Für diesen sportlichen Husarenstreich wurde Ende Juli der Grundstein gelegt. Ein Spieler fehlte allerdings: Lars Kaufmann. Er musste zwei Mal am Knie operiert werden und fiel die ganze Saison aus. Da für die halblinke Position nur noch Olafur Gustafsson zur Verfügung stand, entschlossen sich die Verantwortlichen zu einem Blitz-Transfer: Drasko Nenadic. Während bei dieser Verpflichtung der Zufall Pate stand, waren die anderen Neuzugänge das Ergebnis eines langfristigen Scoutings unter sparsamer Prämisse. Die SG holte unerfahrene Talente mit großen Perspektiven. Das galt für den serbischen Rechtsaußen Bogdan Radivojevic ebenso wie für den schwedischen Linksaußen Hampus Wanne und auch für das 20-jährige Rückraumjuwel Jim Gottfridsson. Wenige Wochen später glänzten die Neuzugänge mit zwei nahezu akzentfrei ausgesprochenen Wörtern: „Deutscher Meister!“ Ljubomir Vranjes schüttelte da nur mit dem Kopf. „Das sind junge Leute, die nicht wissen, worüber sie reden“, sagte er. „Für mich ist immer noch der THW Kiel der Favorit.“
Ein kleiner Titel
Der Super Cup in Bremen, bei dem die SG als Vize-Meister und Vize-Pokalsieger den THW Kiel herausforderte, forcierte am 20. August 2013 das Gerede über einen Favoritenstatus. Mit einem 29:26 fuhr die SG zum zweiten Mal diesen ersten kleinen offiziellen Titel ein. „Ich will diesen Erfolg nicht schlecht reden“, sprach Ljubomir Vranjes. „Aber wir haben heute keine zwei Punkte geholt, das ist nur der Abschluss einer anstrengenden Vorbereitung.“ Rund lief es noch nicht. Spätestens mit der 27:29-Niederlage beim SC Magdeburg zeigte sich, dass im Rückraum eine Baustelle klaffte. Im Spiel bei den Rhein-Neckar Löwen breitete sich eine Hilflosigkeit wie ein Flächenbrand über die gesamte zweite Reihe der SG aus. Nach dem 22:29 redete Ljubomir Vranjes Tacheles: „Wir sitzen alle in einem Boot, und wir können aus diesem die ganze Saison nicht aussteigen.“ Der Motor stotterte jedoch weiter. In Lübbecke drehte die SG erst nach einem Pausen-Rückstand auf, gegen die Füchse Berlin erzitterte sie ein glückliches Remis.
Platz zwei in der Champions-League-Gruppe
In den nächsten Wochen behauptete sich die SG gegen die Kontrahenten aus Mittelfeld und Tabellenkeller durchweg und kletterte in der Bundesliga immer weiter gen Spitze. Derweil hatte die Vorrunde in der Champions League begonnen. „Wir wollen die gesamte Distanz bis Köln meistern“, erklärte Tobias Karlsson: „Unser erstes Ziel muss daher lauten: Gruppensieg.“ Als ärgster Widersacher in der Staffel D galt der HSV Hamburg. Von den anderen Kontrahenten musste der dänische Meister aus Aalborg am meisten beachtet werden. Zum Rückspiel in Nordjütland fuhren nicht weniger als sechs Fan-Busse. Über weite Strecken boten beide Teams einen munteren Schlagabtausch. Aalborg schaffte den 26:26-Ausgleich. Wenig später erkämpfte sich Thomas Mogensen einen Siebenmeter, den Steffen Weinhold kaltschnäuzig zum Siegtreffer vollstreckte. Damit war klar, dass die SG zumindest als Zweiter sicher ins Achtelfinale kommen würde. Das Nordduell in Hamburg brachte eine Überraschung: In der SG Aufstellung stand weitgehend die zweite Reihe. „Ich wollte gewinnen, aber ich wollte das mit Spielern tun, die nicht so oft dabei sind“, betonte Ljubomir Vranjes. „Einsatzzeiten in solch wichtigen Spielen sind für die Entwicklung der jungen Akteure wichtig.“ Nur: Nach dem 27:32 an der Elbe war der Gruppensieg außer Reichweite.