Im SG Dauerfieber

- Folge 30: Michael „Trecki“ Treckmann

Handball ist Tempo, Athletik und Raffinesse. Aber auch die Emotionen spielen eine wichtige Rolle. Auf und neben dem Spielfeld. Ohne die Zuschauer wäre die „Hölle Nord“ nicht vorstellbar. In einer Serie des KONTER werden einige Fans vorgestellt. Wie entstand die Begeisterung zur SG Flensburg-Handewitt? Was waren die persönlichen Höhepunkte?

Wann wird man ein Fan? Michael Treckmann, den man in der SG Familie nur als „Trecki“ kennt, beantwortet diese Frage mit dem schillernden Schlussakkord im EHF-Cup 1996/97. Für das zweite Finale der SG gegen Virum Sorgenfri hatte er keine Tickets mehr bekommen, aber es stand damals eine Leinwand vor dem Deutschen Haus. Dort brannte auch die Luft, dort stieg später die Siegesparty, und es entzündete sich eine Fan-Leidenschaft. Die Verbindung zum Handball ist noch ein paar Jahre älter und entstand zufällig. 1984 gehörte Michael Treckmann den „Geestpfeifern“ an. Dieser Spielmannszug begleitete die Aufstiegssause der damaligen SG Weiche-Handewitt. Michael Treckmann haute auf die Trommel, kam mit einigen Spielern ins Gespräch und war danach ab und an in der Wikinghalle. „Eigentlich komme ich vom Judo und hatte bis dahin nichts mit Ballsport zu tun“, grinst der 56-Jährige. Damals hatte ihn die Atmosphäre in Handewitt fasziniert. „Man kam in die Halle, traf Leute, die man vorher nie gesehen hatte und verstand sich sofort“, erzählt er und schmunzelt über eine Anekdote mit dem nicht allzu groß gewachsenen RSH-Reporter Carsten Köthe. „Den hatten wir hochgehoben, damit er überhaupt etwas sehen konnte.“

Viele Auswärtstouren, 60 besuchte Hallen
Ab 1997 erhöhte sich die SG Taktzahl bei „Trecki“ merklich: Die Dauerkarte wurde zur Pflicht, die Auswärtstouren wurden häufiger. Dutenhofen war der Auftakt für inzwischen 60 besuchte Hallen. Hoch im Kurs standen die Fahrten ins Schwäbische, vor allem nach Göppingen. 2005 entstand zusammen mit den Fans von Frisch Auf die Idee: „Hölle Nord, Hölle Süd – gemeinsam rocken wir Hamburg.“ Aus der Stimmungsfusion beim Final Four entstand eine Freundschaft, die auch zu einem Buch inspirierte: „Das sind die Fans und ihre Geschichten – SG Flensburg-Handewitt.“ Sven Anker fungierte als Herausgeber, „Trecki“ half aktiv bei der Autorensuche. International war er nicht ganz so aktiv: Auslandsreisen sind zeitaufwendig und preisintensiv. Zuletzt war der treue SG Fan aber zwei Mal in Schweden. Nach Ystad ging es mit dem Party-Bus, nach Sävehof im Auto mit fünf Leuten. Und das an einem Dienstag. Da staunten die SG Handballer nicht schlecht. „Dieses Nahbare, dass man mit den Spielern mit einer solchen Selbstverständlichkeit spricht, ist im Fußball nicht vorstellbar“, erzählt „Trecki“. Vor allem auswärts, wenn weniger Fans vor Ort sind, sei der Kontakt ausgiebig. „Johannes Golla ist voll dabei, und ein Emil Jakobsen total aufgetaut.“

Eine besondere SG Sammlung
Natürlich kann „Trecki“ einige schöne Erinnerungsstücke aus dem Kleiderschrank hervorkramen. Er besitzt noch das Meister-Shirt von 2004 „Wo wir sind, ist oben“, aber auch ein Artikel von Andrej Klimovets. Am Ende der letzten Saison konnte er sich in Düsseldorf das Dress von Kay Smits sichern. Der wohl bemerkenswerteste Schatz: Eine Sammlung von Zeitungsartikeln zur SG – nicht über eine Spielzeit, sondern über Dekaden. Für „Trecki“ ist die Mitgliedschaft in einem Fan-Club selbstverständlich. Zunächst war es die „Hölle Nord“, dann die „Ultras“ und nun die „Alte Garde“. So organisiert ist ein leichterer Kontakt zur SG Geschäftsstelle möglich, hat er festgestellt. Wichtig seien ihm das Gemeinschaftsgefühl – auch vor der Halle und nach dem Spiel. Es sind Freundschaften entstanden. „Trecki“ steht bei den Trommlern auf der Nordtribüne, fiebert mit und feuert an. Manchmal ärgert er sich über die Schauspielerei einiger Spieler. Denn er weiß: „Handball ist körperbetont, ehrlich und fair.“