Emotionale Momente und Kommunikation

- Das Interview der Woche: Benjamin Buric

Wenn er einen Ball hält, spulen Arme und Gesicht eine Jubel-Arie ab, die jeden mitreißt. Die Begeisterung von Benjamin Buric begeistert – und macht ihn zum einen der Publikumslieblinge. Besonders groß war die Freude, als der Torwart kurz vor dem Jahreswechsel seinen Vertrag bei der SG Flensburg-Handewitt bis 2028 verlängerte. Der KONTER sprach mit dem 32-jährigen Bosnier.

Benjamin, du bist ja schon eine Weile dabei. Daher hast du schon ein paar Mal erlebt, wie verdiente Spieler in die „Hall of Fame“ aufgenommen wurden. Zuletzt waren es Lasse Svan und Holger Glandorf. Was für Gedanken oder Gefühle hast du bei einer solchen Zeremonie?
Benjamin Buric: Das sind sehr emotionale Momente, man bekommt auch etwas Gänsehaut. Ich denke aber auch immer, dass die Spieler, die ausgezeichnet werden, es wirklich verdient haben. Die SG ist ein Traditionsverein und sollte deshalb auf solche Ehrungen auch Wert legen.

Ein Kriterium für die Ernennung zur Vereinslegende ist eine zehnjährige Treue zur SG. Wann wäre das bei dir der Fall?
Benjamin Buric: (schmunzelt) Das ist noch lange hin. Wir schauen mal, was so alles passiert – aber die zehn Jahre bei der SG wären 2028 voll. In diesem Sommer bin ich fünf Jahre bei der SG, aber das war mir nicht genug. Ich will mindestens zehn Jahre bei der SG sein. Dann wäre ich also eine Legende? Ja, dann spielte das bei meiner Vertragsverlängerung sicherlich auch eine Rolle.

Was zeichnet denn die SG aus?
Benjamin Buric: Sie ist einer der besten Vereine in der Welt und hat trotzdem einen familiären Charakter behalten. Ich bin richtig stolz, ein Teil der SG zu sein.

Seit 2021 bildest du mit Kevin Møller das SG Gespann im Tor. Wie ist die Zusammenarbeit mit Kevin?
Benjamin Buric: Wir pflegen eine sehr gute Kommunikation. Er ist ein Super-Typ und ein entspannter Mensch. Es ist sehr positiv, dass er auch so lange bei der SG sein wird. Auch für die SG ist es ein Vorteil, dass sie auf uns beide langfristig setzen kann, denn wir sind ein wirklich starkes Torhüter-Gespann.

Seit Sommer 2021 ist der Däne Michael Bruun euer Torwart-Trainer. Freust du dich auf die Einheiten mit ihm?
Benjamin Buric: Vorher machte bereits Jan Holpert einen guten Job. Mit Michael Bruun wurden das Video-Studium und noch ein paar andere Dinge ausgebaut. Kevin kannte ihn bereits aus der Nationalmannschaft, wo Michael Bruun auch sehr gute Arbeit abliefert. Ich denke, es war ein guter Schritt, dass er nun als Torwart-Trainer für die SG arbeitet.

Mal ganz ehrlich: Gibt es auch etwas, auf das du beim Handball verzichten könntest?
Benjamin Buric: Also auf dem Spielfeld stört mich nichts. Da ist alles in Ordnung. Was aber nicht sein müsste, wären die vielen Reisen – ganz egal ob im Bus, Flugzeug oder Zug. Es ist ja auch so, dass wir aus Flensburg nicht mal so eben zu einem Auswärtsspiel fahren. Das sind dann immer gleich sieben oder acht Stunden Fahrt.

Wie genießt du deine Freizeit in Flensburg?
Benjamin Buric: Da ich ganz in der Nähe der Innenstadt wohne, gehe ich gerne runter zum Nordermarkt oder an den Hafen. Ich besuche die Cafés oder gehe auch mal zum Essen. Es gibt ein paar Handball-Kameraden, die ich auch in der Freizeit treffe.

Dein Zwillingsbruder Senjamin ist auch Handballer und spielt beim dänischen Erstligisten Skjern. Wie intensiv ist euer Kontakt?
Benjamin Buric: Wenn es passt, steige ich ins Auto und bin in anderthalb Stunden in Skjern. Mein Bruder hat zwei Kinder: einen Sohn und eine Tochter. Manchmal schaue ich mir auch seine Spiele an. Skjern spielt auch in der EHF European League. Wir stellten aber fest, dass wir frühestens im Final Four aufeinandertreffen können. Senjamin kommt natürlich auch mal nach Flensburg. Sonst schicken wir täglich viele Nachricht. Seine Frau scherzt manchmal: Wir sollten ja nicht übertreiben!

Noch etwas zur SG: In der LIQUI MOLY HBL wird es diese Saison vermutlich schwer, ganz nach oben zu kommen. Dafür ist ein Final-Four-Turnier gebucht, und ein zweites würde zu Hause ausgetragen werden…
Benjamin Buric: In der LIQUI MOLY HBL ließen wir leider ein paar Punkte unnötig liegen. Wir haben aber ein sehr starkes Team, sodass wir auf die Mannschaften, die vor uns liegen, möglichst viel Druck aufbauen wollen. Ich freue mich schon auf Köln. Zum ersten Mal fahre ich mit der SG zum REWE Final4. Mit der HSG Wetzlar war ich schon einmal dabei. Und dann hoffe ich, dass wir auch das Final Four der EHF European League spielen werden – zu Hause in unserer „Hölle Nord“. Es gibt in dieser Saison noch viel zu erreichen…