Dramatischer Sieg nach 70 Minuten

- SG darf weiter von der Titelverteidigung träumen

Die SG Flensburg-Handewitt hat das Endspiel der EHF European League erreicht. Am Samstagnachmittag gewann sie gegen die MT Melsungen mit 35:34 (16:15, 28:28) nach Verlängerung. Die besten Torschützen der SG waren Emil Jakobsen (9/4), Niclas Kirkeløkke (6) und Jim Gottfridsson (5). „Das war ein verrücktes Spiel mit Emotionen, die nur bei einem Final Four möglich sind“, sagte SG Trainer Aleš Pajović. „Ich freue mich schon jetzt auf das Endspiel.“ Das wird am morgigen Sonntag um 18 Uhr angepfiffen. Der Gegner ist Montpellier HB.

Zwei Stunden vor dem Anpfiff traf das Gros der SG Fans an der Arena ein. Bei einem Marsch durch den Volkspark brachten sie sich schon einmal in Stimmung. „Ole, ole, super Flensburg, Flensburg-Handewitt“, donnerte es wenige Momente vor dem Anpfiff aus einer Ecke, nachdem die Mannschaft bei Lichtshow und aufsteigenden Feuerkegeln eingelaufen war. Zwei Paraden von Kevin Møller, dann das erste Tor von Emil Jakobsen per Dreher – das Spiel begann gut für die SG, die zunächst – bis auf das 4:5 – immer einen Treffer vorlegte. Dann setzte sich Lasse Møller durch und warf das 9:7. Riesige Begeisterung in der Fan-Ecke, die noch größer wurde als Jim Gottfridsson auf 14:11 erhöhte und dem Anhang eine jubelnde Faust spendierte. „Einmal Flensburg, immer Flensburg!“, schallte ihm entgegen. Die SG war gut in der Partie, hatte sogar zwei Mal die Chance, auf vier Tore davonzuziehen. Obwohl Kevin Møller einen Strafwurf parierte, schritt der SG Clan mit nur einem äußerst knappen Pausenvorsprung in die Kabine.

Keine Entscheidung nach 60 Minuten
Was die Halbzeit-Analyse wohl ergab? Die ersten beiden Erfolgserlebnisse des zweiten Durchgangs gingen an die Melsunger, die plötzlich vornelagen. Auf Kevin Møller war Verlass. Mit diesem Rückhalt konnte die SG wieder Führungen markieren. Allerdings hieß es nach zwei Siebenmetern 23:21 für die Nordhessen. In einer Auszeit sorgte der Anhang für den emotionalen Schulterschluss. Die SG agierte nun mit sieben Feldspielern. Blaž Blagotinšek erzielte den Ausgleich, Niclas Kirkeløkke bejubelte sogar die 24:23-Führung. „Das Sieben-gegen-Sechs-Spiel hat uns zurückgebracht“, registrierte Aleš Pajović. Es war nun ein dramatisches Kopf-an-Kopf-Rennen. Einmal hatte die SG die Chance, auf zwei Toren davonzuziehen, um kurz darauf mit 27:28 zurückzuliegen. Jim Gottfridsson, in seinem letzten Final Four für die SG, marschierte mit aller Energie durch. 28:28! Als dann Kevin Møller den nächsten Ball hielt, hatte der Titelverteidiger sogar die Möglichkeit den entscheidenden Treffer zu setzen. Es reichte nicht ganz – es war zum Haareraufen!

Die Verlängerung
Nach nur wenigen Sekunden der Extrazeit schraubte sich Niclas Kirkeløkke hoch und setzte die erste erfolgreiche Duftnote. Als Kevin Møller einen Ball parierte, konnte die SG nachlegen. Blaž Blagotinšek netzte vom Kreis ein. Emil Jakobsen verwandelte von der Siebenmeter-Linie zum 32:29. Da herrschte große Euphorie bei den Fans. Melsungen war aber noch nicht geschlagen. Mit einem 4:1-Lauf war wieder alles offen. 33:33! Emil Jakobsen übernahm Verantwortung, Melsungen glich wieder aus. Niclas Kirkeløkke sorgte für den nächsten emotionalen Höhepunkt: das 35:34! Ballgewinn, Ballverlust – und dann musste Jim Gottfridsson behandelt werden. Die letzten Sekunden waren eine Berg- und Talfahrt, bis der letzte MT-Freiwurf in der Mauer hängenblieb. Die SG war im Endspiel, Riesenjubel in blau-weiß-rot. „Ich ziehe den Hut vor unseren Fans“, sagte Blaž Blagotinšek. „Hoffentlich können wir morgen noch einmal eine solche Leistung bringen – die Akkus sind voll genug.“

MT Melsungen – SG Flensburg-Handewitt  34:35 (15:16, 28:28) n.V.
MT Melsungen: Morawski (9 Paraden) – Balenciaga (6), Mandic (3), Sipos (1), Kristopans (7), Moraes (1), Jonsson (6), Arnarsson, Cavalcanti, Kastening (8/3), Barrufet (2/1)
SG Flensburg-Handewitt: K. Møller (18/2 Paraden) – Golla (3), Kirkeløkke (6), Mensah (2), Gottfridsson (5), Jørgensen (2), Hansen (1), Pedersen, Jakobsen (9/4), Kopljar, Blagotinsek (3), L. Møller (4)
Schiedsrichter: Erdogan/Özdeniz (Türkei); Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Sipos 4 – Kirkeløkke 4, Blagotinsek 2, Jakobsen 2); Siebenmeter: 6/4:4/4 (K. Møller hält zwei Mal gegen Barrufet); Zuschauer: 11.000
Spielverlauf: 0:1 (3.), 2:2 (5.), 3:4 (7.), 5:4 (9.), 5:6 (10.), 7:7 (12.), 7:9 (14.), 9:10 (16.), 9:12 (20.), 11:13 (22.), 12:15 (25.), 14:15 (28.) – 17:16 (34.), 17:18 (36.), 18:19 (40.), 20:19 (41.), 21:21 (44.), 23:21 (46.), 23:24 (53.), 25:25 (55.), 26:27 (58.), 28:27 (59.) – 29:29 (61.), 29:32 (65.), 31:32 (66.), 33:33 (67.), 34:34 (69.)