Jemand, der den Umbruch besonders gut personifizierte, war Oscar Carlén. Der gerade erst 20-jährige schwedische Linkshänder galt als hochtalentiert und wurde mit großen Vorschusslorbeeren an der Flensburger Förde empfangen. Ungewöhnlich war die familiäre Konstellation, da Senior Per Carlén gleich mitverpflichtet wurde. Das imposante Wechsel-Volumen war noch nicht einmal voll ausgeschöpft, als im Glücksburger „Strandhotel“ bereits das neue Mannschaftsfoto geschossen wurde. Die SG handelte mit GOG Svendborg ein kurzfristiges „Tauschgeschäft“ aus: Kasper Nielsen gegen Rechtsaußen Lasse Svan, der als „schnellster Spieler Dänemarks“ galt. Ab dem 3. September 2008 schürte ein aufgepepptes Rahmenprogramm die Erwartungen der Zuschauer. Der Einmarsch der SG Akteure war durch eine Remix-Schleife gelaufen. Dann sprang eine riesige Möwe auf das Spielfeld: „SiGi“ hieß das neue Maskottchen. Der Auftakt verlief mühevoll, doch er brachte zahlreiche Siege. Allerdings beantwortete der relativ leichte Spielplan nicht alle Fragen zum tatsächlichen Leistungsstand.
Erste Rückschläge
Die SG ließ zunächst nur in Wetzlar einen Zähler. Diesen Punktverlust hätte Lasse Boesen um ein Haar mit einem „Zaubertor“ vermieden. Er trat beim Stand von 27:27 zu einem letzten Freiwurf an und hämmerte den Ball aus spitzem Winkel ins rechte, obere Eck. Doch die Schiedsrichter pfiffen diese Aktion zurück, da ein Wetzlarer Akteur zu früh aus der Mauer gesprungen war. „Der Gegner macht einen Regelverstoß, und wir werden dafür bestraft“, zürnte Lars Christiansen. Der Freiwurf musste wiederholt werden. Ein zweites Kunststück glückte Lasse Boesen allerdings nicht. Erst am 25. Oktober 2008 hatte die SG beim 26:33 in Magdeburg ein aussichtsloses Unterfangen erleben müssen. „Angesichts des Umbaus der Mannschaft müssen wir mit Rückschlägen rechnen und manchmal Lehrgeld zahlen“, meinte Kapitän Ljubomir Vranjes.
Eine verpatzte Weihnachtsfeier
Die Adventszeit begann vielversprechend: Die Füchse Berlin hatten in der Campushalle keine Chance. „Der Dezember wird ein schöner Monat“, glaubte Thomas Mogensen. „Ich freue mich so richtig auf die vielen Spiele gegen Spitzenteams.“ Im Verfolger-Duell beim TBV Lemgo durfte man bis in die Schlussphase hinein von zwei Zählern träumen. Am Ende fuhr die SG ohne Ausbeute, aber mit Frust nach Hause. Oscar Carlén hatte sich einen fatalen Fehlpass erlaubt, den der TBV zum Sieg verwertete.
Eine Woche später bewies die SG Mut und legte ihre große Weihnachtsfeier auf den Abend nach einer schweren Auswärtspartie. Die HSG Nordhorn hatte zwar fünf Mal in Folge verloren, schwamm sich gegen die SG frei und erzielte schließlich das 31:30. Die Enttäuschung bei den Gästen war riesig. Und da war ja noch die Weihnachtsfeier. 400 Gäste warteten in Flensburg. Die SG Spieler erschienen zu später Stunde und trotteten zur Bühne. „Es ist in dieser Situation schwer für uns“, ergriff Ljubomir Vranjes das Wort. „Aber schön, dass so viele da sind.“