Die besten Hinrunden

- SG Historie: Der Rekord liegt bei 34:0 Punkten

Die letzten Monate waren voller Hindernisse für die SG Flensburg-Handewitt. Trotz aller Widrigkeiten schlug sie sich gut. Auch wenn die Auswärtspartie bei der TSV Hannover-Burgdorf noch nachgeholt werden muss, lässt sich schon jetzt sagen: Von der Moral her war es eine sehr gute Hinrunde, von der Ausbeute gab es bessere und problemfreiere in der langen Vereinshistorie. Eine Übersicht.

Jene Serie war spektakulär. Im Sommer 2018 musste die SG auf sechs Positionen das Personal tauschen, dennoch eilte sie in der LIQUI MOLY HBL von Sieg zu Sieg. 24 Stück in Folge waren es im Frühjahr. Ein Vereinsrekord! Schon kurz vor Weihnachten, nach einem 25:23-Arbeitssieg über den Bergischen HC, hatten die Nordlichter die „blütenweiße Hinrunden-Weste“ gefeiert. 34:0 Punkte – das hatten bis dahin nur  der TBV Lemgo (2002/3) und der THW Kiel (2011/12) geschafft. „Manchmal muss ich mich selbst kneifen angesichts der Top-Leistungen, die meine Mannschaft Woche für Woche abruft“, verriet SG Trainer Maik Machulla. „Unsere Grundmotivation ist natürlich unverändert: Wir wollen jedes Spiel gewinnen, gerade zu Hause.“ Das funktionierte weiterhin gut. Im Juni 2019 bejubelte die SG in Düsseldorf ihre dritte deutsche Meisterschaft.

Sechs Herbstmeisterschaften
Nicht immer war eine hervorragende Hinrunde gleichbedeutend mit dem Titel. Im Dezember 2016 leuchteten 32:2 Punkte auf dem Konto. „Mir ist das völlig egal“, meinte der damalige Coach Ljubomir Vranjes. „Ich möchte im Juni ganz oben stehen.“ Das klappte nicht, die Rhein-Neckar Löwen hatten den stärkeren Endspurt. Und in der vergangenen Saison waren die vier „Miesen“ bis zum Dezember eine gute Ausgangsbasis für ein packendes Meisterduell, in der Endabrechnung fehlte aber ein Wimpernschlag, um dem THW Kiel die Krone abzunehmen. Die erste von sechs „Herbstmeisterschaften“ registrierte die SG bereits im Dezember 1999. Nur eine Niederlage in Gummersbach und eine Heimpleite gegen den THW Kiel beschmutzten vor 22 Jahren die Weste. „Wenn mir vor der Saison jemand erzählt hätte, dass eine Mannschaft mit dieser Bilanz die Tabelle anführt, ich hätte ihn für verrückt erklärt“, staunte SG Geschäftsführer Manfred Werner. Im nächsten Frühjahr schrammte die SG nur um wenige Tore am ersten Platz vorbei.

Der Weg zur ersten Meisterschaft
Vier Jahre später brachte die Durchgangsstation von 30:4 Zählern mehr Glück. Zunächst hatte sich die SG durch einen glatten 34:26-Erfolg über den HSV Hamburg vom Verfolger-Feld abgesetzt, dann hagelte es bereits Lobeshymnen. HSV-Coach Bob Hanning sprach von der „besten taktischen Einstellung der Liga“. Und der damalige HSV-Berater Dierk Schmäschke unkte: „Die SG hat das Zeug Meister zu werden.“ Thorsten Storm, seiner Zeit Geschäftsführer der SG, nahm den Ball auf: „Ein Grund für unsere Stärke sitzt sicherlich neben mir“, sagte er in einer Pressekonferenz und blickte dabei auf seinen Coach. Kent-Harry Andersson war erst wenige Monate im Amt und verpasste der Mannschaft den letzten Feinschliff, der im Mai 2004 die erste deutsche Meisterschaft bedeutete.

Ungewöhnliche Serie zwischen 2004 und 2007
Kurios: Zwischen 2004 und 2007 schloss die SG die Hinrunde gleich vier Mal in Folge mit 29:5 Punkten ab. Eine tolle Bilanz, die allerdings nur einmal die Herbstmeisterschaft und nie den Titel bedeutete. Kurzum: Auch die Konstanz der Konkurrenz spielt eine Rolle, ob eine tolle erste Halbzeit wirklich ein Alleinstellungsmerkmal ist. Und einmal erfuhr die SG, dass auch im Endspurt noch etwas gehen kann. Im Dezember 2017 standen nach 17 Spieltagen vergleichsweise bescheidene 27:7 Punkte zu Buche. Um die Weihnachtstage brachten mit einer Niederlage bei Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen und ein Remis gegen Hannover weitere Belastungen. Doch nur wenige Monate später jubelte nur die SG…