Der letzte Siebenmeter

- Der Triumph im DHB-Pokal 2015

Unglaubliche Spannung herrschte am 10. Mai 2015 im Hamburger Volkspark. Das Endspiel im DHB-Pokal nahm vor zehn Jahren alle Kapitel einer dramatischen Inszenierung mit. Die Spieler des SC Magdeburg und der SG Flensburg-Handewitt mussten sich sogar im Siebenmeterwerfen duellieren. Schließlich trat Hampus Wanne an die ominöse Linie – und sicherte der SG den Titel. Ein Rückblick.

Schon das Halbfinale war ein spannender Akt. Die ersatzgeschwächte SG versuchte es gegen die favorisierten Rhein-Neckar Löwen mit einer extrem offensiven Abwehr. Kurz vor Schluss hieß es 23:23. Das Ganze war reine Nervensache: Anders Eggert scheiterte mit einem Siebenmeter, während Patrick Groetzki in Kevin Møller seinen Meister fand. Die SG hatte Ballbesitz – noch 30 Sekunden. Die Zeit lief davon. Jim Gottfridsson traute sich, zog ab. Der Ball zappelte im Netz. Urplötzlich entlud sich die Anspannung in eine Jubelorgie. Die Fans sangen: „Oh, wie ist das schön!“ Auch Ljubomir Vranjes feierte mit seinen Jungs, hob dann aber mahnend den Finger. „Heute lobe ich nur ganz wenig“, sagte der Trainer. „Wir fahren jetzt ins Hotel. Essen und schlafen – morgen ist auch noch ein Tag.“

Endspiel gegen Magdeburg
Mit Schwung startete die SG das Finale gegen den SC Magdeburg. Doch schnell war es mit der Herrlichkeit vorbei. Es entwickelte sich ein Kampf auf Augenhöhe, ein packender Krimi, der in die Verlängerung ging. Der SCM lag knapp vorn, der SG blieb ein letzter Angriff. Anders Zachariassen tauchte frei am Kreis auf und rettete seinen Farben das Siebenmeterwerfen. Das begann glänzend: Kevin Møller blieb gegen Robert Weber siegreich, dann behielten stets die Schützen die Oberhand. Anders Eggert, Lasse Svan, Ahmed Elahmar und Jim Gottfridsson trafen für die SG, der SCM zog jeweils nach. Dann war Hampus Wanne an der Reihe. Als letzter Schütze hatte er es in der Hand: die Entscheidung oder der zweite Durchgang? Der junge Schwede zog cool ab – und der Aufsetzer klatschte ins Netz. Tor und Sieg! Hampus Wanne drehte sich um, streckte die Arme aus und empfing wenige Momente später die flugs heraneilenden Mannschaftskollegen, die den Siebenmeter-Helden auf Schultern trugen. Die SG hatte den DHB-Pokal 2015 gewonnen.

Die SG Akteure von 2015

Mattias Andersson: Der Torwart beendete mit der Meisterschaft 2018 seine Laufbahn. Heute ist der Schwede Torwarttrainer bei der DHB-Auswahl und beim THW Kiel.
Kevin Møller: Der zweite Keeper ging nach der Meisterschaft 2018 zum FC Barcelona und kehrte 2021 zur SG zurück.
Holger Glandorf: Der Linkshänder war aufgrund eines Achillessehnenrisses beim Pokalerfolg zum Zuschauen gezwungen. Er beendete seine Karriere 2020 und ist heute SG Geschäftsführer.
Ahmed Elahmar: Der Ägypter wurde als Ersatz für Holger Glandorf verpflichtet und kehrte in seine Heimat zurück, ehe 2022 Schluss war.
Johan Jakobsson: Der schwedische Linkshänder war mit 13 Toren der beste Schütze beim Final Four 2015. Er blieb bis 2017 bei der SG und spielte dann noch zwei Jahre beim IK Sävehof.
Jim Gottfridsson: Der schwedische Dauerbrenner wird im Sommer zu Pick Szeged wechseln.
Tobias Karlsson: Der Abwehrchef beendete 2019 seine Laufbahn. Er lebt in Schweden und ist unter anderem für die schwedische Nationalmannschaft tätig.
Drasko Nenadic: Der serbische Rückraumspieler verließ nur wenige Wochen nach dem Pokal die SG und schloss sich dem HSV Hamburg an. Heute spielt er in Spanien für BM Huesca.
Thomas Mogensen: 2018 war mit der Meisterschaft nach elf Jahren Schluss bei der SG. Die Vereinslegende ist heute Sport-Manager bei Kooperationspartner Sønderjyske HH.
Anders Zachariassen: Der dänische Kreisläufer kam im Sommer 2014 und holte mit dem DHB-Pokal seinen ersten SG Titel. Er gehört zu den Spielern, die zwei Mal deutscher Meister wurden. Sein aktueller Klub ist Bjerringbro-Silkeborg.
Jacob Heinl: Den Kreisläufer plagten Rückenbeschwerden, sodass er beim Final Four fehlte. Die SG Legende beendete 2021 seine Profi-Laufbahn bei seinem Stammverein und lebt heute in Hamburg.
Lars Kaufmann: Der Halblinke spielte von 2015 bis 2017 für Frisch Auf Göppingen und zog dann nach Glücksburg.
Jakob Macke: Er wurde als Ersatz für Jacob Heinl vom ASV Hamm-Westfalen ausgeliehen. Seit seiner Heirat heißt er Jakob Schwabe und wird ab Sommer Trainer beim Drittligisten Ahlener SG.
Lasse Svan: Der SG Rekordspieler lief von 2008 bis 2022 für die SG auf. Heute ist der ehemalige Rechtsaußen ein gefragter Mental-Coach.
Bogdan Radivojevic: Der Serbe war zwischen 2013 und 2017 der zweite Rechtsaußen der SG. Heute steht er in Nordmazedonien bei Eurofarm Pelister unter Vertrag.
Anders Eggert: 2017 verließ die Linksaußen-Legende die SG und kehrte im Sommer als Co-Trainer zurück.
Hampus Wanne: Der schwedische Linksaußen war Pokalheld, damals aber nur die Nummer zwei auf seiner Position. 2022 ging er zum FC Barcelona.
Ljubomir Vranjes: Der Schwede blieb bis Juni 2017 der Trainer der SG und wechselte dann zu Telekom Veszprém. Seit 2023 ist er zurück als Sportlicher Leiter.
Maik Machulla: Der damalige Co-Trainer wurde ab 2017 Chefcoach der SG und zwei Mal deutscher Meister. Im April 2023 wurde er beurlaubt. Zur kommenden Saison wird er bei den Rhein-Neckar Löwen einsteigen.