Nach dem Magdeburg-Desaster regten sich erste Zweifel an der Einkaufspolitik. Von den Neuzugängen erfüllte lediglich der neue „zweite Mann“ im Tor, der Schwede Dan Beutler, die Erwartungen. Johnny Jensen, den die SG als Abwehr-Spezialisten und „Mädchen für alles“ im Angriff verpflichtet hatte, verdiente sich zunächst nur das Prädikat „Mitläufer“. Bald bewies der Norweger, wie er am Kreis ackerte und in der Abwehr zupacken konnte. „Bislang waren wir zu nett“, meinte Manager Thorsten Storm. „Wir hatten zu viele Lieblings-Schwiegersöhne auf dem Spielfeld.“ Ein weiteres Manko: Marcin Lijewski war im rechten Rückraum auf sich allein gestellt. Eigentlich sollte der Este Kaupo Palmar kommen. Doch sein bisheriger Klub IFK Ystad erteilte keine Freigabe. Als einjährige Interims-Lösung fungierte schließlich der 37-jährige Pierre Thorsson, der wegen akuter Schulter-Probleme nur in der Abwehr helfen konnte. Die komplette SG Mannschaft traf sich nach dem 19:30-Heimdebakel gegen Magdeburg in einem griechischen Restaurant – zur „Krisen-Bewältigung“. Schon am nächsten Wochenende fertigte die SG den Aufsteiger Stralsund mit 41:22 ab. Und nur 14 Tage nach dem „Tal der Tränen“ saßen die Förde-Handballer auf dem Bundesliga-Thron.
Wichtige Auswärtspunkte
Die „Wochen der Wahrheit“ standen aber noch bevor. In Essen und Lemgo reichte es für einen Zähler, in Nordhorn glückte ein Sieg. Die zweite Etappe der vierfachen „Auswärts-Tortur“ bescherte den Husarenstreich schlechthin. Zum zweiten Mal binnen eines Jahres knackte die SG die einst uneinnehmbare Festung „Ostseehalle“. Das 31:29 war eine Bestätigung der letzten Landesderbys. Ein Vorteil, dass Christian Berge pünktlich zum „Kracher“ wieder voll belastbar war. In der Bundesliga sicherte sich die SG mit einer stolzen Bilanz von 30:4 Zählern vor Magdeburg (27:7), Lemgo (26:8), Kiel (26:8) und Hamburg (26:8) zum dritten Mal nach 1999 und 2000 die inoffizielle Herbstmeisterschaft. Die Handschrift des neuen Trainers Kent-Harry Andersson war immer mehr zu sehen. Das neue Zauberwort „Kollektiv“ machte die Runde. Ein Wermutstropfen: Lars Krogh Jeppesen unterzeichnete ab der Serie 2004/05 einen Fünf-Jahres-Vertrag beim FC Barcelona.
Erfolgreiche Premiere in der Champions League
Ein intensiver Tanz auf drei Hochzeiten war im Gang. Ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte hatte sich bereits am 11. Oktober 2003 geöffnet: die Champions League. Viele Fans folgten ihren Lieblingen mit Schiff und Bus nach Göteborg. Die Tour lohnte sich. Die SG siegte bei Redbergslids IK mit 34:33. Im „Krimi von Celje“ verpasste die SG den Staffelsieg. Über Kolding und Zagreb bewegte sie sich ins Halbfinale. Es folgten die „Magdeburg-Wochen“, die der Bundesliga-Gipfel in der Bördelandhalle einleitete. Ohne Christian Berge (Knochenhautentzündung) und Sören Stryger (Adduktoren) war die 26:32-Niederlage keine Überraschung. Nur elf Tage später sahen sich die beiden Kontrahenten in der Campushalle wieder. Es ging um den Einzug in die Endspiele der Champions League. Die SG distanzierte den SCM deutlich. Ohne Jan Holpert wäre ein 30:20 als Ausgangsbasis nie möglich gewesen. Er lehnte jegliche Gratulation ab: „Wenn die einen Lauf kriegen, kann das noch sehr eng werden.“ Der Keeper sollte Recht behalten: Die letzte Spielminute war angebrochen, als die Magdeburger beim 36:25 erstmals in der Gesamtwertung vorne lagen. Im Gegenzug behielt Lars Krogh Jeppesen die Nerven. Kent-Harry Andersson grinste: „Nach einer Zehn-Tore-Niederlage war ich noch nie so glücklich wie heute.“