Aleš Pajović, wie fühlt man sich als Sieger der EHF European League? Was überwiegt: Stolz, Erleichterung oder Freude?
Aleš Pajović: Alles zusammen, würde ich sagen. Es hat zwei Tage gedauert, bis sich die erste Euphorie gesetzt hat und man begriff, was die EHF European League bedeutet. Es handelt sich um einen großen Titel. Und für mich ist es eine besondere Ehre, dass ich so schnell etwas gewinnen konnte. Die Mannschaft war an beiden Tagen so stark, dass sie die Einschätzungen von vor der Saison bestätigen konnte: Sie war ein Kandidat für den Sieg in der EHF European League und auch in der Meisterschaft. Sie hat in Hamburg alles gegeben und viel investiert. Bei den taktischen Vorgaben hatte ich ab der ersten Minute gespürt, dass die Spieler voll fokussiert waren und Charakter und Willen zeigten.
Wie kannst du dir im Nachhinein erklären, dass die Mannschaft am zweiten Tag von Hamburg noch so viel Energie hatte? Montpellier HB hatte ja im Endspiel keine Chance.
Aleš Pajović: Das Halbfinale war von der Intensität her schon ein Endspiel – und dann noch die Verlängerung. Da war nicht viel Zeit zur Regeneration, aber wir ließen die Spieler am Sonntag etwas länger schlafen. Die Physiotherapeuten machten einen großartigen Job. Motiviert waren alle, das Endspiel machte Beine. Wir Trainer hatten uns schon vorher auf beide möglichen Final-Gegner vorbereitet. Als dann um 20 Uhr klar war, dass es Montpellier werden würde, machten wir noch am Abend einen ersten Spielplan und schlossen die Video-Analyse ab. Am nächsten Vormittag führten wir hauptsächlich Gespräche in Kleingruppen. Für die Offensive hatte ich mit Mads Mensah und Jim Gottfridsson eine gute Zusammenarbeit, für die Abwehr waren alle drei Kreisläufer involviert. Es lief von Anfang an gut. Dazu kam die Kulisse: Unsere Fans haben beide Tage zu Heimspielen gemacht. Nach 40 Minuten sah ich in den Augen der Spieler von Montpellier, dass sie sich aufgegeben hatten.
War dir bewusst, dass die SG in der kommenden Saison vielleicht nicht auf der europäischen Bühne spielen würde, wenn Montpellier den „Pott“ geholt hätte?
Aleš Pajović: In der Woche vor dem Final Four ging einem diese Möglichkeit schon durch den Kopf. Die Heimniederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen tat weh. Man dachte, es könnte mit der erneuten Teilnahme an der EHF European League nichts werden. Diese Gedanken waren schwer zu akzeptieren. In Hamburg gab es dann so viel Input, dass man sich zunächst nur mit dem Halbfinale und dann mit dem Endspiel beschäftigen konnte.