außer Acht lässt. Ich stapelte damals nicht tief, da der Handball mit seinen Automatismen nun einmal sehr komplex ist. Die schnellen Erfolge waren so nicht zu erwarten. Am Ende hatten wir sogar zum dritten Mal in vier Jahren am letzten Spieltag die Chance auf die Meisterschaft.