Bereits während der Vorbereitung waren die beiden anderen Neuzugänge eingestiegen. Der 35-jährige Maik Machulla sollte den immens geforderten Thomas Mogensen unterstützen, ergatterte aber kaum größere Einsatzzeiten und übernahm Aufgaben eines Co-Trainers. Steffen Weinhold löste im rechten Rückraum Tamas Mocsai ab und strebte nach Jahren im Abstiegskampf mit dem TV Großwallstadt nach Höherem. Der Europacup der Pokalsieger sowie das Vize-Double auf der nationalen Bühne ließen die Erwartungen wachsen – extern wie auch intern. Als die SG ein Vorbereitungsturnier beim THW Kiel erfolgreich bestritten hatte, lehnte sich Anders Eggert weit aus dem Fenster: „Es macht natürlich Spaß, hier zu gewinnen – daran müssen sich die Kieler gewöhnen.“ Der Linksaußen und fünf seiner Kameraden waren erst Mitte August in den SG-Stall zurückgekehrt, als die Olympischen Spiele von London ausgeklungen waren. Tobias Karlsson und Mattias Andersson erlebten mit der schwedischen Silbermedaille eine „unglaubliche Reise“.
Eine ungewöhnliche Terminhatz
Der Terminplan war dicht. Gerade die Rückkehr in die europäische Königsklasse war mit zusätzlichen Strapazen verbunden. Der parallel laufende Bundesliga-Spielbetrieb und die fehlende Hoheit über die Campushalle sorgten im Herbst für eine extreme Spitze: vier Auswärtsspiele in nur zehn Tagen. 4500 Buskilometer und eine Flugreise auf den Balkan wurden zurückgelegt. Die erste Hürde nahm die SG geschmeidig: 29:23 in Großwallstadt. Drei Tage später musste man sich mit einem 31:31-Remis bei der HSG Wetzlar begnügen. Dann machten das Fernsehen und ein unverhoffter Umzug der SG zu schaffen: „Eurosport“ wünschte eine Ausstrahlung der Begegnung am Sonntagabend, und der Gegner Partizan Belgrad wich nach Nis aus. Für die SG bedeutete das: rund 500 zusätzliche Bus-Kilometer. Sportlich hatte die SG trotz Tumulten auf den Rängen alles im Griff. Der SG Clan musste sofort umschalten, da der TV-Sender „Sport1“ am Dienstagabend auf sein „Spiel der Woche“ pochte. Die SG flog am Montag weiter nach Frankfurt. Verzögerungen am Flughafen – das geplante Training in Kronau musste ausfallen. Dennoch roch die SG lange am Punktgewinn, musste sich aber mit 27:30 geschlagen geben. „Die Körper und Köpfe meiner Spieler sind jetzt ganz leer“, meinte Ljubomir Vranjes. Kurios: Als nächstes folgten zwei Heimspiele binnen 48 Stunden – und zwei Siege gegen Chekhovskie Medvedi und TBV Lemgo.
Ein unglückliches Debüt
Angesichts der Spielplan-Kapriolen ging es fast unter, dass die SG ihren Rhythmus gefunden hatte. Da kam eine Länderspiel-Pause höchst ungelegen. Zudem laborierte Lasse Svan nach dem dänischen Lehrgang an einer Dehnung im Wadenbereich. Manager Dierk Schmäschke rief bei Florian von Gruchalla an. Der 23-jährige Rechtsaußen hatte sich gerade arbeitslos gemeldet, da Post Schwerin in den Konkurs geschlittert war. 48 Stunden später trug er im Landesderby das SG-Trikot mit der Rückennummer 25 – und verletzte sich ebenfalls. Er war mit dem Fußgelenk umgeknickt. Kiel siegte 34:27. Während dieser Rückschlag eingeplant war, traf der nächste die SG umso heftiger. Bei der TSV Hannover-Burgdorf kassierte sie mit dem Schlusspfiff das 28:29. Auf Ljubomir Vranjes, der alles andere als Lobeshymnen erntete, lastete großer Druck. Mit satten acht Minuspunkten drohte das Absacken ins Mittelfeld. Gegen Magdeburg glückte mit viel Kampf die Rehabilitation.
Der Husarenstreich von Montpellier
Die SG musste nach Petar Djordjic zwei weitere längerfristige Ausfälle verkraften. Lars Kaufmann laborierte an einer Meniskus-Blessur, Arnor Atlason riss die Achillessehne am linken Fuß. Die SG wurde erneut auf dem Transfermarkt aktiv und holte den isländischen Halblinken Olafur Gustafsson, der zunächst aber nur in der Bundesliga eingesetzt werden konnte. In der Champions League schrieb die Partie in Montpellier ein besonderes Kapitel. Es fehlte auch Maik Machulla, der nach einer Trainings-Einheit in der Dusche ausgerutscht war und sich einen Zeh gebrochen hatte. Auch ohne vier Rückraumasse siegte die SG in Südfrankreich mit 27:25 und buhlte zusammen mit dem HSV Hamburg und Chekhovskie Medvedi um den Sieg in der Gruppe A.