Simon, herzlichen Glückwunsch zur Weltmeisterschaft. Wie fühlt man sich als Doppel-Weltmeister?
Simon Hald: Das ist ein Riesen-Ergebnis, man fühlt sich großartig. Wegen der Corona-Situation war alles etwas anders, aber wir sind damit professionell umgegangen. Der Fokus war auf dem Sport und nicht auf dem, was außerhalb passierte. Das haben wir als Mannschaft überragend gelöst.
Kann man die Turniere von 2019 und 2021 überhaupt vergleichen?
Simon Hald: Fast gar nicht. 2019 spielten wir in Dänemark, und die Stimmung der Zuschauer trug uns. Jetzt waren wir ganz weit entfernt von Dänemark und den Fans. Diese Lücke schlossen die sozialen Medien ein wenig – gerade nach dem Viertelfinale gegen Ägypten, dass mit seinen Wendungen das verrückteste Spiel war, das ich bislang erlebte. Auf dem Spielfeld war der Erfolg diesmal auf mehr Schultern verteilt als vor zwei Jahren.
Wie bist du mit deiner Leistung zufrieden? Du durftest ja auch viel im Angriff spielen.
Simon Hald: Fast ein Jahr hatte ich kaum im Angriff gespielt. Es funktionierte gut. Ich habe die Bälle bekommen und meine Möglichkeiten weitgehend genutzt – wenn man einmal vom Endspiel absieht. Dieses Pensum konnte ich nur schaffen, weil sich der Zustand meines Knies so gut entwickelt hatte.
Und wie war das Endspiel aus deiner Sicht? Im Fernsehen war einmal zu sehen, wie du wütend ein Handtuch auf den Boden warfst.
Simon Hald: In dieser Phase war ich mit mir selbst unzufrieden. Inzwischen bin ich aber erfahren genug, diesen Ärger nicht vor mir herzuschieben. Handball ist nun einmal so, dass nicht immer alles klappt. Dass ich auf der Bank sitze, darf aber nicht zum Problem der Mannschaft werden. Ich muss sie weiter unterstützen – das ist nun einmal Team-Sport. Beim Abpfiff war ich einfach nur froh, dass wir gewonnen hatten. So richtig verstehen tut man alles erst nach ein oder zwei Wochen, wenn man nach Hause kommt und etwas Ruhe hat.
Statt Zuschauern gab es in Ägypten Corona-Testungen. Hattest du Probleme mit dem ungewöhnlichen Rahmen?
Simon Hald: Das war alles nicht so neu für mich, ich kannte ja vieles schon aus Deutschland. Es war eher so, dass ich mich anfangs über einige Dinge wunderte, die etwas anders organisiert waren. Und manchmal fragte ich mich, ob auch wirklich alle getestet waren, die im Hotel waren. Dort hielten wir uns fast ausschließlich auf. 2019 war man in der Freizeit auch mal für einen Spaziergang unterwegs, traf sich mit der Familie oder ging ins Kino. Jetzt waren wir fast durchgängig unter uns. Den einzigen Ausflug, eine Bus-Tour zu den Pyramiden, verpasste ich, weil ich ausgerechnet an dem Tag Magen-Probleme hatte. Aber ich will nicht klagen: Es ist ein Privileg, dass wir weiterhin unserem Beruf, ja unserer Passion, nachgehen können.
Hattet ihr Einzelzimmer im Hotel?
Simon Hald: Nein, es gab Zweier-Zimmer. Mein Zimmer-Genosse war Johan Hansen aus Hannover, den ich seit unseren gemeinsamen Zeiten in der Jugend-Nationalmannschaft kenne. In unserer Freizeit waren wir oft in einem Gemeinschaftsraum, in dem wir Karten oder mit der Play-Station spielten. Und auf einem Fernseher liefen die anderen Handball-Partien.
Das nächste Großereignis wären die Olympischen Spiele. Denkst du schon manchmal an Tokio?
Simon Hald: Das ist noch ein gutes Stück entfernt. Außerdem dürfen zu Olympia nicht so viele Spieler mit wie zu einer Weltmeisterschaft. Ich werde mich jetzt auf die SG konzentrieren. Und wenn ich gut spiele, dann empfehle ich mich auch für die Nationalmannschaft.
Wie waren die Rückkehr nach Europa und der sehr schnelle Einstieg in den Spielbetrieb?
Simon Hald: Das war alles ganz anders als vor zwei Jahren. Es gab keine Feier und keinen Empfang. Kurz vor der Landung begleiteten uns aber immerhin zwei Militär-Flieger, und ein Hubschrauber hisste die dänische Flagge. Am Flughafen richtete der Generaldirektor des Handballverbandes noch ein paar Worte an uns. Fans hatten keinen Zugang zum Flughafen. Bei der Gepäck-Ausgabe warteten lediglich ein paar Journalisten. Mit Lasse Svan fuhr ich dann gemeinsam nach Flensburg. Am Montagabend waren wir da, am Dienstag hatten wir frei, und am Mittwoch mussten wir wieder trainieren. Als wir am Donnerstag in Brest spielten, war mein Körper in guter Verfassung, mein Kopf aber sehr müde. Gut, dass wir danach einige freie Tage hatten.