Im SG Dauerfieber

- Folge 25: Stefan Anker

Handball ist Tempo, Athletik und Raffinesse. Aber auch die Emotionen spielen eine wichtige Rolle. Auf und neben dem Spielfeld. Ohne die Zuschauer wäre die „Hölle Nord“ nicht vorstellbar. In einer Serie des KONTER werden einige Fans vorgestellt. Wie entstand die Begeisterung zur SG Flensburg-Handewitt? Was waren die persönlichen Höhepunkte?

Es sind manchmal die kleinen Zufälle, die eine große Konsequenz besitzen. So war es auch im Herbst 1985, als ein Jugendlicher aus Nordfriesland erstmals die Handewitter Wikinghalle betrat. Ein Kumpel hatte für die Spiele der SG Weiche-Handewitt eine Dauerkarte, konnte aber ausgerechnet beim Landesderby gegen den THW Kiel nicht. Fünf D-Mark für einen Stehplatz – Stefan Anker griff zu. Er erinnert sich sehr gut, wie ihn sein Vater von Koldenbüttel zum Spiel fuhr und am nächsten Tagen von Freunden, bei denen er übernachtete, wieder abholte. Zwischendrin gewann die SG hauchdünn einen Handball-Krimi. „Da muss ich jetzt öfter hin“, wusste Stefan Anker damals und erzählt. „Ich hatte gleich auf der Stehtribüne den Pulk erwischt, wo am meisten los war.“

Wikinghalle, Fördehalle, Campushalle
Er spielte Fußball bei BW Friedrichstadt und Handball in der Schule. Die Begeisterung für den Sport war groß. Immer häufiger ging es nach Handewitt. Bald kam der Vater mit, später auch der jüngere Bruder. Stefan Anker macht den Umzug von der Wikinghalle in die Fördehalle mit. Und auch den in die Campushalle. Die Dauerkarte ist inzwischen seit 30 Jahren ein treuer Wegbegleiter. „Wenn es geht, besuche ich jedes Heimspiel“, sagt der 55-Jährige. „Auswärts ist es allerdings etwas bescheidener geworden.“ Häufiger gibt es Ansetzungen unter der Woche. Hannover am Freitag – das war zuletzt eine Reise wert. Ganz früher war Stefan Anker Mitglied im Fan-Club „Hölle Nord“, später bei den „Ultras“. Der Grundgedanke, die Mannschaft möglichst intensiv zu unterstützen und viel mitzureisen, zog sich kontinuierlich durch die Fan-Karriere. Heute gefällt es ihm in der „Alten Garde“. Eine eher familiäre, überschaubare Gruppe, aber dennoch enthusiastisch – mit Trommeln auf der Nordtribüne. „Im Vergleich zu anderen Hallen ist es bei uns etwas derber, es wird viel Druck auf Gegner und Schiedsrichter aufgebaut“, meint Stefan Anker zur Stimmung in der „Hölle Nord“. Der persönliche Kontakt zu den Spielern ist ihm wichtig – auch zu ehemaligen. Wenn Joachim Boldsen mal nach Flensburg kommt, wird geplaudert, mit Johnny Jensen auch mal geschrieben.

Viele Höhepunkte mit der SG
Ein Höhepunkt war 1997 der EHF-Cup, der erste Titel der SG. Stefan Anker kann noch immer die Aufstellung herunterrattern. Europa hat er durch den Handball erkundet: Dünkirchen, Schaffhausen, Aalsmeer oder Aalborg. Unvergessen ein Trip nach Barcelona: 2007 ging es mit 50 Leuten im Bus nach Spanien. In Lloret de Mar wurde übernachtet, die Küstenstraße abgefahren und die Katalanen-Metropole genossen. Und das Spiel war zumindest so, dass die SG sicher weiterkam. Danach tranken die Fans mit den Spielern am Bus ein Bierchen. Und als Barca-Profi Nenad Perunicic mit seinem Flitzer vorbei wollte, gab es ein paar SG-Aufkleber auf die Karosserie. Die denkwürdigste Reise war sicherlich 2014 nach Köln. Bruder und zwei Freunde kamen mit. Im Final Four um die EHF Champions League war die SG zwei Mal Außenseiter und lag zwei Mal klar zurück. Am Ende waren Barcelona und Kiel bezwungen – die Nordlichter befanden sich urplötzlich im siebten Himmel. „Mit der Mannschaft wurde gefeiert, den Pokal hatte ich in meinen Händen“, erinnert sich Stefan Anker. „Später ließ ich mir den Pott mit beiden Ergebnissen auf die Wade tätowieren.“ Ein Titel für die Ewigkeit.