Weit im Norden von Jütland prägt der Limfjord die Landschaft. Am Südufer dieses Meeresarmes liegt Lemvig. Die knapp 7000 Einwohner zählende Kleinstadt hat zwei Sehenswürdigkeiten: die Kirche im Stadtzentrum und ein dort beginnender Planetenpfad. Eine Buchsbaumhecke stellt den Halleyschen Kometen dar. Zu den sportlichen Kometen dieses Ortes gehören auch zwei Handballer: Der eine ist Torwart Jannick Green, der derzeit bei Paris Saint-Germain HB unter Vertrag steht. Der andere ist Andreas Holst Jensen, der seit März bei der SG aushilft. Es ist kein Zufall, dass aus Lemvig immerhin zwei international tätige Ballwerfer stammen. Denn der Handball hat hier Tradition und seit den 1970er Jahren immer Mal wieder erstklassiges Format. Derzeit ordnet sich Lemvig-Thyborøn Håndbold auf Rang vier der dänischen Zweitklassigkeit ein. Andreas Holst Jensen war schon als Kleinkind mit in der Halle, da sein Vater Handball spielte – allerdings nur hobbymäßig. Was lag da näher, als schon sehr bald, selbst zum Ball zu greifen, ihn zu passen und zu werfen.
Sportakademie in Holstebro, dann GOG
Nur eine halbe Stunde entfernt liegt Holstebro. Dort besuchte Andreas Holst Jensen eine Sportakademie, die Schule und Talentförderung vereinte. Dort tummelten sich Fußballer, Radfahrer, Ruderer und auch etliche Handballer. In diesem Umfeld reifte Andreas Holst Jensen zu einem starken Rückraumspieler, spielte in der Jugend von Team Tvis Holstebro und Skanderborg Håndbold, ehe er mit 18 Jahren zu seinem Stammverein Lemvig-Thyborøn Håndbold zurückkehrte. Mit diesem schaffte der Halblinke den Erstliga-Aufstieg und gewann 2013 an der Seite von Niklas Kirkeløkke, Simon Hald und Magnus Landin die Jugend-Weltmeisterschaft in Ungarn. Der Heimatklub war allerdings nicht mehr als eine Fahrstuhlmannschaft. GOG gehörte hingegen zu den aufstrebenden Teams Dänemark. Folglich wechselte Andreas Holst Jensen auf die Insel Fünen. „Dort spielte ich zusammen mit Niclas Kirkeløkke und Lasse Møller“, erzählt er. „Außerdem wurde ich Zeuge des Erstliga-Debüts von Emil Jakobsen.“ Sportlich lief es sehr gut. GOG kletterte an die dritte Stelle der dänischen Liga, während der Neuzugang aus Lemvig für vier Spiele mit der dänischen Nationalmannschaft nominiert wurde, ehe ihn ein Kreuzbandriss etwas ausbremste. Seine Wurfkraft, das gute Auge für den Nebenmann und das gute Zweikampfverhalten sprachen für Andreas Holst Jensen. So buhlte sogar Aalborg Håndbold um das große Talent – und das erfolgreich. Fünf Jahre spielte das junge Rückraumass für die Nummer eins Dänemarks, wurde drei Mal dänischer Meister und wurde zum Stammgast in der EHF Champions League – inklusive einiger Stippvisiten in Flensburg. „Schon in meiner Jugend habe ich die Spiele in Flensburg gerne im TV gesehen“, erzählt Andreas Holst Jensen. „Damals war noch Lars Christiansen dabei.“