„Die SG liegt mir am Herzen“

- Das Interview der Woche: Oscar Carlén

Am 29. November gastiert die SG Flensburg-Handewitt in Ystad. Der schwedische Lokalmatador wurde im Sommer zum zweiten Mal nach 1992 Landesmeister und setzt auf einen Trainer, der auch bei SG Fans bestens bekannt ist. Oscar Carlén spielte von 2008 bis 2011 für die SG. Die Redaktion sprach mit dem 34-Jährigen.

Oscar, Ystads IF und die SG spielen in der EHF European League gegeneinander. Wie waren deine Gedanken, als diese Partie feststand?
Oscar Carlén: Als wir in der Staffel B eingeordnet waren, hatte ich nur gehofft, dass Flensburg in unsere Gruppe kommt. Als es dann wirklich so kam, habe ich mich nur gefreut. Nicht weil es eine einfache Aufgabe für uns wird, sondern weil die SG so ein interessanter Gegner ist – für mich persönlich und auch für Ystad. Immerhin kommt Jim Gottfridsson in seine Heimatstadt. Außerdem können wir darauf hoffen, nicht 1200 Fans im Rücken zu haben, sondern ein ausverkauftes Haus mit 2700 Zuschauern zu bekommen.

Wie schätzt du die Gruppe ein?
Oscar Carlén: Auf den Staffelsieg dürfte die SG der Favorit sein. Eine sehr starke Mannschaft hat auch PAUC Handball mit zahlreichen französischen Nationalspielern. FTC Budapest hat sich verstärkt. Für Benidorm, Valur und uns geht es wohl nur um den vierten Platz, der noch für die Playoffs berechtigt.

Von 2008 bis 2011 spieltest du für die SG. Dann warst du zum HSV Hamburg gewechselt, kamst da aber wegen einer schweren Blessur nie zum Einsatz. Wie ist es dir seitdem ergangen?
Oscar Carlén: 2013 kehrte ich zurück nach Schweden. Ich hatte meine Karriere nach der Knie-Verletzung beendet. Zwei bis drei Jahre hatte ich praktisch nichts mit Handball am Hut. Ich studierte und vermarktete zusammen mit Tobias Karlsson und Patrik Fahlgren Sportversicherungen. Wir drei sind immer noch Gesellschafter dieses Unternehmens. 2017 wurde ich Assistent bei Ystads IF, vor zwei Jahren dann Trainer.

Und im Frühling wurde dein Klub sogar schwedischer Meister…
Oscar Carlén: Ystad hat lange gewartet, es war der erste Titel seit 30 Jahren. Es war ein großer Moment für unsere kleine Stadt, die nur 30.000 Einwohner zählt. Eine Besonderheit ist auch, dass drei Väter von der heutigen Generation 1992 die Meisterschaft feierten, darunter mein Vater. Ich sah damals häufiger Bilder und Videos. Vor Augen habe ich, wie Trainer Kent-Harry Andersson auf der Feier Gitarre spielte.

Er war in den ersten Monaten auch dein Trainer bei der SG. Welche Erinnerungen hast du an die drei Jahre in Flensburg?
Oscar Carlén: Die SG liegt mir noch immer am Herzen. Die Zeit in Flensburg war der Höhepunkt meiner Karriere – auch wenn wir keine Titel gewannen. Aber ich spielte meinen besten Handball überhaupt. Mit Jacob Heinl oder Tobias Karlsson habe ich immer noch Kontakt. Michael Knudsen traf ich in der letzten Serie, als wir im Europapokal auf Bjerringbro-Silkeborg trafen. Mit Lasse Svan hörte im Sommer der letzte SG Spieler auf, mit dem ich einst zusammen gespielt hatte. Wir hatten in Flensburg eine sehr gute Gemeinschaft.

Wie läuft es bislang in der schwedischen Liga?
Oscar Carlén: Wir hatten einen schweren Auftakt und verloren zwei Spiele mit einem Tor. Die Vorgabe des Vereins ist es, unter die ersten Vier zukommen. Dann hätten wir im Viertelfinale der Playoffs, das im Modus „Best of Five“ ausgetragen wird, den Vorteil eines dritten Heimspiels. Platz drei ist drin. Die Favoriten sind Kristianstad und Sävehof.

Zum Team um die Mannschaft gehört auch Mattias Andersson, der zwischen 2011 und 2018 das Tor der SG hütete. Er hat ja nun als Torwarttrainer mehrere Auftraggeber. Wie oft ist er bei euch?
Oscar Carlén: Wenn Mattias Andersson in Ystad ist, kommt er ein oder zwei Mal die Woche zu uns. Dann sitzt er bei den Spielen auch mit auf der Bank.