Es war der 1. November 2004, als die SG am späten Nachmittag über die schwere Erkrankung von Christian Berge unterrichtete. Mit einem Schlag war das sportliche Geschehen nebensächlich. Dabei sollte die Saison unter einem ganz anderen Motto stehen: Nach der ersten deutschen Meisterschaft dominierte ein Erwartungsdruck, der die Titelverteidigung einforderte. Aber schon die Testphase verlief nicht gut und gipfelte im Abbruch eines Trainings-Camps auf der dänischen Insel Lolland – weil zu viele Spieler an Blessuren laborierten. Und Neuzugang Blazenko Lackovic traf zwar mit der olympischen Goldmedaille ein, hatte allerdings ein „Reiz-Knie“ aus Athen mitgebracht. Er verpasste den Super Cup in Dessau, den die SG dem HSV Hamburg überlassen musste, und auch die ersten beiden Bundesliga-Spiele. Dann feierte Blazenko Lackovic sein Debüt in der „Hölle Nord“ – ausgerechnet gegen den THW Kiel. Es waren aber andere Akteure, die den 25:21-Erfolg sicherstellten. Jan Holpert gewann das Torwart-Duell, der Mittelblock mit den beiden Norwegern Johnny Jensen und Glenn Solberg bestach.
Zahlreiche bemerkenswerte Ergebnisse
Ein Paukenschlag signalisierte, dass der Titelverteidiger zu großen Taten fähig sein würde. Mit einem glatten 39:32 beim SC Magdeburg beendete die SG ihre „schwarze Serie“ an der Elbe. Christian Berge hatte am Bildschirm mitgefiebert. In der Halbzeitpause schickt er eine SMS: „Das macht Spaß, euch zuzugucken. Weiter so, Jungs!“ Seine Kollegen drückten kräftig aufs Gaspedal. Im DHB-Pokal stürmten sie in Lübbecke zu einem 47:39. 86 Tore – so viele hatte es bis dahin noch nie im deutschen Profi-Handball gegeben. Auch der Heimsieg gegen die SG Wallau-Massenheim war rauschend. 20:10 hieß es bereits nach 27 Minuten. Als Zugabe feierte die „Hölle Nord“ die Tabellenführung in der Bundesliga. Zum Jahreswechsel konnte die Laune im hohen Norden kaum besser sein. Die SG (31:5) lag hinter dem THW Kiel (32:4) in Lauerstellung, hatte die übrige Konkurrenz aber bereits distanziert. Und dann dieses: Am 2. Januar 2005, beim Sieg über Minden, sprang Christian Berge nach einer Viertelstunde aufs Spielfeld und erntete frenetischen Applaus, an dem sich sogar einige Akteure der Gäste beteiligten.