Sie bewies ein gutes Gespür und holte den Norweger Christian Berge aus seinem Vertrag bei Viking Stavanger heraus. Coach Erik Veje Rasmussen schätzte sich glücklich, mit drei gelernten „Dirigenten“ auf die unterschiedlichsten Situationen reagieren zu können. „Igor Lavrov spielt sehr dynamisch und unrhythmisch“, erklärte der Coach. „Roger Kjendalen spielt rhythmisch und kann das Tempo kontrollieren, und Christian Berge kann rhythmisch und schnell spielen.“ Den ersten Paukenschlag registrierten die SG Anhänger bereits am dritten Spieltag: Die Nordlichter distanzierten den vermeintlichen Mitfavoriten GWD Minden frühzeitig und marschierten zu einem 28:22-Auswärtssieg. Bestnoten verdiente sich Igor Lavrov, der danach allerdings in einem Autounfall verwickelt war und mit einem Schlüsselbeinbruch mehrere Wochen fehlte. Für die SG kein großes Problem. Als Erfolgsgeheimnis entpuppte sich eine Rotation, eine gewisse Unberechenbarkeit, in der Aufstellung.
Herbstmeister mit Schönheitsfehlern
Anfang Dezember hatte sich SG nach zehn Siegen in Reihe abgesetzt. 28:2 Punkte waren das Nonplusultra im Handball-Oberhaus. Vor dem Derby gegen den THW Kiel hofften die Fans auf einen weiteren Meilenstein. Doch es kam anders: Während die SG Akteure nach dem Schlusspfiff fluchtartig die Halle verließen, vollführten die Kieler einen Siegestanz und feierten ein 26:22. Jan Holpert blickte unruhig nach vorne: „Diese Niederlage wird noch lange durch unsere Köpfe schwirren.“ Die Herbstmeisterschaft wanderte dennoch in den hohen Norden. Das Restprogramm barg allerdings seine Tücken: Nicht weniger als zehn der 16 ausstehenden Spiele hatte die SG in der Fremde zu bestreiten – wegen der ursprünglich geplanten, dann aber doch abgesagten Erweiterung der Fördehalle.
Rhythmusprobleme mit mehreren Ursachen
Die lange Pause wegen der Europameisterschaft in Kroatien war nicht unbedingt ein Vorteil. „Uns ging offenbar etwas von der Gruppendynamik verloren“, analysierte Erik Veje Rasmussen nach Niederlagen in Magdeburg und in Essen. Zudem störte eine lange Krankenliste den Rhythmus. Trotz aller Widrigkeiten hielt sich die SG weiterhin tapfer. Im EHF-Cup stieß sie ins Halbfinale vor, im DHB-Pokal glückte der Sprung ins Final Four, und in der Bundesliga behauptete man die Spitze. Mitte März hatte sich die Situation entspannt. Nur der THW Kiel vermochte zu folgen.
Ein dramatisches Pokalfinale
Im Endspiel um den DHB-Pokal kam es zu einem ersten direkten Aufeinandertreffen der beiden Rivalen. In der mit 4500 Zuschauern gefüllten Alsterdorfer Sporthalle knisterte es nur so vor Spannung. Morten Bjerre und Thomas Knorr inszenierten einen Kempa-Trick, der die Verlängerung einbrachte. Da agierten die „alten Schweden“ der Kieler abgebrühter. Thomas Knorr und „Faxe“ Jörgensen verkürzten noch auf 25:26. Doch die letzten Sekunden zerrannen, ohne dass die SG noch einmal den Ball erobern konnte. Die Mannschaft spülte ihren Frust in einer Flensburger Kneipe hinunter. Kapitän Jan Fegter stellte klar: „Dieses Spiel hat uns keinen Knacks versetzt, wir sind noch näher zusammengerückt.“