In der Duburghalle läuft das Abschluss-Training für das Spitzenspiel in Magdeburg. Michael Döring ist ein aufmerksamer Beobachter. „Einen Tag vor einem Spiel ist immer der letztmögliche Härtest”, erklärt der Athletik-Trainer. „Wir schauen, wie die Schulter oder der Rücken reagieren. Wir wollen keine angeschlagenen oder gar verletzten Spieler in ein Match schicken, da dann die Gefahr einer Folgeverletzung zu groß wird.” In die Abschlusseinheit selbst ist er kaum eingebunden – es sei denn, ein Akteur kann nicht alle Übungen machen und muss das Pensum drosseln. Anders sieht es vor und nach dem Training aus, wenn Michael Döring für Fragen und Ratschläge zur Verfügung steht. Die Spieler selbst absolvieren vor und nach jeder Übungseinheit ein kleines Interview. Wie fit ist der Spieler? Und vor allem: Wie fühlt er sich? Bei den Spielen werden die subjektiven Einschätzungen mit einigen Fakten von Liga-Partner „Kinexon“ gepaart: Einsatzzeiten, bewältigte Distanzen und Körper-Intensität. Die Universität Paderborn entwickelte eine App, die alle Werte bündelt und grafisch ansprechend aufbereitet.
Weitere Entscheidungshilfen
So erhält das Trainer-Team einige Hilfeleistungen, um keinen Spieler zu überfordern, keinen zu unterfordern und um das Leistungsmaximum im Spiel und nicht in einer Übungseinheit zu erreichen. „Früher hatte ein Trainer das Gefühl, wen er schonen muss, jetzt hat er weitere Entscheidungshilfen“, erklärt Michael Döring. „Wir können nicht verhindern, dass sich jemand verletzt – aber das Risiko und vor allem die Leistung haben wir stets im Blick.“ Ihn hatte Maik Machulla 2017 mit ins Boot geholt. „Wir wollen die Übungseinheiten individueller gestalten und mehr auf die Leistungsdiagnostik setzen“, erklärte der Chefcoach damals. Michael Döring war da schon seit vier Jahren in Flensburg, war am Aufbau der Akademie beteiligt und ist noch immer ein Akteur im Talentsektor. Einst hatte er Sportwissenschaften studiert, Trainer-Lizenzen in Deutschland und Dänemark gesammelt und Jugend-Teams trainiert. Inzwischen konzentriert sich der 44-Jährige aber komplett auf den Athletik-Bereich. Er hat gerade beim Kraft-Training und bei Fragen der Regeneration den Hut auf.
Rückschlüsse aus Daten
Deshalb fährt Michael Döring auch ins Trainingslager oder bei längeren Auswärtsreisen mit. Sonst sitzt er zu Hause, verfolgt die Spiele im Fernsehen. Am Computer sichtet und analysiert er die einlaufenden Daten, zieht seine Rückschlüsse. Im Bedarfsfall werden die Ergebnisse direkt nach einem Spiel übermittelt. Eine engere Begleitung erfahren verletzte Handballer, die in der Halle ihr eigenes Programm abspulen und verstärkt an Maschinen und Geräten arbeiten. Home-Training ist in Zeiten der Corona-Pandemie zu einer weiteren Variante geworden. Im März mussten Simon Hald und Mads Mensah für zwei Wochen in Quarantäne. Sie bekamen einen Plan und vor allem ein Fahrrad und Hanteln, um in der heimischen Garage aktiv sein zu können. Als die beiden Dänen wieder am Mannschaftsbetrieb teilnehmen konnten, nahm Michael Döring gerade die bei ihnen in der Isolation vernachlässigte Bewegungs-Koordination genau unter die Lupe.
Besondere Zeiten, besondere Planungen
Während der Corona-Pandemie ist nichts einfacher geworden, wie der Athletik-Trainer häufiger feststellt. „Die Planbarkeit war schon immer aufgrund von Einsätzen in den Nationalteams oder aufgrund kurzfristig geänderter Anwurfzeiten nicht einfach“, berichtet er. „In den letzten Monaten aber gibt es fast stündlich Veränderungen. Plötzlich erfahren wir im Abschluss-Training, dass es doch erst in vier Tagen weitergeht.“ Dann stecken sie im Trainer-Team die Köpfe zusammen und müssen den Wochenplan umwerfen. An einen Grundsatz wollen sie möglichst festhalten: Einen Tag vor einem sehr taktisch geprägten Abschluss-Training werden schwere Gewichte herangezogen, um die Explosivität zu befeuern. Immer im Fokus: das Leistungsmaximum jedes einzelnen Handballers.