Die Kraft einer Heim-EM

- Tamás Mocsai: Der einzige Ungar im SG Trikot

In Kürze ist es so weit: Ab Donnerstag steigt zum 15. Mal die Handball-Europameisterschaft. Erstmals fungieren Ungarn und die Slowakei als Gastgeber. Das Turnier, speziell die Spiele in Budapest und Szeged, wird auch Tamás Mocsai aufmerksam verfolgen. Der 43-Jährige ist der einzige Ungar, der jemals für die SG Flensburg-Handewitt spielte.

Neun Jahre lang gehörte der Linkshänder zu den Gesichtern der Bundesliga. Zwei davon, nämlich von 2010 bis 2012, lief er als Akteur der SG in die „Hölle Nord“ ein. Zunächst Oscar Carlén, dann Holger Glandorf – das waren die Positionskollegen in einer Zeit, die durch den Europacup der Pokalsieger und die deutsche Vize-Meisterschaft gekrönt wurde. „Das war eine sehr gute Gemeinschaftsarbeit“, erinnert sich Tamás Mocsai. Im Sommer 2019, zur Abschiedsgala von Tobias Karlsson, war er mal wieder in der FLENS-ARENA. „Es war schön, alle wieder zu sehen!“ Im Oktober traf er SG Urgestein Lasse Svan in Veszprém, im Dezember Viktor Szilagyi in Szeged. Einst war dieser sein Zimmerkollege bei der SG, heute fungiert er als Geschäftsführer beim THW Kiel. „Es ist interessant zu beobachten, dass alte Weggenossen weiterhin ein Teil des Handballs sind und man auf diese Weise Kontakt halten kann“, meint Tamás Mocsai.

Zwischen Plattensee und Budapest
Tamás Mocsai ist dem Handball weiterhin eng verbunden. Er arbeitet als Geschäftsführer der ungarischen Handball-Akademie „Neka“, die am Südufer des Balatons 150 junge Handballer im Alter zwischen 14 und 21 Jahren ausbildet. Die Junioren mischen als Fünfter die ungarische Liga auf, die weiblichen Talente hoffen auf den Erstliga-Aufstieg. Tamás Mocsai ist weniger in den Tagesablauf integriert, sondern kümmert sich um den großen Rahmen. Auch die Immobilien sind zu verwalten. Dazu gehören drei Sporthallen, ein Internat, ein neues Fitness-Studio und Unterkünfte. Drei Tage die Woche ist der 43-Jährige am Balaton. Häufiger ist etwas in Budapest zu regeln. In der ungarischen Hauptstadt wohnt er mit seiner Familie, dort besuchen seine beiden Kinder die Schule. Und damit nicht genug: Seit sieben Jahren ist Tamás Mocsai Bürgermeister der 400-Seelen-Gemeinde Felsőmocsolád. „Zum 170 Kilometer entfernten Heimatort meiner Mutter fahre ich immer am Mittwochabend und halte am Donnerstagvormittag meine Sprechstunde“, erzählt er.

Freudige Erwartungen an die EHF EURO
Auf die Europameisterschaft freut sich der 190-malige Alt-Internationale und zweimalige Olympia-Teilnehmer. Er wird mehrmals als TV-Experte im Einsatz sein. Im Dezember war er zur Einweihung der neuen Spielstätten in Szeged (8300 Zuschauer) und Budapest (19.000 Zuschauer). Sein Herz schlägt natürlich für Ungarn. „Wir haben eine junge Mannschaft, die schon bei der letzten Weltmeisterschaft bewiesen hat, zu was sie fähig ist“, meint Tamás Mocsai. Im Januar in Ägypten schlugen die Magyaren unter anderem die DHB-Auswahl und mussten sich schließlich im Viertelfinale gegen Frankreich erst in der Verlängerung geschlagen geben. Nun sind Portugal, Island und die Niederlande die Gegner in der Vorrunde – vor der großen Kulisse von Budapest. „Eine Heim-EM könnte zusätzliche Kräfte freisetzen“, glaubt Tamás Mocsai.