Rituelle Reihenfolge

- Ein Blick hinter die Kulissen

Die Einlauf-Zeremonie mit dem Skandieren der Spielernamen und dem Einlauf der Mannschaft hat für die SG Flensburg-Handewitt einen rituellen Charakter. Die Handballer gehorchen dabei einer bestimmten Reihenfolge, die weniger einem Plan als der Gewohnheit entsprungen ist.

Es ist dunkel in der „Hölle Nord“. Ein Lichtspot wandert über die Tribünen, farbige Blitze zucken. Rhythmisches Klatschen begleitet die Klänge aus der Oper „Carmen“. Es heißt: „Auf in den Kampf!“. Dann laufen die Handballer der SG auf das Spielfeld – exakt im Takt und Lasse Svan vorweg. „Ich kenne ja unsere Musik gut und konnte Jahre lang auf Tobias Karlsson schauen, wie er es macht“, schmunzelt der SG Kapitän und betont: „Es ist etwas ganz Besonderes, die Mannschaft auf das Spielfeld zu führen – ein absoluter Gänsehaut-Moment.“ Es hat alles seine Ordnung, damit die Mannschaft ihren zeremoniellen Einsatz nicht verpasst. Johannes Golla achtet stets darauf, dass er und seine Teamkameraden vor einem Spiel rechtzeitig das Aufwärm-Programm beenden – wenn das Licht ausgeht. Drei Minuten vor der Rückkehr dringt ein Kommando durch die Kabine: „Fertig machen!“

Gänsehaut pur!
Einige Akteure nähern sich sofort dem Tunnel, um die Atmosphäre im Innern aufzusaugen und dem Chor der „Hölle Nord“ zu lauschen. Andere sind in der Kabine noch mit Kleinigkeiten beschäftigt, besprechen ein taktisches Detail oder streuen im Vorraum ein kleines Mini-Warmup ein. „Ich bin normaler Weise nicht der Erste“, schmunzelt Kevin Møller. „Aber manchmal höre ich, wie meine Name von den Fans gerufen wird – Gänsehaut pur!“ Kurz vor dem Startschuss klatschen sich die Spieler ab, schauen sich mit Tatkraft in die Augen. Der Kapitän läuft stets an der Spitze – das ist klar. Lasse Svan erklärt: „Alle haben ihren Platz, die Anordnung ist aber zufällig entstanden.“ Das heißt: Hat ein Spieler einmal seine Position gefunden, bleibt er ihr aus Gewohnheit treu.

Kribbeln im Bauch
Ein Positionswechsel erfolgt nur aus übergeordneten Gründen. Lasse Svan war früher einmal Holger Glandorf auf den Fersen, rückte erst mit seinem Kapitänsamt nach ganz vorne. Kevin Møller hielt sich zwischen 2014 und 2018 im Mittelfeld auf, übernahm nach seiner Rückkehr die vorletzte Stelle von Torbjørn Bergerud. Den Einlauf beschließt nun Jim Gottfridsson, der über den Zeitraum mehrerer Jahre immer weiter nach hinten rutschte. „Ursprünglich waren fünf Spieler hinter mir, die etwas Zeit für ihre Rituale brauchten“, verrät der Spielmacher. „Nach und nach verließen sie die SG, der letzte war Anders Zachariassen.“ Am Anfang wird jedem neuen Spieler sein Platz zugewiesen. „Als ich neu war, sagte man mir, wo ich stehen soll – und beim nächsten Mal war ich wieder an derselben Stelle“, berichtet Magnus Rød, der als Drittletzter die begeisterte Menge in der „Hölle Nord“ erblickt. „Ich bin ganz froh, dass ich weit hinten bin“, verrät der Linkshänder mit einem Lächeln. „Denn so muss ich nur hinterherlaufen und kann beobachten, was die anderen machen.“ Anfangs sei er sehr nervös gewesen, verrät er. Nun erzeuge der Einlauf in die FLENS-ARENA noch immer ein „Kribbeln im Bauch“.