Seine Feuertaufe in der „Hölle Nord“ erlebte der neue SG Trainer am 27. August 2017. Aufstehen, frühstücken und um 12.30 Uhr Handballspielen – das war für viele eine Umstellung, die der neue TV-Vertrag ausgelöst hatte. Die SG überrannte den TuS N-Lübbecke trotz der ungewohnten Anwurfzeit mit 37:23. Dierk Schmäschke fand: „Hier weht ein neuer Wind. Dafür sorgen Maik als neuer Trainer, aber auch unsere Neuzugänge.“ Der norwegische Linkshänder Magnus Rød und der schwedische Rechtshänder Simon Jeppsson fielen sofort ins Auge. Mit 20 und 22 Jahren brachten beide viel Talent und den Körperbau eines Rückraumasses mit. Rechtsaußen Marius Steinhauser kam als zweifacher Meister von den Rhein-Neckar Löwen. Ein Sorgenkind gab es im 16er Kader. Kevin Møller musste im Bereich der Adduktoren operiert werden und fiel bis in den Dezember hinein aus. Als Vertretung wurde der 34-jährige Däne Rasmus Lind verpflichtet. Neben Anders Eggert waren auch Petar Djordjic, Johan Jakobsson und Bogdan Radivojevic ausgeschieden. Für den nächsten Sommer kündigte sich frühzeitig eine noch größere Abschiedswelle an. Unter anderem fasste Thomas Mogensen den Entschluss, nach Dänemark zu Skjern zu wechseln. „Ein Riesentraum ist es, mich mit einem Titel zu verabschieden“, betonte er.
Mäßiger Zwischenstand und ein Stressfaktor
Dieser Wunsch wurde schon in den ersten Wochen malträtiert. In Hannover kassierte die SG allein im ersten Durchgang 20 Gegentreffer, viele von einfacher Natur. Eine 29:32-Niederlage war nicht mehr zu verhindern. Der Schock saß. Es folgten zwei schwere Tage des Wundenleckens und der Fokussierung auf die nächste Aufgabe. Ausgerechnet jetzt kündigten sich die Rhein-Neckar Löwen an. Am Ende hieß es 27:22. Einziger Wermutstropfen: Jim Gottfridsson erlitt einen Bänderriss und musste drei Monate pausieren. Und der nächste Dämpfer folgte nur eine Woche später: eine Niederlage in Leipzig. Der Zwischenstand von 4:4 Punkten wirkte ernüchternd. Jetzt startete die Champions League, die die SG sofort mit einem weiteren Ärgernis überraschte. Die EHF hatte den Donnerstag als neuen Bundesliga-Spieltag noch nicht verinnerlicht und setzte munter für die Samstage internationale Begegnungen an. Die Folge: Auswärtstouren mit hohem Stressfaktor. So stiegen die Spieler nach einem souveränen Sieg bei der MT Melsungen direkt in den Bus, um nach Frankfurt weiterzufahren, wo am nächsten Tag der Flieger nach Budapest abhob. „Veszprém lacht sich doch ins Fäustchen“, wunderte sich Rasmus Lauge. Trotz einer Pause von weniger als 48 Stunden zog sich die SG beim Wiedersehen mit Ljubomir Vranjes gut aus der Affäre und verlor nur mit 27:28.
Drei Mal gegen den THW Kiel
Die EHF hatte dafür gesorgt, dass das schleswig-holsteinische Landesderby erneut ein Bestandteil der Champions League war. In Kiel gab es ein 20:20-Remis. So hatte die SG nach neun Spieltagen in der Staffel B stolze 14:4 Punkte auf dem Konto. Es bestanden keine Zweifel mehr am Erreichen des Achtelfinals. Dann kreuzte der THW Kiel auf. Die erste Viertelstunde spielten die Hausherren wie aus einen Guss – bis Tobias Karlsson für einen Schlag auf die Brust von Christian Dissinger den roten Karton sah. Die 6:0-Abwehr geriet danach in Unordnung, und die Zähler wanderten in die Landeshauptstadt. Nur elf Tage später bot sich die Gelegenheit zur Revanche. In der Bundesliga war die SG inzwischen auf die Überholspur gegangen, hatte 21:1 Punkte in Folge eingesammelt und war seit dem 29:24-Erfolg über Magdeburg sogar Spitzenreiter. „Die Nummer eins im Land sind wir!“, sangen die Fans vor dem Derby. Nach 14 Minuten machten alle lange Gesichter: 3:10 – so stand es auf der Anzeigetafel. Die 27:35-Pleite war so nicht zu verhindern. Auch bei den Rhein-Neckar Löwen hatte die SG nicht den Hauch einer Chance. Sie spielte vorerst keine Rolle mehr in der Meisterfrage und verhinderte nur mit einem Kraftakt am zweiten Weihnachtstag eine Heimniederlage gegen die TSV Hannover-Burgdorf, die in den letzten Minuten eine Vier-Tore-Führung aus der Hand gab.