Höhenflug im Westen

- Das Interview der Woche: Lukas Blohme

Er wurde in Flensburg geboren, spielte in der Jugend für den DHK Flensborg und vor allem für die SG Flensburg-Handewitt: Seit 2015 allerdings lebt Lukas Blohme in Westdeutschland, stand zunächst beim ASV Hamm-Westfalen unter Vertrag und stieg im Sommer mit dem VfL Gummersbach in die LIQUI MOLY HBL auf. Es läuft sehr gut. Der KONTER sprach mit dem 28-Jährigen.

Im November gewannst du mit deinem aktuellen Klub VfL Gummersbach gegen deinen Stammverein, die SG. Mit sieben Toren warst du einer der Matchwinner. Wie sah danach deine Gefühlslage aus?
Lukas Blohme: Die war ganz besonders, da ich gegen meine Heimatstadt und gegen den Verein, in dem ich aufgewachsen bin, spielte. Aus dem Kader von damals sind zwar nur noch Jim Gottfridsson und Kevin Møller dabei, es war dennoch ein besonderes Spiel. Daraus zog ich eine Extra-Portion Motivation. Dann gewannen wir sogar, und es war das Sahnehäubchen, dass es bei mir so gut lief.

Wie gefällt es dir insgesamt im Oberbergischen?
Lukas Blohme: Wir sind heimisch geworden. Die Stadt ist schön, und der Weg nach Köln kurz. Dort waren wir schon häufiger – auch mit der Mannschaft, mit der man ohnehin viel unternimmt. Meine Freundin Kira ist seit dieser Saison nachgezogen, hat ihre Profi-Karriere beendet und spielt nun beim Oberligisten Gelbke/Strombach.

Wie heiß ist noch der Draht in den hohen Norden?
Lukas Blohme: Sehr heiß, da unsere Familien im hohen Norden leben. Es ist jetzt einfacher geworden. Zuletzt war es oft so, dass Kira frei hatte, ich aber spielen musste. Oder umgekehrt. Jetzt fahren wir an meinem freien Wochenende einfach mal hoch, um beide Familien zu besuchen, das Wasser zu sehen und die Ostseeluft zu schnuppern.

Deine Karriere begann ja im hohen Norden. Was waren die wichtigsten Meilensteine und Höhepunkte deiner Zeit bei der SG?
Lukas Blohme: Es ging von der Jugend in die erste Mannschaft. Teilweise trainierte ich in drei Mannschaften zeitgleich. Als Flensburger hatte ich den großen Traum, in der „Hölle Nord“ ein Tor zu werfen und zu hören, wie die Nordtribüne deinen Namen ruft. In der Champions League gegen Gorenje Velenje war das tatsächlich der Fall. 2014 durfte ich auch mit zum Super Globe in Katar und bei einem Spiel lange spielen. Ein Erlebnis war jedes Training mit Holger Glandorf, Thomas Mogensen, Mattias Andersson oder – ich müsste sie alle aufzählen. Lasse Svan gab mir viele Tipps und zeigte mir so, dass ich willkommen war. Ich war mit der SG mehrmals mit zur Vorbereitung nach Schweden – zuletzt im Olympia-Jahr 2016, als ich schon ein Zweitspielrecht in Hamm hatte.

Wie verfolgst du den Werdegang der SG?
Lukas Blohme: Es ist eine alte Liebe. Solange es nicht gegen uns geht, bin ich immer auf der Flensburger Seite. Sofern es zeitlich passt, schaue ich mir die Spiele im Stream an. Zuletzt hatte die SG viel mit Verletzungen zu kämpfen. Für die Mannschaft und Maik Machulla war das nicht einfach, aber sie machten das Beste daraus. Davor waren sie zwei Mal Meister, was schön für die gesamte Stadt war.

Freust du dich auf das Rückspiel?
Lukas Blohme: Für mein Herz wird es das bedeutendste Spiel der gesamten Saison sein. Tatsächlich war ich, seitdem ich das letzte Mal in der FLENS-ARENA selbst spielte, nicht mehr dort. Es hat zeitlich nie gepasst. Es werden Familie und Freunde in die Halle kommen, und viele alte Wegbegleiter da sein. Das alles ist erst irgendwann im März, aber ich freue mich jetzt schon darauf.

Was hast du in dieser Saison noch mit dem VfL Gummersbach vor?
Lukas Blohme: Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Wir sind unfassbar gut gestartet und sehr zufrieden. Wir sind im Mittelfeld und hätten sogar noch den einen oder anderen Punkt mehr gewinnen können. Es geht in erster Linie darum, den Klassenerhalt zu schaffen. Je früher wir das Ziel erreichen, desto besser.

Ist es ein persönlicher Traum, irgendwann noch einmal für die SG zu spielen?
Lukas Blohme: Es wäre vermessen, über ein Angebot der SG nicht nachzudenken, wenn es kommen würde. Schließlich handelt es sich um eine Top-Adresse, und unsere Familien leben in Flensburg. Das Gesamtpaket müsste aber passen. Man ist nicht mehr 20, sondern bereits 28 Jahre – und auch ein paar andere Dinge sind wichtig geworden. Aber ein Traum ist es schon, als SG Spieler vor den Fans der „Hölle Nord“ zu spielen.