„Gemeinsame Lösungen“

- Das Interview der Woche

Wie die Zeit vergeht. Inzwischen gehört Johannes Golla zu den etablierten Kräften bei der SG Flensburg-Handewitt und befindet sich in seiner fünften Saison im hohen Norden. In dieser Zeit ist er nicht nur zum Stammspieler gereift, sondern übernahm im August zusätzlich das Amt des Kapitäns. Die Redaktion sprach mit dem 25-jährigen Kreisläufer.

Johannes, mit der neuen Saison hast du ein neues Amt übernommen. Du bist nun SG Kapitän. Was sind deine Aufgaben?
Johannes Golla: Ich bin nun der erste Ansprechpartner für die Geschäftsstelle und das Trainer-Team. Mit mir werden einige Dinge im Vorfeld geklärt, um möglichst vieles von der Mannschaft fernzuhalten. Insgesamt hält sich der Aufwand aber in Grenzen. Dazu trug sicherlich auch bei, dass wir sportlich gut gestartet waren und nicht so viel Gesprächsbedarf bestand. Außerdem sind wir eine erfahrene Mannschaft, in der die meisten wissen, worauf es ankommt.

Gibt es eigentlich auch einen Mannschaftsrat?
Johannes Golla: Also, einen gewählten Mannschaftsrat haben wir nicht. Aber ich tausche mich oft mit Jim Gottfridsson aus. Er ist von uns Spielern am längsten im Verein und ist sportlich wie menschlich eine Führungspersönlichkeit. Häufiger schließen wir uns kurz und suchen nach einer gemeinsamen Lösung.

Vor dieser Saison sind mit Lasse Svan und Hampus Wanne zwei langjährige Spieler ausgeschieden. Sind die entstandenen Lücken im Teamgefüge bereits gestopft?
Johannes Golla: Komplett sicherlich noch nicht. Der Fortfall einer Erfahrung von 14 oder auch neun Jahren lässt sich nicht auf einen Schlag auffangen. Das dauert seine Zeit, das ist eine Entwicklung von mehreren Jahren. Die neuen Spieler müssen erst einmal richtig ankommen und ihren Platz finden. Und im nächsten Sommer folgt ein weiterer Umbruch.

Du hast Tobias Karlsson und Lasse Svan als SG Kapitän erlebt. Wie haben sich die beiden in ihrer Art unterschieden?
Johannes Golla: Vielleicht habe ich als sehr junger Spieler nicht alles voll mitbekommen, vor allem was so im Hintergrund lief, aber für mich war Tobias Karlsson der klare Anführer, ja eine Institution. Bei der Ansprache in der Mannschaftskabine hat er immer das Wort ergriffen. Lasse Svan war kollegialer, hat sich von allen die Meinung angehört, wenn Dinge verbessert werden sollten. Sowohl Tobias wie auch Lasse haben das Amt sehr gut ausgeführt, jeder auf seine Weise.

Hast du dich mit deinen Vorgängern ausgetauscht?
Johannes Golla: Mit Lasse habe ich am Rande seines Abschiedsspiels etwas gesprochen. Außerdem hat er uns im Trainingslager in Juelsminde besucht und war auch zum ersten Heimspiel gegen Minden. Bislang hatten wir aber noch nicht die Situation, in der ich wirklich Hilfe benötigte. 

Auch im deutschen Nationalteam fungierst du als Kapitän. Wie ist dort das Amt definiert?
Johannes Golla: Der größte Unterschied ist die Zeit. Während wir bei der SG über Monate zusammen sind und immer mal wieder Gespräche geführt werden können, muss es bei der DHB-Auswahl immer schnell gehen, dass wir zusammenfinden. Die vielen Interview-Anfragen sind enorm hoch, bei der SG verteilt sich alles viel mehr. Dafür wird man eingebunden, wenn es an die Planungen für die Reisen geht und ob man vielleicht etwas optimieren kann. Beim DHB ist der gesamte Reiseplan bereits fertig, wenn man eintrifft. Und dann steht monatelang der Verein im Vordergrund. Der Austausch mit dem Trainer-Team der SG ist deshalb wesentlich größer. Als Alfred Gislason im September zu einem Heimspiel in der FLENS-ARENA vorbeischaute, stand er später plötzlich vor der Kabine. Da haben wir dann etwas über den anstehenden Lehrgang geredet.

Man erzählt, dass du vor den Heimspielen der erste in der FLENS-ARENA bist. Warum?
Johannes Golla: Ich möchte nicht gestresst sein. Ich lasse mich lieber noch einmal von unserem Osteopathen Andreas Mau behandeln und bin schon in Sportkleidung, wenn die anderen kommen. Außerdem sind einige Dinge zu regeln, bis das Warm-Up beginnt. Dazu gehört eine Besprechung der Abwehrarbeit mit unserem Co-Trainer Mark Bult.