Heute hattet ihr Training bis in den Abend hinein, oft trainiert ihr vormittags. Was ist dir lieber? Oder kann man dich nachts wecken und du würdest dein Pensum trotzdem abspulen?
Lasse Svan: Nein, das dann doch nicht. Ich sehe bei beiden Möglichkeiten Vorteile. Wenn wir schon vormittags in der Duburghalle sind, bleibt uns mehr Zeit für unsere Familien. Körperlich passt es bei mir allerdings um 16.30 Uhr besser, da ich dann besser in Schwung bin. Gerade beim Abschluss-Training vor den Spielen ist es sinnvoll, dass wir erst gegen Abend trainieren. So sind wir besser im Rhythmus und müssen nicht anderthalb Tage auf die Partie warten. Außerdem können unsere Trainer den Vormittag noch zur Vorbereitung nutzen.
Im November waren zwei Spiele ausgefallen, obwohl ihr euch auf den jeweiligen Gegner intensiv vorbereitet hattet. Ärgert man sich in solchen Situationen?
Lasse Svan: Ja, auf jeden Fall. Wir wollten spielen, waren gut vorbereitet und voller Selbstvertrauen. Während wir die Disziplin und das Glück hatten, bislang ohne positiven Corona-Test durch die Saison gekommen zu sein, haben es andere Teams nicht geschafft. Das sind Dinge, die wir nicht selbst beeinflussen können. Aber wir wollen es positiv sehen: Einigen Spielern hat die längere Pause sicherlich gut getan. Gespannt bin ich, wie eng der Terminplan wird, wenn die ausgefallenen Spiele irgendwann nachgeholt werden.
Wie beginnt bei dir ein normaler Tag?
Lasse Svan: Der beginnt mit meinen beiden Kindern. Ich frühstücke mit ihnen und bringe sie zum Kindergarten. Wenn wir vormittags Training haben, kann ich mittags noch etwas essen und hole die beiden Kleinen dann wieder ab. Meiner Frau und mir ist es bewusst, dass wir privilegiert sind und viel Zeit mit unseren Kindern verbringen können, die wiederum in einem Alter sind, in dem sie viel mit ihren Eltern unternehmen wollen. Wenn meine Frau und ich frei haben, lassen wir unsere Kinder auch mal zu Hause. Sie sind ja noch nicht im schulpflichtigen Alter.
Ist die Familie ein Garant für den Erfolg?
Lasse Svan: Ja, denn ich bekomme Unterstützung und genieße Verständnis, für das, was ich mache. Auch wenn ich mehrere Wochen mit der Nationalmannschaft unterwegs bin, muss ich mir nie Sorgen machen. Auch als wir uns für Kinder entschieden hatten, gab es Rückendeckung von meiner Frau. Wenn ich nun nach Hause komme, treffe ich auf zwei lachende Kinder, die noch keine Ahnung von Niederlagen und Siegen haben. Durch den Nachwuchs ist meine innere Ruhe gewachsen. Kurzum: Ich habe der Familie viel zu verdanken.
Olympiasieg, Weltmeister, Europameister, Champions League, deutsche Meisterschaft und Pokal – du hast jeden großen Titel zumindest einmal gewonnen. Wie wird man so erfolgreich? Und woher ziehst du die Energie, weiterhin Titeln hinterherzujagen, die du schon alle gewonnen hast?
Lasse Svan: Du brauchst sehr gute Mannschaftskollegen, denn allein kann man im Handball nichts gewinnen. Das ist so in der dänischen Nationalmannschaft, die traditionell immer einige der besten Handballer der Welt aufbieten kann. Und die SG ist seit Jahren ein Verein mit großen Ambitionen und hohen Ansprüchen. Natürlich muss man viel Arbeit investieren und braucht den Glauben, dass man es schaffen kann. Ich hatte auch stets die Lust, mich zu verbessern. Auch mit 30 oder 32 Jahren war ich nicht mit dem erreichten Niveau zufrieden, sondern sah immer noch Potenzial. Der Handball entwickelt sich so explosiv und kreativ, dass andere vorbeiziehen, wenn man nicht mehr bereit ist, Neues zu lernen. Und da sind wir wieder bei den Mannschaftskollegen, die ebenso Lust und Willen benötigen, damit man als Team an der Spitze bleibt.
Du bist auch Mental-Coach. Bringst du deine Erkenntnisse mit ein ins Handball-Geschehen?
Lasse Svan: Dadurch kenne ich mich vor allem selbst viel besser und behalte deshalb die Ruhe. Ich weiß, was ich gut kann und wo ich mich verbessern muss. Diese Gewissheit ist wichtig. Sonst läuft man blind mit den Armen über den Kopf herum und freut sich, wenn es gut gegangen ist. Noch wichtiger ist es zu wissen, wie man aus einem Tief herauskommt. Denn ein solches Tief erlebt jeder Leistungssportler irgendwann. Es zu verkürzen kann letztendlich der Unterschied sein, ob man das höchste Niveau erreicht oder es nur für die Zweitklassigkeit langt.