Die kleinen Ämter

- Ein etwas anderer Einblick ins Team-Gefüge

Groß geredet wurde über die kleinen Ämter noch nie. Länger als Lasse Svan für die SG Flensburg-Handewitt spielt – das ist immerhin seit 2008 – werden unter den Spielern einige Aufgaben verteilt, die den Ablauf rund um die Spiele und das Training vereinfachen und verbessern sollen. Nun erzählten die Handballer etwas über ihre Ämter.

Es wird Zeit. Johannes Golla achtet stets darauf, dass er und seine Teamkameraden vor einem Spiel rechtzeitig zum Aufwärmen auf das Parkett kommen und es rechtzeitig wieder verlassen – wenn das Licht ausgeht. Beim Training ist er es, der für einige Minuten die Übungen eines Warmups vormacht. „2019, als Rasmus Lauge die SG verließ, habe ich diese Aufgabe übernommen“, verrät der Kreisläufer. „Zum Glück habe ich dieses Amt wiederbekommen.“

Ämter-Vergabe im Sommer
Immer während der sommerlichen Vorbereitung werden die Karten neugemischt. Jim Gottfridsson und Kapitän Lasse Svan sitzen dann häufiger zusammen und beraten. Spieler scheiden aus, neue kommen, und auch Ämter werden geändert. „Wir hatten beispielsweise mal einen DVD-Zuständigen, aber keiner schaut mehr eine DVD im Bus“, erklärt Lasse Svan. „Natürlich machen die anderen Spieler auch Vorschläge oder äußern Wünsche, letztendlich entscheiden aber Jim und ich, welches Amt für wen passend ist.“ Franz Semper ist zufrieden. Er kümmert sich weiterhin um den Obstsalat. Den Job hatte er vor zwölf Monaten übernehmen müssen, längst hat er sich mit ihm angefreundet. „Vor einem Taktik-Training mache ich immer einen Obstsalat – damit wir beim Video-Schauen etwas Gesundes essen können“, erzählt der Linkshänder. Hampus Wanne hat deutlich weniger zu tun. Er ist Unterhaltungswert. „Wir haben so viele Spiele, dass wir nebenher gar nichts gemeinsam unternehmen können“, schmunzelt der Linksaußen. „Je länger man bei der SG ist, desto bessere Ämter erhält man.“ Das bestätigt auch Lasse Svan: „Unsere Neuzugänge haben etwas mehr zu tun. Die länger dabei sind auch mal weniger.“

Kniffliger Job
Zu den „Frischlingen“ zählt Aaron Mensing. Er muss immer zeitig da sein, da er einen Tablet-PC mit sich schleppt. Diesen hängt er vor jedem Training an die Wandvorrichtung in der Kabine und fährt ihn hoch. Die eintreffenden Teamkameraden tippen auf einer Skala von eins bis zehn ihre Befindlichkeit ein. Die Werte schauen sich das Trainer-Team und die Sportwissenschaftler der Universität Paderborn an. Für Aaron Mensing ist diese Aufgabe insofern knifflig, da er fast jeden Tag an die Elektronik denken muss. Wenn er es vergessen sollte, droht eine Strafe.

Geld einsammeln
Da kommt Jim Gottfridsson ins Spiel. Er sammelt das Geld ein und verwaltet die Mannschaftskasse. Der Schwede hatte den Finanz-Job vor einigen Jahren übernommen, um nicht mehr die durchgeschwitzten Trainingsklamotten zur Wäscherei nach Handewitt zu fahren. Der Wäschewart wechselte erst in diesem Sommer von Mads Mensah auf Neuzugang Anton Lindskog. 

Die Historie der Ämter
Die Ämter-Hierarchie gibt es schon ewig, weiß „Dauerbenner“ Lasse Svan. „Es war schon mal jemand unzufrieden, aber diese Aufteilung hilft, dass alles reibungslos läuft“, sagt der Kapitän. Er war 2008, als er zur SG stieß, damit beauftragt, genug Shampoo einzustecken – für das Duschen nach dem Training oder nach den Spielen. „Für die ganze Mannschaft braucht man ungefähr eine halbe Flasche“, verrät Magnus Rød, der nun diese Aufgabe zu bewältigen hat.

Wechsel von Ämtern
Bis zum Sommer war Gøran Søgard als Essenswart in die Versorgung der Handballer involviert. Er hatte stets mit dem Koch des Restaurants „Viva“ zu regeln, was und wann etwas in die Spielkabine oder in den Bus geliefert werden soll. Vor wenigen Wochen schnappte sich Marius Steinhauser diesen Job und koordiniert nebenbei die Ticket-Vergabe an die Spieler. Gøran Søgard ist stattdessen zum Herr des Bieres geworden, besorgt eine Kiste als Siegestrunk und füllt den Kühlschrank mit „Cocio“, einem Kakao-Getränk.

Der Mannschafts-DJ
Mit Selbstironie geht Kevin Møller an die Sache. In seinem Steckbrief steht „Musik vom Mannschafts-DJ“ als Favorit. „Über den kann ich nur Gutes sagen“, lacht der Torwart und zeigt auf sich selbst. Mit House, Pop oder Rock – in jedem Fall fetzige Rhythmen – heizt er die Jungs ein, damit sie voll ins Kraft-Training einsteigen. Nach einem Spiel heißt die Devise seiner Play-List: Etwas gedämpfter, aber gute Laune! „Man will sich auch etwas unterhalten können“, sagt Kevin Møller und verspricht Party-Stimmung nach großen Siegen. „Die kommen hoffentlich bald!“

Die Ämter
Kapitän: Lasse Svan
Aufräumen/Wasser: Emil Jakobsen (Lasse Møller hilft, wenn er da ist)
Mannschaftskasse: Jim Gottfridsson
Unterhaltungswart: Hampus Wanne
Shampoo: Magnus Rød
Aufwärmen: Johannes Golla
Wäsche: Anton Lindskog
Kaffee: Benjamin Buric
Obst: Franz Semper
Musik: Kevin Møller
Bälle (auch Fußball): Simon Hald
Klamotten: Mads Mensah
Bier/Cocio: Gøran Søgard
Karten/Essen: Marius Steinhauser
iPad/Schlüssel: Aaron Mensing