Für andere mag es nach Stress klingen. Leon Kirschberger hingegen spricht von einer „perfekten Situation“ und meint damit einen Tagesplan, der kaum Freizeit kennt, aber seiner Passion, dem Handball, viel Raum lässt. Der junge Mann steht früh auf und fährt zur Schleswiger Straße, wo er noch bis Juni beim SG Premium-Partner Queisser Pharma arbeitet. Dann mischt er sich beim Bundesliga-Training oft unter die Profis. Mittags kehrt er an seinen Arbeitsplatz zurück und lässt nach Feierabend eine Krafteinheit oder eine Übungseinheit beim SG Kooperationspartner DHK Flensborg folgen. Im letzten Sommer verstärkte der Linkshänder sogar während der kompletten Vorbereitung den Kader von Coach Maik Machulla, da dieser mit Johan Hansen nur einen etatmäßigen Rechtsaußen zur Verfügung hatte. Für einen jungen Spieler sind das ganz andere Handball-Dimensionen. „Man muss in jeder Übungseinheit wesentlich fokussierter und aufmerksamer sein, um bei dem Trainingsniveau mitzuhalten“, stellte Leon Kirschberger schnell fest. „In der Jugend kann man dem Linksaußen auch einmal Platz geben, ein Emil Jakobsen hingegen nutzt ganz andere Winkel.“
Die ersten Pflichtspiele
Dann kamen der September und damit die Zeit der ersten Pflichtspiele. „Am Anfang der Saison hatte ich gehofft, bei einem oder vielleicht zwei Spielen auf der Bank zu sitzen“, verrät der 22-Jährige. „Aber ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Spielanteile erhalten würde.“ Es begann schon fast verrückt. Um das erste Auswärtsspiel bestreiten zu können, musste Leon Kirschberger eine Klassenfahrt absagen. Statt mit der Berufsschulklasse Wirtschaftsbetriebe im Stuttgarter Raum zu besichtigen, weilte er plötzlich mit den Spitzenhandballern im Hamburger Volkspark. Sein richtiges Debüt gab er in der Heimpartie gegen Minden, als Johan Hansen verletzt war. Leon Kirschberger spielte rund 45 Minuten – und das vor rund 6000 Zuschauern. Um alles unter einen Hut zu bringen, steht er im regelmäßigen Austausch mit Michael Döring. Der Athletiktrainer kümmert sich auch um die Koordination mit dem DHK, verschickt Trainings- und Reisepläne. Mehrmals schon war Leon Kirschberger mit auf Auswärtstour und sammelte internationale Sporen. In der EHF European League durfte er zwei Mal gegen Budapest ran. Und in Aix-en-Provence verwandelte er sogar einen Strafwurf. „Das ging von den Jungs aus, denn ich war nie ein Siebenmeter-Schütze, sollte in Frankreich aber auch mein Tor bekommen“, sagt Leon Kirschberger und bilanziert: „Ich habe neue Motivation bekommen, viel gelernt und bin nun bereit für den nächsten Schritt.“